An einem Infostand stellte Amprion im Center Pöppinghausen die Planungen für den Stromleitungs-Ausbau vor. Die Bürgerinitiative "Nicht über unseren Köpfen" protestierte und diskutierte vor Ort mit.

An einem Infostand stellte Amprion im Center Pöppinghausen die Planungen für den Stromleitungs-Ausbau vor. Die Bürgerinitiative "Nicht über unseren Köpfen" protestierte und diskutierte vor Ort mit. © BI Nicht über unseren Köpfen

Amprion gegen Bürgerinitiative: Harter und lauter Kampf in Castrop-Rauxel

rnStromleitungs-Ausbau

Eine Bürgerinitative will verhindern, dass in Pöppinghausen Strommasten und -leitungen über den Dorf-Dächern entstehen. Amprion plant den Ausbau. Nun gab es ein lautes Aufeinandertreffen.

Pöppinghausen

, 28.05.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Georg Winkelkotte bringt die Sorge auf den Punkt: „Warum ist Amprion der alleinige Bestimmer über unser Dorf?“ Viele Menschen in Pöppinghausen sorgen sich noch immer über die Pläne der Firma, die für den Ausbau des Hoch- und Höchstspannungsnetzes in der Region verantwortlich ist.

Georg Winkelkotte ist einer der Fleißigsten in der Bürgerinitiative „Nicht über unseren Köpfen“, die seit Jahren versucht, (weitere) Stromleitungen über den Dächern des Dorfes am Rand von Castrop-Rauxel zu verhindern.

Jetzt hatte Amprion am Center des 800-Einwohner-Dorfes zwei Tage lang einen Infostand. Die Bürgerinitiative rückte Samstag (21.5.) an, mit etwa 35 Mitstreiterin zeigte sie Transparente und machte Stimmung gegen die Pläne. Das führte zu einer zuerst hitzigen Stimmung mit Trillerpfeifen und Rufen, dann vor allem zu einer langen Diskussion zwischen Amprion-Vertretern und der BI.

BI: Vielfach höhere Belastung als heute schon

Georg Winkelkottes Frau Gaby stellt die Amprion-Planungen als problematisch dar. „Es hat sich am ersten Entwurf von vor dreieinhalb Jahren nichts geändert“, bilanziert sie enttäuscht. „Sie haben sich in keinster Weise bewegt, die Häuser sind weiter überspannt, Leitungen gehen mitten durchs Dorf, nur vielfach mehr als heute. Acht Masten“, sagt Gaby Winkelkotte, „werden neu errichtet oder erneuert“.

In den vergangenen Jahren arbeitete die BI an verschiedenen Alternativvorschlägen und holte sich dabei fachlichen Rat ein. Doch Amprion hielt an seinem Plan fest.

In den vergangenen Jahren arbeitete die BI an verschiedenen Alternativvorschlägen und holte sich dabei fachlichen Rat ein. Doch Amprion hielt an seinem Plan fest. © BI Nicht über unseren Köpfen

Dabei hat die Büergerinitiative neben dem Protest auch Konstruktives vorgelegt: Sie plante mit nach eigener Angabe unabhängigen Fachleuten und Juristen alternativ. „Wir haben den Eindruck, dass sie unseren Vorschlag nie richtig angesehen haben. Amprion sieht gar keine Notwendigkeit. Man sagt, man halte sich an die Gesetze. Aber die sind alt, die Grenzwerte müssten längst angepasst werden“, findet Gaby Winkelkotte. Man manifestiere hier Leitungen für Jahrzehnte, vielleicht sogar ein Jahrhundert.

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Matthias Machinek, Vertreter von Amprion und mit zwei Kollegen vor Ort, bezieht Stellung: „Wir konnten in Pöppinghausen nicht nur unsere Pläne darstellen, sondern auch Missverständnisse klären und das anstehende Genehmigungsverfahren detailliert erläutern.“ Nach einer anfangs leicht aufgeregten Stimmung habe man im Gespräch mit den Vertretern die Gelegenheit nutzen und die Amprion-Pläne noch einmal detailliert präsentieren können, sehr konstruktiv und sachlich, wie er findet.

„Ursprüngliche Planung ist vorzugswürdig“

Aber was ist mit den Inhalten? „Die Bürgerinitiative hat uns mehrere alternative Planungen vorgestellt und uns gebeten, sie zu prüfen“, sagte Machinek unserer Redaktion.

Pöppinghausen ist umzingelt und zum Teil auch überspannt von Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Das wird in Zukunft noch mehr, die Energiewende verlangt noch stärkere Netze.

Pöppinghausen ist in der Tat umzingelt und zum Teil auch überspannt von Hoch- und Höchstspannungsleitungen. © Tobias Weckenbrock

Die Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung Münster würden einen Variantenvergleich enthalten, der Teile von Vorschlägen der BI aufgreife, darstelle und bewerte. „Die Genehmigungsbehörde wird prüfen, ob die Varianten in ausreichender Weise geprüft worden sind und unsere Wahl nachvollziehbar ist“, so Machinek.

„Wenn aus einem der Vorschläge eine Optimierungsoption ersichtlich gewesen wäre, hätten wir unsere Pläne selbstverständlich geändert. Das war nicht der Fall“, meint Machinek.

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Er verweist aber auf das Planfeststellungsverfahren: Spätestens im Herbst wolle man die Unterlagen einreichen. Ab diesem Zeitpunkt liegt das Verfahren bei der Genehmigungsbehörde. Es wird eine öffentliche Auslegung geben. Machinek lädt dazu ein, Eingaben zu machen.

Das plant die BI: „Wir setzen unsere Hoffnung in die Bezirksregierung“, sagt Gaby Winkelkotte. Fest steht: „Wir werden in der Anhörungsphase Stellung nehmen.“ Begleitend wolle Amprion Sprechstunden anbieten. Mit dem Bau des 380-kV-Leitungsprojektes soll nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens begonnen werden.

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Wir sind noch nicht am Ende, sagen die Winkelkottes. Die Bürgerinitiative „Nicht über unseren Köpfen“ bleibt dran – mindestens, bis der Bau irgendwann beginnt.

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