Früher, so hieß es im Ausschuss für Klimaschutz und Umwelt in dieser Woche, seien Stromleitungs-Betreiber einfach hingegangen und hätten den absoluten Kahlschlag gemacht. Da, wo Bäume und Sträucher sich ihren Raum unter Hochspannungsleitungen zurückerobert hätten, schickten sie Harvester und Bulldozer durch. Ein Foto der Stadt zeigte das bei der Sitzung am Dienstag (14.11.) eindrucksvoll. So werde Amprion das in Castrop-Rauxel nicht machen. Aber zumindest ein kleiner Kahlschlag, ein Kahlschlag light quasi, steht wohl bevor.
Amprion habe die Verwaltung angesprochen, dass sie unter den Freileitungen Pflege- und Rodungsmaßnahmen durchführen müsse, so Thorsten Werth-von Kampen vom EUV Stadtbetrieb. Man wolle aber eine Beteiligung der Politik ermöglichen, um sich ein „verändertes Pflegekonzept absegnen zu lassen“. Aber es sei ein „zeitkritischer Punkt erreicht worden“, so der EUV-Vize wörtlich.
Das bedeutet: Bäume und Strauchgewächse unter den 15 Meter hohen Freileitungen seien so weit gewachsen, dass der Mindestabstand von 5 Metern unterschritten werde. Darum müsse man nun reagieren. „Es geht vor allem um den Stadtteil Rauxel und das Grutholz, das ganze Paket ist aber wesentlich größer und betrifft noch mehr Stadtteile“, so Werth-von Kampen.
Keine kahlen Schneisen
Ein neuer Bereichsleiter bei Amprion habe gegenüber der Stadt angedeutet, dass man in Castrop-Rauxel „einmal Grund reinbringen“ wolle, aber keine kahlen Schneisen mehr schlagen werde. Auch bei Amprion habe der ökologische Gedanke Einzug gehalten. Man werde zwar Bäume fällen, aber sie durch niedrig wachsende Sträucher ersetzen, um Rückzugsgebiete für Wild und andere Tiere zu erhalten.
Der Umweltausschuss verlangte in Person von Grünen-Vertreterin Ursula Mintrop-Werkle aber, sich die zentralen Stellen bei einer Begehung der Politik mit den Verantwortlichen anzuschauen. „Eine gute Idee“, fand Thorsten Werth-von Kampen. Während manche schnell wachsenden Bäume einen Kappschnitt an der Spitze weniger gut vertragen, könne das bei Eichen durchaus auch eine vorzugswürdige Maßnahme sein, fand Ulla Mintrop.
Thorsten Werth-von Kampen: „Amprion hätte das Recht, Tabula Rasa zu machen.“ Man folge aber lieber dem Prinzip „Erhalt vor Fällung“, das sei sicher der bessere Weg. So würden wichtige Rückzugsgebiete für Tiere erhalten bleiben.
Es soll nun noch zu einer Begehung kommen. Da sei aber Eile geboten: Amprion werde sich in diesem Winter an die Arbeit machen.
Grundsätzlich seien die Grünen auch nicht dagegen, sagte Ursula Mintrop-Werkle: „Die Versorgungssicherheit steht auch für uns an erster Stelle“, sagte sie.
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