Die AfD stellte kürzlich die ersten 8 der insgesamt 15 Kandidaten der Reservelisten für den Kreistag im Kreis Recklinghausen vor. In Castrop-Rauxel fehlen der Partei Kandidaten, sagt der Stadtverbandssprecher. © AfD Kreisverband Recklinghausen
Kommunalwahl 2020
AfD-Sprecher: „Wir haben viel zu wenig Kandidaten in Castrop-Rauxel“
Wer die AfD in Castrop-Rauxel wählte, der berief sich bislang auf eine allgemeine Programmatik und die bundesweit bekannten Köpfe. Ändert sich das bei der Kommunalwahl 2020? Wir hakten nach.
In Dorsten tritt die AfD mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten an. Im Kreis Recklinghausen, so lautete die Nachricht der „Alternative für Deutschland“ kürzlich, tritt Steffen Christ als Landratskandidat an - und mit ihm ein Vertreter für jeden der 36 Wahlbezirke, heißt es. Auch in Dorsten, ebenso groß wie Castrop-Rauxel, werde man 22 Vertreter für 22 Wahlbezirke in den Wettbewerb um die Wählerstimmen am 13. September schicken, heißt es. Und in der Europastadt?
Da ist es still um die AfD. Nur Peter Lipa tritt dort als Stadtverbandssprecher ab und zu in Erscheinung. Zumeist ging es in seinen Briefen an die Redaktion darum, dass die Partei für Versammlungen in Castrop-Rauxel keine Räume zur Verfügung gestellt bekomme.
Nun reagierte Lipa auf eine Anfrage unserer Redaktion an alle Parteien. Darin erklärt er, dass man noch nicht dazu gekommen sei, eine Versammlung zur Nominierung der Kandidaten abzuhalten - „wegen Raumproblemen und Corona-Krise“, so seine Begründung. Corona sorgte auch bei den meisten anderen Parteien dafür, dass sich die Wahlvorbereitung in diesem Jahr nach hinten herauszieht.
Versammlung am 25. Juni geplant
Aber: „Nach mehreren Verschiebungen wird sie jetzt wohl endgültig am 25. Juni stattfinden“, sagt Lipa. Probleme hat die AfD aber auch dann noch: „Wir haben hier in Castrop-Rauxel bisher viel zu wenig Kandidaten, um einen aussichtsreichen Wahlkampf führen zu können“, sagt der Stadtverbandssprecher, der einräumt, dass Ende Juni eigentlich viel zu spät sei.
Auch kleine Versammlungen seien erst ab Ende Mai wieder möglich gewesen. Erst am 24. Mai konnte eine Versammlung zur Nominierung der Kandidaten zum Kreistag stattfinden. „Die Stadtverbände zogen nach, wir in Castrop-Rauxel sind einer der letzten“, so Lipa.
Ohne Kandidaten sei in jedem Fall eine Teilnahme an einer Kommunalwahl nicht möglich. „Wir haben in Castrop-Rauxel Wähler genug, bezüglich eines Programms könnten wir also ins Volle greifen“, erklärt Lipa. „Das beste Programm nützt aber nichts, wenn wir so gut wie keine Kandidaten haben. Das eine geht ohne das andere nicht. Und unser Problem liegt in den zu wenigen Kandidaten.“
„Kandidaten befürchten berufliche Nachteile“
Ein gutes Programm aufstellen könnte theoretisch eine einzige Person, so Lipa - aber eine Person kann nur einen Wahlbezirk besetzen. Woran das liegt bei einer Partei, die in manchem Wahlbezirken bei Wahlen schon um die 20 Prozent der Stimmen bekam? „Viele mögliche gute Kandidaten fürchten berufliche Nachteile“, sagt der Sprecher.
Programm hat die AfD nach eigenen Angaben genug. Aber in Castrop-Rauxel fehlt es ihr an Kandidaten, die dieses Programm auch vertreten. © Rudolf Grabowski
Es sieht also so aus, als gebe es weder einen Bürgermeisterkandidaten der AfD in Castrop-Rauxel noch eine große Mannschaft, um Kommunalpolitik verkörpern zu können. Lipa sagt: „Ich glaube sagen zu können, dass Programme das wichtigere sind, zumindest wenn die Personen da sind, die diese Programme konsequent umsetzen können.“
Am Ende reicht es so vielleicht zum Einzug in den Stadtrat mit ein paar Sitzen. Für einen Sitz benötigt man in Castrop-Rauxel 2 Prozent der Stimmen. Doch die Stimmungslage ist nicht die beste: Die Diskussionen rund um die Auflösung des von Experten als rechtsextrem eingestuften „Flügels“, die Ankündigung der Beobachtung von Jugend- und Landesverbänden durch den Verfassungsschutz, aber auch andere Faktoren führten dazu, dass die AfD bei der Sonntagsfrage („Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre…“) derzeit bei allen Umfrage-Instituten bundesweit auf etwa 8 bis 11 Prozent der Stimmen käme.
So liefen die Wahlen seit 2013 für die AfD
Bei der Europawahl* 2014 erreichte die AfD in Castrop-Rauxel 5,7 Prozent, bei der Landtagswahl 2017 9,7 Prozent, bei der Bundestagswahl 2017 und bei der Europawahl 2019 11,8 Prozent. Die Bundestagswahl 2013 endete für sie mit 4,5 Prozent in Castrop-Rauxel.
*Wir haben hier einen Fehler korrigiert. Wir hatten berichtet, die AfD sei bei der Kommunalwahl 2014 auf 5,7 Prozent gekommen. Die fand zeitgleich statt. Bei der Kommunalwahl trat die AfD aber nicht an.
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