Die Mieter in den Häusern am Schophof 2 bis 10 kämpfen seit Jahren mit den Praktiken der Vermietergesellschaft Altro Mondo. © Matthias Stachelhaus
Mietwohnungen
Marode Wohnungen: Frank Schwabe fordert im Notfall Enteignung der Altro Mondo
Am Schophof 8 gibt es einen kleinen Lichtblick für Mieter der Altro Mondo. Aber das grundsätzliche Problem mit dem Unternehmen bliebt. Nun fordert Frank Schwabe zur Not die Enteignung.
Die Mieter von Altro Mondo müssen in Castrop-Rauxel und anderen Orten viel mitmachen. Drohende Strom- und Wassersperren, die in letzter Sekunde bezahlt werden, langfristige Ausfälle bei Aufzügen und Heizung, Wasserschäden und Schimmelbefall in den Wohnungen, Fassadenbauarbeiten, die zwar begonnen aber nicht abgeschlossen werden, oder hohe Nachzahlungsforderungen für Betriebskosten: All das sind nur einige öffentlich bekannte Beispiele aus Castrop-Rauxel.
Wasserschaden wird nach sieben Monaten behoben
Zuletzt bekannt wurde der Fall von Mieterin Birgit Hellmann, die sich im Juni verzweifelt an unsere Redaktion wandte.
Ein Schaden in einem Wasserrohr im Badezimmer über ihrer Wohnung im Schophof 8 hatte Hellmanns Wohnung schlussendlich unbewohnbar gemacht. Unter anderem durch Schimmelbefall und aufgestemmte Wände im Badezimmer, die nicht wiederhergestellt wurden.
Schophof 8: Hier wohnen Mieter von Altro Mondo. © Tobias Weckenbrock
Zumindest hier gibt es jetzt gute Nachrichten. Denn seit vergangenem Montag ist eine Fachfirma in Birgit Hellmanns Wohnung aktiv und beseitigt die Schäden. Wenn alles glatt läuft, so Hellmann am Freitag im Gespräch mit der Redaktion, „soll am Samstag alles fertig sein.“
Anzeige bei Stadt in Bearbeitung
Keinen neuen Sachstand gibt es bei der Anzeige, die Rechtsanwalt Martin Grebe vom Mieterverein Dortmund Ende Mai bei der Stadt Castrop-Rauxel gegen Altro Mondo gestellt hatte.
Darin fordert er die Stadt im Namen seiner Mieter auf, gemäß Wohnungsaufsichtsgesetz NRW tätig zu werden und die andauernden Missstände in den Häusern am Schophof 8 und der Dortmunder Straße 3 zu prüfen und rechtliche Schritte einzuleiten.
„Im Rahmen ihrer Kapazitäten ist die Verwaltung um Aufklärung bemüht und geht den genannten Sachverhalten im Anschreiben des Mieterschutzbundes nach“, teilte Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi auf Nachfrage mit. Hierzu sei auch ein Gespräch mit dem Mieterschutzbund geplant. „Insgesamt sieht die Stadtverwaltung das Verhalten des Eigentümers kritisch“, so Fulgenzi.
Forderungen, Wut, Ratlosigkeit
Erneut eingeschaltet hat sich auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe. Anfang Juli machte er sich erneut ein Bild von der Situation vor Ort. Sein Fazit zu den Praktiken von Altro Mondo: „Irgendwo zischen asozial und kriminell.“
Bereits im Herbst 2017 hatte Schwabe einen Anlauf unternommen, sich persönlich in einem Schreiben an die Altro Mondo gewandt und im Namen der Mieter die Beseitigung der Missstände am Schophof gefordert. Eine Reaktion von Altro Mondo hat es darauf laut Schwabe nie gegeben.
Was kann die Politik denn unternehmen, um den Geschäftspraktiken der Altro Mondo den Riegel vorzuschieben? Dazu hat Schwabe Ideen, die von der Einrichtung einer landes- oder bundesweiten Task-Force bis hin zur Forderung nach Enteignung reichen.
Schwabe weiß aber auch: „Die Situation der Stadt ist kompliziert.“ Will heißen, dass notwendige Personal, um derartige Vorgänge auf kommunaler Ebene bearbeiten zu können, müsste man erst einmal einstellen. Und dafür fehle schlicht das Geld.
Genauso wie für die Empfehlung der Baulandkommission, Kommunen ein Vorkaufsrecht bei Schrottimmobilien zu gewähren.
Greifen Land oder Bund bald ein?
Auf Bundes- oder Landesebene könne es laut Schwabe vielleicht Kapazitäten für eine Task-Force geben, die Vermietergesellschaften wie Altro Mondo rechtlich in die Schranken weise. Von konkreten Plänen kann aber keine Rede sein.
Schwabe möchte mit diesem Thema demnächst an Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) herantreten. Denn auch rechtlich müsse es mehr Hilfestellung von staatlicher Seite zu geben. Etwa durch Enteignung oder strafrechtliche Verfolgung. „Auch das sind komplizierte Vorgänge. Aber wer so mit Eigentum umgeht, darf es nicht weiter besitzen“, so Schwabes Meinung.
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