Kommunalpolitik ist ein wichtiges Thema. Auch die Schüler des ASG in Castrop-Rauxel wissen das. Gemeinsam mit der Hilfe der Friedrich-Ebert-Stiftung planten sie eine fiktive Ratssitzung. Fast eine Woche lang arbeiteten sie fleißig in ihren eigenen Fraktionen.
Am 19.9.2024 war es dann so weit – Im Castroper Stadtrat setzten sich alle sechs Fraktionen zusammen und diskutierten über ihre fiktiven Anfragen und Anträge. Die Sicherheit der Frauen, kostenlose Menstruationsartikel oder ein American Sports Tag, verschiedenste Kommunalthemen kamen in den Stadtrat.

Geleitet wurde die Sitzung vom – echten – Bürgermeister Rajko Kravanja (SPD). Dieser eröffnete die fiktive Ratssitzung und bestätigte die Tagesordnung. Als Erstes auf dem Plan stand eine Fragestunde. Hier konnten die Jugendlichen politische Fragen stellen. Der Bürgermeister musste dabei ehrlich antworten.
Danach ging es in die Debatte fiktiver Anträge. Alle Fraktionen konnten Anträge stellen und diese diskutieren. Schlussendlich wurde abgestimmt, ob sie angenommen oder abgelehnt werden.
Die verschiedenen Anträge
Um sich richtig vorzubereiten, setzten sich die Schüler über eine Woche in Workshops zusammen und gestalteten ihre fiktiven Anfragen und Anträge. Dazu wurden sie auch von Politikern aus SPD, CDU, FDP und den Grünen am vorigen Freitag (13.9.2024) unterstützt.
Die Anträge und Anfragen waren vielseitig. So wurde in der Fragestunde über kostenlose iPads an Schulen und die Erneuerung von Schwimmbädern gesprochen. Dabei erfuhren die Schüler, dass die Stadt knapp bei Kasse ist und solche Projekte nur schwer möglich sind.
Es ging tatsächlich auch um kontroverse Themen. „Wie sieht es mit der Sicherheit der Frauen an unsicheren Plätzen aus?“, fragte das Quartett der Zukunft, eine der sechs fiktiven Fraktionen. Darauf gab es jedoch auch eine Antwort.
Michael Eckhardt, Stadtkämmerer und Beigeordneter der Stadt, erklärte, dass sie es mit genügend Laternen und anderen Mitteln versuchen wollen, unsichere Plätze sicherer zu machen. Es gebe nämlich nur begrenzt Polizei. „An sich ist Castrop aber recht sicher“, fügt der Bürgermeister hinzu.
Der Bürgermeister ist stolz
Bei den Anträgen im weiteren Verlauf kam es zu Debatten. Vor allem der Antrag der UDU (Unabhängige demokratische Union) zog viel Aufmerksam auf sich. Es ging um einen Aktionstag zur Aufklärung zur Zeit des Nationalsozialismus. „Es gibt nämlich viel zu viele, die Naziparolen scherzhaft nutzen“, erklärt die UDU.
Von der konkreten Durchführung bis zur Aufklärung im Kindergarten wurden alle Themen angesprochen. „Ich würde so gerne noch mit euch weiter diskutieren“, erklärt der Bürgermeister, als er die Diskussion über den Nationalsozialismus wegen Zeitmangels abbrechen musste.
In der fiktiven Abstimmung wurde der Antrag fast einstimmig angenommen. Der Schulleiter des ASG Joachim Höck wird diesem Antrag sogar in der Realität nachgehen, erklärt er am Ende der Ratssitzung.
Ein Antrag, der abgelehnt wurde, kam von der Fraktion „Die Perspektive“. Sie forderten, dass die Rennwiese in einen weiteren Spiel-/ Sport- und Bewegungspark umgebaut werden sollte. Auch hier gab es eine intensive Diskussion, welcher sich vor allem auf die Kosten fokussierte. Abgelehnt wurde der fiktive Antrag, aufgrund der hohen Kosten.
Schüler sind erstaunt
Nach einigen weiteren Anträgen, wie ein American Sports Day vom Quartett für Zukunft oder die Aufwertung des kommunalen Ordnungsdienstes von der Castroper Ordnungs-Partei (COP) fand die Ratssitzung ein Ende und der Bürgermeister ergriff noch einmal das Wort. „Das war richtig gut und diszipliniert“, erklärte er. Kravanja hofft, dass einige Jugendliche ihren Weg ins Parlament finden würden.
Die Schüler selbst waren auch sehr begeistert. „Wir hatten sehr viel Spaß und sind erstaunt ist, dass alles so geregelt ablief“, erklärt ein Mitglied der UDU. Der Fraktionssprecher der COP ist ähnlicher Meinung. Zwar wurde der Antrag seiner fiktiven Fraktion nicht angenommen, jedoch seien die Diskussionen spannend gewesen.
In Zukunft hoffen Bürgermeister, aber auch die Schüler auf weitere politische Projekte an Schulen. „So bekommt man die Kinder am besten an Politik“, sagt Kravanja abschließend.