Der 4. September 2013 ist ein Mittwoch, die Sommerferien sind in NRW vorbei und eben dieser Mittwoch ist der erste Schultag. In Castrop-Rauxel ist es außerdem die Premiere einer neuen Schulform, die Sekundarschule Süd startet ihren Schulalltag mit 140 Kindern. Die Ruhr Nachrichten titeln auf Seite eins „Start in eine neue Schul-Ära“. Das Konzept? „Die individuelle Förderung der Schüler soll nun an der Sekundarschule Programm sein – eine Schule für alle eben.“
So verlockend das Konzept der Sekundarschule damals auch klang, es hat sich nicht bewährt. 2020 beschließt der Rat, dass die Sekundarschule langsam ausläuft. Stattdessen kommt die Neue Gesamtschule Ickern. Was in der Schullandschaft von Castrop-Rauxel passiert ist, passt zur Entwicklung im Land. Eine Studie im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung kommt 2018 zu dem Ergebnis: „Nach allen bisherigen Beobachtungen dürfte die Sekundarschule in unmittelbarer Konkurrenz zur Gesamtschule nicht überlebensfähig sein.“ Das größte Problem sei, dass man an der Sekundarschule kein Abitur machen kann, an der Gesamtschule aber schon.
In unserer neuen Serie werfen wir eine Woche lang einen Blick in die Vergangenheit von Castrop-Rauxel. Jeden Tag nehmen wir uns eine Ausgabe aus dem Archiv und schauen, was aus den Nachrichten von damals geworden ist. Jeden Tag gehen wir ein Jahrzehnt weiter zurück. Den Start macht der 4. September 2013 und zum Schluss blicken wir in die Ausgabe vom 9. September 1963.
Spuren der Sekundarschule verschwinden
Die Neue Gesamtschule Ickern startet im August 2021 mit Schulleiterin Kerstin Bröker in den Schulalltag. In den Räumen der Sekundarschule Süd an der Kleinen Lönsstraße ist ab dem aktuellen Schuljahr eine andere Schule zu Hause. Die Grundschule am Hügel ist eingezogen, um einem zweiten Standort der Cottenburgschule Platz zu machen. Das Bildungsexperiment von damals ist gescheitert. Die Sekundarschule konzentriert sich seit Sommer 2022 für die verbleibenden Jahrgänge auf ihren Standort an der Schillerstraße.
Das Trauerspiel der Brandheide
Zwischen 1959 und 1972 werden Hausmüll, Bauschutt und teerbehaftete Abfälle auf einer Deponie zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund gelagert, der Deponie Brandheide. Damals hätten wahrscheinlich kaum einer geahnt, dass diese Deponie noch für viele Jahrzehnte Ärger machen wird. Denn die Deponie ist nicht ausreichend gesichert und die Abfälle drohen das Grundwasser zu verschmutzen.
Sie muss also saniert werden, das steht schon seit Ende der 90er-Jahre fest. Auch die Anwohner werden über die Abfallgebühren für die Sanierung zur Kasse gebeten. Aber der Beginn der Bauarbeiten verzögert sich immer wieder. Unser Artikel aus dem Jahr 2013 beschäftigt sich mit der CDU-Sommertour. Die Ortsverbände Frohlinde und Merklinde waren damals vor, Ort um sich über den Stand der Dinge zu informiere. 2013 schreibt unsere ehemalige Redakteurin Abi Schlehenkamp: „Ob’s noch in diesem Jahr losgeht, hängt von der offiziellen Förderzusage ab, und beim Kreis wird das umfangreiche Paket noch überprüft.“ Heute wissen wir: Es ging weder 2013 noch im Jahr darauf oder im Jahr danach los.

Von der Deponie zur Naturlandschaft
Es wird ein ewiges hin und her, mal scheint die Finanzierung der aufwendigen Maßnahmen gesichert, dann macht eine Fischtreppe einen Strich durch die Rechnung. Erst Anfang 2018 starten die Bauarbeiten und gehen bis Frühling 2019. Das Ergebnis kann sich dafür sehen lassen: Aus der gefährlichen Deponie ist ein Naherholungsgebiet geworden, das heute ein beliebtes Ausflugsziel ist.