
© Ann-Kathrin Gumpert (Archiv)
Augenzeuge schimpft zurück: „Der Feuerwehrmann hat seinen Job nicht richtig gemacht!“
Brandeinsatz Lange Straße
Der Brand im Hinterhof eines Gebäudes auf der Langen Straße war schnell gelöscht. Was dann passierte, wirkt aber nach: Erst äußerte die Feuerwehr Vorwürfe, nun wehrt sich ein Beschuldigter.
Der Brandeinsatz am Samstag auf der Langen Straße wirkt nach: Wer hat da einen Fehler gemacht? Die Feuerwehr beklagt, ein Autofahrer habe Ausrüstungsgegenstände überfahren und mit seinem Beifahrer massiv Kollegen beleidigt. Die Auto-Insassen kritisieren die schlechte Arbeit der Feuerwehr. Die Feuerwehr holte die Polizei hinzu.
Ursächlich war ein Feuerwehreinsatz im Hof des Hauses mit der Hausnummer 107. Dorthin war die Feuerwehr gegen 18.40 Uhr alarmiert worden und stellte fest, dass Verpackungsmaterial brannte. Kräfte der Hauptamtlichen Wache und die Löschzüge Habinghorst und Henrichenburg waren vor Ort, weil es mehrere Hinweise gab.
Zwei Atemschutztrupps gingen gegen das Feuer vor, das schnell gelöscht war und nicht auf ein Gebäude übergreifen konnte. Doch dann kam es zu einem besonderen Zwischenfall, der auch zwei Tage danach Fragen aufwirft.
Die Feuerwehr berichtete in einer Mitteilung am Sonntag, dass ein Auto über die Ausrüstungsgegenstände gefahren sei und es zu massiven Beleidigungen durch die Fahrzeuginsassen gekommen sei. Wir hakten bei Polizei und Augenzeugen nach.
Das sagt die Polizei:
Ramona Hörst weiß, dass der Brandeinsatz beendet war. „Schläuche, Lungenautomat und Pressluftatmer legte die Feuerwehr für kurze Zeit auf dem Gehweg ab“, heißt es laut Einsatzbericht der hinzugerufenen Beamten, die den Streit zwischen Feuerwehr und Auto-Insassen klären sollten. Die Feuerwehrleute wollten sie zum Einpacken vorbereiten.
Der Ablageort war „direkt neben einem geparkten Pkw“, so Hörst. Der Fahrer, der dann kam, sei eingestiegen und hätte laut Einsatzbericht die Gegenstände sehen müssen. Er schob dann aber beim Losfahren Teile der Ausrüstung mit dem Wagen weg und fuhr darüber.
Das heizte die Stimmung vor Ort an, denn der Sachschaden soll laut Feuerwehr in einer ersten Einschätzung bei mehreren 1000 Euro gelegen haben. „Die Polizei schrieb dann gegen 19.45 Uhr eine Anzeige gegen den Autofahrer“, so Hörst. „Alles weitere müssen die Vernehmungen und Ermittlungen ergeben.“ Unklar sei, ob es ein Unfall oder ein Sachbeschädigungs-Delikt sei.
Das sind die Schäden der Feuerwehr
- Auf dem Gehweg waren u.a. Atemschutzgeräte, Feuerwehrjacken und -hosen mit Reflektoren und gelbe Schläuche im Zuge der Aufräumarbeiten nach einem Feuerwehreinsatz deponiert, teilt die Stadt auf Anfrage mit.
- Vier Feuerwehrleute waren mit diesen Nacharbeiten zum Einsatz betraut.
- Der Schaden ist noch nicht zu beziffern. Die Geräte müssen eingeschickt werden.
- Die Polizei hat die Beteiligten natürlich getrennt voneinander befragt. Eine Beweissicherung ist erfolgt.
Das sagt der Beifahrer:
Muhammed Uguz (35), gebürtiger Castrop-Rauxeler, war Beifahrer des BMW. Der parkte laut seinen Angaben in etwa in Höhe der Gaststätte Dudelsack, ein paar Meter ums Eck. Feuerwehrfahrzeuge habe er hier im Umfeld nicht gesehen. Auch sei nichts abgesperrt oder gekennzeichnet gewesen oder durch einen Feuerwehrmann sichtbar gemacht - und es war dunkel.
„Die haben ihr Material hier offenbar direkt an den Autoreifen gelegt“, so Uguz im Telefonat mit unserer Redaktion am Montagmorgen. „Es war dunkel, und die Teile gingen gerade mal bis zum Knie. Wir haben sie nicht gesehen.“ Als der Fahrer dann losfuhr, habe es geknallt.
Sie stiegen aus und sahen „die ganzen Schläuche und Geräte“, so Uguz. „Dann kam ein Mann von der Feuerwehr und schrie uns an. Ich habe ihn gefragt, warum die ganzen Dinge hier auf dem Parkplatz herumliegen.“
Was sagt er zu den „massiven Beleidigungen“? „Das einzige, was ich dem Mann gesagt habe, ist, dass er einen Vogel hat“, so Uguz. „Es kann doch nicht sein, dass auf einer als Parkplatz gekennzeichneten Fläche die Sachen von der Feuerwehr liegen, die 50 Meter weiter einen Einsatz hat - und das ohne Absperrung oder so.“ Der Gehweg sei direkt daneben gewesen.
Die hinzugerufene Polizei habe ihm gegenüber dann gesagt, dass man ja vor dem Losfahren ums Auto herumlaufen müsse, um sich davon zu überzeugen, dass nichts im Weg liegt. „Ich habe zurückgefragt: Würden Sie das selbst machen?“
„Der Feuerwehrmann“, findet Uguz, „hat seinen Job nicht richtig gemacht und will uns die Schuld dafür in die Schuhe schieben.“ Einen möglichen Lackschaden am „nicht ganz so neuen BMW“ wolle man gar nicht geltend machen, wenn es denn einen gebe. „Darum geht es nicht.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
