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Youngster steht beim BVB vor dem Profi-Debüt! Der beeindruckende Weg des Giovanni Reyna
Borussia Dortmund
Giovanni Reyna wird in nicht allzu langer Zeit sein Profi-Debüt für den BVB geben. Der 17-Jährige hat einen beeindruckenden Werdegang hinter sich - und will in die Fußstapfen von Christian Pulisic treten.
Lange bevor Giovanni Reyna einen Flieger bestieg, der ihn allein, ohne die Unterstützung der Familie und im Alter von nur 15 Jahren nach Deutschland brachte, stand Borussia Dortmunds jüngster Kaderspieler im Winter-Vorbereitungslager in Marbella schon an einem Scheideweg in seinem noch jungen Leben.
Schicksalsschlag erschütterte die Familie Reyna
Neun Jahre war er alt, als sein älterer Bruder Jack an einem Gehirntumor starb, gerade einmal 13 Jahre alt. Der Schicksalsschlag erschütterte die Familie des ehemaligen Bundesliga-Spielers Claudio Reyna und seiner Frau Danielle. Und einen Tag nach Jacks Tod meinte der kleine Giovanni zu seiner Mutter: „Ich werde jetzt nie ein guter Fußballer sein. Denn mein großer Bruder fehlt. Er hat mir alles beigebracht.“
Jack war das große Vorbild von „Gio“, wie Reyna nur genannt wird. Und er war sein „Trainer“. Jack im Tor, Gio durfte schießen, wie Papa Claudio einmal erzählte, das waren die ersten Schritte auf dem Weg zu einer Karriere als Profi im Fußball. Hier in Marbella arbeitet sich Gio Reyna ein weiteres Stück auf diesem Weg heran.
Giovanni Reyna geht seinen Weg
Die eigenen Zweifel sollten unberechtigt sein. Reyna ging seinen Weg, er hatte dann einen Landsmann als Vorbild, der sich bei Borussia Dortmund durchbiss, von daher war es nicht verwunderlich, dass auch Reynas Weg aus den Staaten nach Europa direkt zum BVB führte.
Schon im Sommer, da war er gerade offiziell Spieler des BVB und der Dortmunder U19 geworden, nahm ihn die Borussia mit auf die USA-Reise. Lucien Favre erlebte einen jungen Spieler, der für sein Alter schon erstaunlich weit war. „Man merkt nicht“, meinte der BVB-Trainer damals, „dass er erst 16 Jahre alt ist. Er ist schon sehr gut und hat keine Probleme, unseren Fußball mitzuspielen.“
Lars Ricken entwirft eine Art Karriereplan für Giovanni Reyna
Der BVB hatte eins der größten amerikanischen Talente nach Christian Pulisic schon lange im Blick. Mit 14 fiel er den Scouts der Borussia bei einem Jugendturnier in Florida auf - ein Turnier für U17-Mannschaften wohlgemerkt, danach entwarf Nachwuchskoordinator Lars Ricken eine Art Karriereplan für Giovanni Reyna, lud die gesamte Familie nach Dortmund ein und überzeugte sie von dem Weg, den er beim BVB gehen könnte.
Rickens Werben war von Erfolg gekrönt, sein Plan überzeugte die sportbegeisterte Familie. Weit bevor der Wechsel aus der Jugend-Akademie vom New York City FC zum BVB im Sommer 2019 offiziell wurde, war Gio Reyna schon in Dortmund. Er lebte im Jugendhaus und trainierte bei der U17 und U19. Ihn frühzeitig auf das neue Umfeld vorzubereiten und ihm Zeit genug für die Eingewöhnung zu geben, das erwies sich als richtiger Schachzug.
Natürlich, sagte Reyna nun in einem seiner ersten Medientermine für den BVB, sei die Anfangszeit hart gewesen. „Ich war allein, man vermisst die Familie, man vermisst die Freunde und die gewohnte Umgebung. „Aber dann wird man auch schneller erwachsen.“ Sich durchzubeißen, das Ziel klar vor Augen zu haben und mit aller Konsequenz zu verfolgen, das ist typisch für den Werdegang Reynas und etlicher anderer sportlich begabter Jugendlicher in Amerika. Ähnlich war es bei Christian Pulisic, der für Gio Reyna in den ersten Wochen allein in Deutschland auch zum wichtigen Ratgeber wurde.
Das nächste Kapitel dürfte für Reyna bald bevorstehen
Perfekter Stoff für einen schnulzigen Hollywood-Film könnte das werden, denn das nächste Kapitel dürfte nun bald bevorstehen. Anfang Dezember nahm ihn Lucien Favre zum Spiel gegen Fortuna Düsseldorf in den Dortmunder Bundesliga-Kader, es sollte auch eine Belohnung sein für die Fortschritte, die Reyna seit dem Sommer gemacht hat. Regelmäßig war er Trainingsgast bei den Profis, spielte in der U19 sowie in der Youth League und war mit vier Toren und sieben Assists in der Junioren-Bundesliga nach Youssoufa Moukoko einer der erfolgreichsten Spieler.

Beim 5:0 gegen Düsseldorf stand Reyna erstmals im Profi-Kader des BVB. © Kirchner-Media
Jetzt scheint der nächste Schritt nicht mehr weit. Auch hier in Marbella weiß der 17-Jährige zu überzeugen, nach dem trostlosen 0:0 gegen Lüttich im ersten Test erhielt er als einer der wenigen ein Lob des Trainers.
Reyna soll in Dortmund der nächste Pulisic werden
Transfers dieser Art, hat Nachwuchs-Chef Ricken einmal erklärt, mache der BVB nur, wenn er vom Potenzial des Spielers zu hundert Prozent überzeugt sei. „Diese Spieler holen wir nicht, um Deutscher Meister in der U19 zu werden.“ Reyna soll in Dortmund der nächste Pulisic werden, das nächste Eigengewächs, das aus der Jugend den Sprung in die Profi-Mannschaft schafft. „Dazu“, erklärte Sportdirektor Michael Zorc im Sommer, „bringt er alle Voraussetzungen mit.“ Auch bei diesem Spieler setzte sich die Borussia gegen namhafte Konkurrenz aus ganz Europa durch. Wann es nun soweit ist? Reyna gibt sich entspannt. „Ich muss dranbleiben, ich muss hart arbeiten und mir das Vertrauen des Trainers verdienen.“
Als er im Juli des vergangenen Jahres im Testspiel gegen die Seattle Sounders sein Debüt im Erwachsenenbereich gibt, ist dies ein ganz spezieller Tag für Gio Reyna. Exakt sieben Jahre nach dem Tod seines Bruders steht er für die Profis des BVB auf dem Platz. Ein Kopfball von ihm verfehlt nur knapp das Tor, wenige Tage später legt er für Paco Alcacer im Spiel gegen Liverpool einen Treffer auf. Jack, der ältere Bruder, wäre wohl mächtig stolz gewesen. Nun will Gio Reyna auch noch die nächste Etappe gehen.
Skibbe setzt Reyna vornehmlich auf dem linken Flügel ein
Als Borussia Dortmund Julian Weigl nach Lissabon verkaufte, wurde auch Gio Reyna als eine mögliche Alternative genannt. Dabei sei er eigentlich ein Zehner, erklärte er nun in Marbella. In der Jugend setzt ihn Trainer Michael Skibbe vornehmlich auf dem linken Flügel ein. Flexibel ist er also, Borussia Dortmunds nächster Rohdiamant. Zielstrebig sowieso. Und er freut sich darauf, dies auch endlich einer größeren Gruppe und in größeren Stadien zu zeigen. Allzu lange wird es nicht mehr dauern.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
