Karl-Heinz Villis (l.) und Achim Gaertner von der CDU Rauxel-Bladenhorst zeigen 2011 eine Stelle am einstigen Güterbahnhof, wo dauernd Müll abgeladen wurde. Als Kommunalpolitiker hörten sie sich die Anliegen der Bürger an. Aber zurzeit gibt es Verstimmung in der Union.

Karl-Heinz Villis (l.) und Achim Gaertner von der CDU Rauxel-Bladenhorst zeigen 2011 eine Stelle am einstigen Güterbahnhof, wo dauernd Müll abgeladen wurde. Als Kommunalpolitiker hörten sie sich die Anliegen der Bürger an. Aber zurzeit gibt es Verstimmung in der Union. © Abi Schlehenkamp (2011)

CDU wählt Vorsitzenden ab: „Über die Art muss man schon sauer sein“

rnPolitiker im Interview

Achim Gaertner, 16 Jahre lang Ratsherr für die CDU, ist im Ortsverband in Rauxel als Vorsitzender abgewählt worden. Lief gegen ihn eine Kampagne im Hintergrund? Jetzt spricht er im Interview.

Rauxel, Habinghorst, Bladenhorst

, 15.08.2022, 18:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Damit hatte Achim Gaertner nicht gerechnet: Der CDU-Kommunalpolitiker aus Castrop-Rauxel ist seit Mittwochabend nicht mehr Vorsitzender seines Ortsverbands. Sein Gegenkandidat Oliver Lind ist in der Partei prominent, war 2020 Bürgermeister-Kandidat. Zumindest aus Gaertners Sicht kam Lind aber aus dem Nichts. Seine Kampfkandidatur gewann Lind mit 11 zu 9 Stimmen.

Vorgeschlagen hatte ihn als einer von zwei Männern Gaertners Vorstandskollege Hans-Hugo Kurrek. Das hatte er ihm aber offenbar nicht vorher angekündigt. Wir sprachen mit Achim Gaertner über den Abend und das, was er in ihm auslöste.

Herr Gaertner, wie kam es zu Ihrer Abwahl am Mittwoch?

Ich musste darüber jetzt längere Zeit nachdenken. Wir hatten eigentlich in der vorbereitenden Sitzung mit dem Vorstand einstimmig eine Liste beschlossen, nach der ich wieder Vorsitzender geworden wäre und alle anderen ihre Positionen belegen, auch zwei neue Gesichter darunter. Ich bin davon ausgegangen, dass das so auch auf der Jahreshauptversammlung vorgeschlagen wird. Aber in der Sitzung ist durch einzelne Vorstandsmitglieder etwas anderes vorgeschlagen worden. Da war ich ebenso wie andere aus unserem Vorstand überrascht.
Es gehört zur Demokratie dazu, dass man eine Wahl verlieren kann, klar. Aber es war schon sehr überraschend.

Die Vorstandssitzung war rund drei Wochen vorher. Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Mir ist nichts zugetragen worden. Keiner hatte die Veranlassung, über etwas mit mir zu sprechen.

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Hat sich angedeutet, dass im Ortsverband einige Leute gegen Sie sind?

Wir hatten eigentlich eine tolle Zusammenarbeit im Vorstand, aber es gab den einen oder anderen, die eine Neuaufstellung wollten. Offen ausgesprochen hat das mir gegenüber aber wie gesagt keiner.

War das Taktik, um im Hintergrund eine Mehrheit zu organisieren?

Das ist durchaus möglich.

Wie weit spielt eine Gesamt-CDU im Stadtverband, ein Kreisverband oder ein Bundestagsabgeordneter eine Rolle bei so einer Ortsvereins-Vorstandswahl?

Dazu werde ich nichts sagen.

Waren Sie nicht immer auf einer Linie mit Ihrer Partei oder den zentralen Personen dort?

Auch das ist durchaus möglich.

Treten Sie aus der CDU aus?

Nein. Das wäre ja weglaufen. Aber es haben sich schon so einige bei mir gemeldet, die mit diesem Gedanken spielen. Es geht mir aber um mehr als um den CDU-Ortsverein Rauxel/Habinghorst, darum bleibe ich Mitglied.

Laufen die Mitglieder weg, weil Achim Gaertner eine Vorsitzenden-Wahl verloren hat?

Nein, die Umstände waren es wohl.

War Oliver Lind, der neue Vorsitzende, zuletzt eigentlich aktiv im Ortsverband?

Er war früher mal Mitglied des Vorstandes, aber in letzter Zeit nicht mehr zugegen.

Wie beurteilen Sie seine Wahl?

Was soll ich da beurteilen? Wir werden es sehen.

Haben Sie Ihrem Nachfolger am Abend gratuliert?

Es gab keine Chance, ihm zu gratulieren. Es herrschte nur Schweigen, weil alle, die ein normales Ergebnis erwartet haben, vor den Kopf geschlagen waren. Nach Linds Wahl gab es den Ritt durch die Tagesordnung, wie man es bei Oliver Lind von der Sitzungsleitung des Betriebsausschusses 3 her kennt.

Was ist Ihr Fazit?

Über die Art und Weise muss man schon sauer sein. Aber als ich nach Hause kam und ich mit meiner Frau darüber sprach, ist sie mir praktisch um den Hals gefallen, dass nun endlich das wahre Leben beginnt. Wir haben schon Urlaub geplant.

Sie hatten also viel Arbeit?

Ja, 16 Jahre als Ratsherr, im Vorsitz eines Ortsverbands: Das bedeutet schon eine Menge Aufwand. Bei der letzten Wahl bin ich in der CDU auf der Liste etwas weiter hinten gelandet, nun also nicht mehr im Rat. Ich stehe auf der Liste als nächster Nachrücker.

Würden Sie nun nachrücken, wenn aus der Fraktion jemand ausscheiden würde?

Dazu sage ich Ihnen jetzt nichts.