Die Preise in der Grundversorgung mit Strom und Gas von Eon steigen zum Jahreswechsel. Beim Gas steigt der Grundpreis von 66 auf 298 Euro (brutto) pro Jahr. Der Arbeitspreis, also der Preis für den tatsächlichen Verbrauch, wird von 12,3 Cent auf 14,2 Cent (brutto) pro Kilowattstunde erhöht. Die neuen Tarife in der Grundversorgung gelten ab dem Jahreswechsel. Ein Rechenbeispiel: Bei einem angenommenen Gasverbrauch von 15.000 Kilowattstunden pro Jahr würde ein betroffener Haushalt bereits ohne die Grundpreiserhöhung rund 280 Euro mehr zahlen als zuvor.
Beim Strom wird der Preis in der Grundversorgung ab dem 1. Februar erhöht. Der Grundpreis steigt von 199 Euro auf 212 Euro pro Jahr (brutto). Anstatt bisher 39,5 Cent wird die Kilowattstunde Strom dann 43,6 Cent (brutto) kosten. Ein Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 2500 Kilowattstunden müsste allein beim Arbeitspreis circa 100 Euro mehr zahlen als bisher.
Viele Bürger sollten zügig aktiv werden, um unnötige Kosten zu sparen, empfiehlt Kerstin Balzer, Geschäftsführerin von Energiespardetektiv in Castrop-Rauxel. Die Betriebswirtin berät Kunden zu Themen rund um Strom und Gas.

Auffällige Preiserhöhungen
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz berichtet von besonders auffälligen Preiserhöhungen durch Eon. Dabei geht es um Kunden in Tarifen außerhalb der Grundversorgung. Der Preis für eine Kilowattstunde Strom steige zum Teil von rund 30 Cent auf 60 Cent (brutto). „Die Preiserhöhung sollte im Weihnachtstrubel nicht untergehen“, sagt Heike Troue, Vorständin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
„Die Stromkosten muss man für einen Durchschnittsverbrauch eines Haushalts mit drei bis vier Personen in Deutschland mit 3500 Kilowattstunden im Jahr durchrechnen“, ergänzt Fabian Fehrenbach, Referent Energierecht bei der Verbraucherzentrale. „Bei der oben dargestellten Erhöhung bezahle ich durchschnittlich dann 1050 Euro mehr im Jahr. Nicht zuletzt wird auch der verbrauchsunabhängige Grundpreis bei allen gemeldeten Fällen deutlich angehoben. Das kommt dann noch on top.“
Was ist ein „Grundversorger“?
Als Grundversorger fungiert jeweils das Unternehmen, das vor Ort die meisten Haushaltskunden mit Strom und/oder Gas beliefert. In Castrop-Rauxel ist das Eon. Der Grundversorger hat sicherzustellen, dass alle Haushalte in dem jeweiligen Netz beliefert werden, sofern sie ihre Rechnungen bezahlen. Wer beispielsweise neu nach Castrop-Rauxel zieht und keinen Vertrag mit einem Versorger abschließt, bekommt Energie vom Grundversorger.
Was Kunden jetzt tun können
Preiserhöhungen müssten vom Anbieter mindestens sechs Wochen vor Inkrafttreten angekündigt werden, sagt Kerstin Balzer. Sie rät Kunden, zu prüfen, ob sie betroffen sind. „Man sollte dann direkt Rücksprache mit dem Anbieter halten.“ Oft genüge schon ein Anruf mit der Frage, ob man nicht ein günstigeres Angebot bekommen könnte. In der Regel besteht bei einer angekündigten Preisänderung laut Verbraucherzentrale ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht.
Eine Möglichkeit wäre laut Balzer ein Wechsel zu einem günstigeren Anbieter, von denen es mehrere gebe. Viele Castrop-Rauxeler hätten bereits reagiert – der Bedarf nach Beratungen durch Balzer und ihre Kolleginnen sei zuletzt besonders groß. Aus der Grundversorgung kann man jederzeit einfach innerhalb von 14 Tagen aussteigen, um den Tarif oder Anbieter zu wechseln. Vor einer Versorgungslücke muss man beim Wechseln keine Angst haben. Wer keinen anderen Vertrag hat, wird nämlich weiter durch den Grundversorger beliefert. In der Regel kümmert sich der neue Energieversorger bei Bedarf auch um die Kündigung des bisherigen Vertrags.
Erklärungsansätze für Preise
„Meine Theorie ist, sie probieren es einfach und hoffen, dass keiner kündigt“, sagt Kerstin Balzer. Wenn ein Großteil der betroffenen Kunden nicht kündige, „haben sie ja schon gewonnen“. Auch sie findet die erwähnten Preiserhöhungen um teils 100 Prozent auffällig.
Der Grundversorger Eon nennt auf seiner Homepage verschiedene Ursachen von Preisanpassungen. „Die Strom- und Gaspreise setzen sich aus verschiedenen Kostenbestandteilen zusammen.“ Steuern, Abgaben und Umlagen hätten Einfluss, ebenso wie Netzentgelte und Kosten für den Zähler. Zudem spielen „Beschaffung und Vertrieb“ eine Rolle. „Die einzelnen Komponenten haben unterschiedliche prozentuale Anteile am Energiepreis, sodass sich Änderungen direkt auf das Energiepreisniveau auswirken. Preissenkungen und Preiserhöhungen können daher unterschiedliche Ursachen haben, die auf Veränderungen eines oder mehrerer dieser Preisbestandteile zurückzuführen sind.“ Grundsätzlich versuche Eon, langfristig und vorausschauend Energie zu beschaffen, um Strom und Erdgas möglichst zu optimalen Zeitpunkten einzukaufen. Mittel- und langfristig lasse sich die Preisentwicklung nicht seriös prognostizieren.
Günstigere Alternativen
Bei einer Suche beim Vergleichsportal Check24 bestätigt sich: Viele Anbieter sind günstiger als die Grundversorgung. Die Grundpreise für Strom liegen zumeist bei zehn bis 20 Euro pro Monat. Die Arbeitspreise betragen in der Regel 30 bis 35 Cent pro Kilowattstunde. Ähnliche Preise lassen sich beim Vergleichsportal Verivox finden. Dort taucht auch direkt ein vergleichsweise günstiger Eon-Tarif auf. Bei den Stadtwerken Castrop-Rauxel bleiben die Preise nach eigenen Angaben zum Jahreswechsel stabil. Das bedeutet, der Grundpreis liegt bei 143 Euro pro Jahr. Oben drauf kommt der Arbeitspreis von 33 Cent pro Kilowattstunde. Die Stadtwerke sind damit nicht der günstigste Anbieter, jedoch wesentlich günstiger als die Grundversorgung.
Beim „Gasvergleich“ zeigen die Vergleichsportale Grundpreise zwischen zwölf und 25 Euro pro Monat an. Hinzu kommt ein Arbeitspreis von circa zehn bis zwölf Cent pro Kilowattstunde. Die Gaspreise bleiben bei den Stadtwerken ebenfalls konstant günstiger als die Grundversorgung. Der Grundpreis beträgt 143 Euro pro Jahr. Der Arbeitspreis variiert je nach Tarif.
Hilfe gibt es auch bei der Verbraucherzentrale
Die Beratungsstelle Castrop-Rauxel, Mühlengasse 4, bietet Energieberatung an. Bei einem Anbieterwechsel hilft Rose Sommer mit ihrem Team kostenlos. Infos auf der Homepage oder unter Tel. (02305) 69 879-01