In Deutschland wird manch ein Strafverfahren gegen eine Spende an eine Organisation oder einen Verband eingestellt. Wer davon besonders profitiert, das hat das Recherchenetzwerk Correctiv.Lokal zusammengetragen. Die Datenbasis beruht auf Zahlen von 2007 bis 2021. In dieser Zeit haben zehn Organisationen in Castrop-Rauxel Spenden erhalten.
Die Justiz kann frei entscheiden, wohin das Geld gehen soll. Zu den Hintergründen: Nicht jedes Verfahren wird vor Gericht verhandelt. Es kann sein, dass sich der Vorwurf nicht erhärten lässt oder die Schuld als zu gering eingeschätzt wird.
Ein anderer Grund kann aber auch sein, die Ressourcen der Justiz zu schonen. Kleinere und mittlere Verfahren – etwa Beleidigung, Diebstahl oder Körperverletzung – werden dann stattdessen gegen Auflage eingestellt.
Spenden: Wer profitiert?
Die Daten, die das Recherchenetzwerk zur Verfügung stellt, sind allerdings nicht komplett, sie beruhen auf Mindestwerten. Das begründet Correctiv.lokal mit der teilweise recht spärlichen Informationspolitik der einzelnen Bundesländer, die wegen der Daten angefragt wurden. Es kann sein, dass weitere Vereine in Castrop-Rauxel profitiert haben, aber nicht in den Daten auftauchen. Dennoch lassen sich spannende Tendenzen ablesen.
Spitzenreiter ist der Lebenshilfeverein. 30.000 Euro gingen an den Verein, der Menschen mit unterschiedlichen Handicaps und deren Familien unterstützt. Interessant ist, dass diese Summe allein 2010 zusammenkam.
Anders verteilen sich die knapp 22.200 Euro Gesamtspenden an den Verein Trotz Alledem. Zwischen 2012 und 2021 bekam der Verein, der Präventionsarbeit leistet, immer wieder Spenden.
Der Verein zur Prävention von Straftaten und zur Unterstützung straffällig gewordener junger Menschen in Castrop-Rauxel bekam zwischen 2012 und 2021 jährlich zwischen 5420 Euro (2012) und 870 Euro (2019).
Auf Platz Drei der Profiteure liegt der Tierschutzverein Castrop-Rauxel. 5810 Euro sind in Summe an die Tierschützer gegangen. Zwischen 2010 und 2017 liegen keine Zahlungen vor, beziehungsweise der Datensatz zeichnet keine Spenden aus. 2020 hat der Verein 1800 Euro erhalten. 2021 lediglich 320 Euro.
Correctiv.lokal beklagt, dass nicht immer erkennbar ist, warum die eine oder die andere Organisation mit einer Spende bedacht werden soll. Jobcenter, Angelvereine oder Schachclubs erhalten beispielsweise Geld. In Castrop-Rauxel sind es vor allem Vereine, die sich den Tierschutz, Frauenrecht, Prävention, Schmerztherapie oder Verkehrserziehung auf die Fahnen geschrieben haben. Nur eine Spende irritiert: Der Förderverein der Grundschule am Hügel hat 2013 400 Euro erhalten.
Dem Recherchenetzwerk hat das Land NRW keine Detailinformationen zu den einzelnen Spenden und Staatsanwaltschaften geliefert. Unsere Redaktion hat es im konkreten Fall ebenfalls versucht und bei der Justizbehörde NRW angefragt, was hinter der Wahl des begünstigten Fördervereins steckt. Das könne nur die „zuweisende Behörde“ erläutern. Wer das in diesem Fall ist, ist der Statistik aber nicht zu entnehmen.
Diese Recherche ist Teil einer Kooperation den Ruhr Nachrichten mit Correctiv.Lokal. Das Netzwerk fördert Recherchen im Lokaljournalismus. In der neuen Spendengerichte-Datenbank von Correctiv können Sie rund 50.000 Einrichtungen durchsuchen, die von Gerichten und Staatsanwaltschaften gefördert wurden: correctiv.org/spendengerichte
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