Altro-Mondo-Mietern drohte jetzt sogar eine Wassersperre

© Tobias Weckenbrock

Altro-Mondo-Mietern drohte jetzt sogar eine Wassersperre

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Die Mieter am Schophof 8 sind entsetzt. Am Mittwoch flattert ein Brief von Gelsenwasser ins Haus. Der Versorger teilt darin mit, dass die Trinkwasserleitung ab Montag gekappt wird.

Castrop-Rauxel

, 07.03.2019, 17:08 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Brief hat die Mieter am Schophof 8 am Mittwoch in Aufregung und Sorge versetzt. „Achtung: Wir stellen die Trinkwasserversorgung ein“, schreibt Gelsenwasser darin an alle Mieter des Hauses. Datiert ist das Schreiben auf den 4. März. Schon am Montag, 11. März, sollen die Mieter von Altro Mondo ohne Trinkwasser dastehen. „Hier leben viele ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern“, sagt Mieter Klaus Fischer.

Er kann nicht glauben, was er gelesen hat. Erst seit Oktober 2018 wohnt er am Schophof. „Ich bin da ganz unbedarft eingezogen“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Dass es mal zu solchen Problemen mit seinem Vermieter kommen könnte, hätte er nicht geglaubt.

Geld wurde offenbar nicht weitergegeben

Die Kosten für das Trinkwasser zahlt er mit den Nebenkosten direkt an Altro Mondo. Doch die hat das Geld offenbar nicht an Gelsenwasser weitergeleitet. „Unser Vertragspartner für die Versorgung der obigen Verbrauchsstelle hat seine Zahlungsverpflichtungen aus dem bestehenden Liefervertrag nicht erfüllt“, schreibt Gelsenwasser. Und der Vertragspartner, das ist der Vermieter Altro Mondo.

Es ist nicht das erste Mal, dass Altro Mondo mit dieser Praktik auffällt. Im November 2018 hatte die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) Altro-Mondo-Mietern in Dorsten das Trinkwasser abgedreht. Es ging um offene Forderungen in erheblicher dreistelliger Höhe, sagte damals eine RWW-Sprecherin. Wegen ihrer Erfahrungen riet sie den Mietern, die offenen Forderungen des Vermieters, also Altro Mondo, selbst zu übernehmen. Aber kann das der richtige Weg sein?

Kleine Anfrage der SPD im Landtag zu Altro Mondo

Der Dorstener SPD-Landtagsabgeordnete Michael Hübner will jetzt wissen, „was die Landesregierung tun kann, um die Mieter der Altro-Mondo-Wohnungen vor der Geschäftspraxis der Altro Mondo zu schützen“. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der SPD hervor. Er schreibt darin: „Es handelt sich inzwischen um ein strukturelles Problem, da die unzureichende Erfüllung der Pflichten von Vermietern offenbar zum Geschäftsmodell des Unternehmens gehört.“ Bauministerin Ina Scharrenbach kündigte im November bei einer TV-Sendung im WDR an, dass die NRW-Landesregierung Altro-Mondo-Mietern helfen wolle. Wie diese Hilfe konkret aussehen soll, ist allerdings bislang unklar.

Für Klaus Fischer und die anderen Mieter am Schophof 8 wird es wohl nicht bis zur Sperre kommen. In letzter Minute gab Gelsenwasser jetzt Entwarnung. „Die Forderungen, die wir noch an den Kunden haben, wurden soeben beglichen“, sagte Gelsenwasser-Sprecherin Heidrun Becker am Donnerstag auf Anfrage. „Die Sperrandrohung ist damit vom Tisch.“


Wie lange hält der Friede wohl diesmal?

Fragt sich nur, wie lange der Frieden diesmal hält. Denn Ärger mit Altro Mondo gibt es auch in Castrop-Rauxel immer wieder. Schon im August 2018 veranstaltete die SPD eine Gesprächsrunde mit dem Titel „Wenn Wohnen zum Problem wird“. So gibt es nicht nur Probleme mit angedrohten Sperren, sondern es gab auch schon Streit um zu hohe Betriebskostenabrechnungen. Teile der Forderungen waren darin nicht nachvollziehbar.

Altro Mondo selbst hat auf unsere Anfrage von Donnerstagmorgen bis Redaktionsschluss nicht geantwortet.

Aktualisierung um 22.15 Uhr: Inzwischen antwortete eine Anwaltskanzlei im Auftrag von Altro Mondo. Neben dem bei dieser Kanzlei bekannten Vorgehen, im Verlaufe der schriftlichen Antwort darauf hinzuweisen, dass die Mandantin nicht identifizierbar genannt werden dürfe, enthält sie auch folgenden Hinweis: Altro Mondo habe die Zahlungsrückstände bereits beglichen. Das Unternehmen versuche, herauszufinden, wie es zum Zahlungsrückstand gekommen sei. Altro Mondo entschuldige sich in aller Form bei ihren Mietern für die zwischenzeitliche Unsicherheit.

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