Architekt Jörn Leder über das Haus, in dem ein Bus steckte „Statisch eine Katastrophe“

Architekt Jörn Leder: „Das Haus ist statisch eine Katastrophe“
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Jörn Leder ist in dieser Zeit einer der wichtigsten Berater der Eheleute, die im Haus an der Karlstraße in Castrop-Rauxel wohnen, in das am Montag (13.3.) ein Linienbus rauschte. Er ist Architekt, plante mit der Familie, also der Bewohnerin und ihrem Vater, der nebenan im selben Zeitraum einen Bungalow baute, 2015/16 die schicken Einfamilienhäuser mit weitem Grün dahinter.

Leder ist am Montagabend gleich zur Stelle, als der Bus gerade im Haus steckt. Er ist Dienstag da und auch am Mittwoch, als das Abschleppunternehmen Matena den Bus vorsichtig aus dem Hauswirtschaftsraum herauszieht. Wir konnten am Rande der Bergung des Busses mit ihm über die Zukunft dieses Hauses sprechen.

Jörn Leder, Architekt des Hauses an der Karlstraße, wie steht es um den Zustand?

Der ist leider nicht so schön. Wir konnten es gerade noch mal besichtigen, nachdem der Bus rausgezogen wurde. Es bestätigt sich: Die Risse ziehen sich von der vorderen Ecke bis in den hintersten Raum. Das ist statisch eine Katastrophe. Wir gehen davon aus, dass der Versicherer nun auch sagen wird, dass es ein Totalschaden ist und komplett abgeschrieben wird.

Das hieße dann: abreißen, neue Bauanträge stellen, an selber Stelle neu bauen. Oder wie wären die Abläufe?

Richtig. Die Stadt hat uns aber schon zugesagt: Das Gebäude ist erst fünf Jahre alt. Wenn wir es genauso wieder aufbauen wollen, dann ist die Unterstützung der Stadt da und der Antrag läuft schnell durch.

Wie sehen die Bewohner das denn? Sie stehen ja seit Montagabend in engem Austausch.

Sie sind relativ gefasst, sehen es aber auch so, dass es zu einem kompletten Neuaufbau kommen muss. Die Alternative wäre ja, dass man nun ein Jahr lang irgendwie wieder in einer Baustelle wohnt, die man ja erst vor ungefähr fünf Jahren abgeschlossen hat. Sie realisieren das wahrscheinlich erst ein bisschen später, da kommt noch einiges auf sie zu.

Vielleicht noch einmal zur Statik: Was bedeutet das denn nun für das Haus konkret? Warum ist das ganze Haus betroffen?

Die Risse ziehen sich durch das ganze Mauerwerk und den Dachstuhl. Das heißt, das ganze Mauerwerk ist verdreht. Die Steine haben zum Teil Differenzen von vier Zentimetern untereinander. Auch der Dachstuhl ist so eingeschoben, dass man da eigentlich keine Chance hat, das irgendwie wieder kraftschlüssig gerade zu bekommen.

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