Willkommen im Mittelmaß, Borussia Dortmund BVB gibt in Augsburg bedenkliches Bild ab

Willkommen im Mittelmaß, Borussia Dortmund: BVB gibt in Augsburg bedenkliches Bild ab
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Die Krise ist da bei Borussia Dortmund. Sie kam schleichend, aber bei genauem Hinschauen auch nicht komplett überraschend. In der Fuggerstadt Augsburg setzte es am Samstag die dritte Bundesliga-Niederlage in der Fremde im vierten Auswärtsspiel, nach der Partie empfingen die Mannschaft in der Fan-Kurve schweigende und konsternierte Anhänger. Es gab dann auch deutlich vernehmlich Pfiffe.

BVB zeigt indiskutable Leistung

Tabellarisch droht Dortmund nach dem erneuten Niederschlag früh den Anschluss zu verlieren. Beim völlig verdienten 1:2 bot der BVB eine indiskutable Leistung ohne Power und Esprit und war meilenweit von den eigenen Ansprüchen entfernt. Selbst eine frühe 1:0-Führung brachte keine Sicherheit, wieder einmal glitt der Borussia eine Partie aus den Händen. Zudem verletzten sich in Waldemar Anton und Julian Ryerson zwei weitere absolute Stammkräfte, das Duo wird wie auch Marcel Sabitzer beim Pokalspiel in Wolfsburg ausfallen.

Großes Rätselraten um die Aufstellung gab es vier Tage nach dem Kracher bei Real Madrid nicht. Nur 14 gestandene Profis, da ergab sich die Startelf quasi von selbst. Für den in Madrid an der Syndesmose verletzten Niklas Süle verteidigte Anton, im 4-2-3-1 agierte Dortmund ansonsten mit der Formation, die in Madrid 60 sehr ordentliche Minuten abgeliefert hatte, ehe man unter der Wucht der Königlichen komplett einbrach. Das hieß auch, dass Sahin an der dort lange griffig agierenden Doppel-Sechs aus Felix Nmecha und Marcel Sabitzer festhielt.

Malen bringt den BVB in Führung

Im trüben Oktober-Grau fiel es der Borussia allerdings deutlich schwerer, die Konzentration ähnlich hoch zu halten wie in den ersten 45 Minuten im Bernabeu. Erst recht, so kurios das klingen mag, nachdem der BVB mit der ersten Chance des Spiels gleich in Führung ging. Wie in Spanien fiel das Tor durchs Zentrum, wie dort mit dem überlegten Steckpass von Serhou Guirassy auf Donyell Malen, der sehenswert (und mit etwas Glück) über Augsburgs Schlussmann Nediljko Labrovic schlenzte (4.).

Eigentlich also ein optimaler Start, der die Gastgeber zudem erkennbar beschäftigte. Doch mit Ballbesitzwerten von konstant um die 70 Prozent schlich sich ab Minute 15 eine Lethargie ins Dortmunder Spiel ein, die den Gastgebern in die Karten spielte. Fehlendes Tempo und die mangelnde Schärfe im eigenen Spiel führten dazu, dass die Partie offen jenseits beider Strafräume stattfand. Es war zäh anzuschauen, der BVB lullte sich selbst ein und musste prompt den Ausgleich schlucken.

BVB-Kapitän Canpatzt erneut

Ein bezeichnender Treffer, denn nach Guirassys Ballverlust durfte Torschütze Alexis Claude-Maurice den Ball durchs Zentrum treiben, wohlwollend begleitet von Nmecha und Nico Schlotterbeck, der den Schuss des Augsburgers dann nicht mehr verhindern konnte. Länger und länger wurde der Ball, Gregor Kobel streckte sich vergeblich – 1:1 (25.). Längst hatte sich der FCA eingestellt auf die farblosen Bemühungen der Schwarzgelben, die nur bei zwei Ecken überhaupt noch in den Strafraum der Gastgeber gelangten. So resultierte die einzige Antwort auf den Ausgleich bis zur Pause aus einem Sabitzer-Fernschuss (39.).

Dass Innenverteidiger Anton kurz vor der Pause länger behandelt werden musste, trieb Sorgenfalten auf die Stirn von Trainer Nuri Sahin, der zur Pause reagierte. Der Ex-Stuttgarter blieb in der Kabine, Emre Can rückte in die Kette, Pascal Groß für Sabitzer neben Nmecha ins defensive Zentrum. Für den stark in der Kritik stehenden Kapitän folgte ein Albtraum-Start: Die Flanke von Rexhbecaj klärte Can technisch unsauber zentral an die Strafraum-Kante – und vor die Füße von 1:0-Torschütze Claude-Maurice. Der visierte das lange Eck perfekt an, wieder war Kobel geschlagen (50.). Und es hätte noch schlimmer kommen können, wenn Phillip Tietz gleich in der nächsten Situation knapp an der Hereingabe von Ogochukwu Onyeka vorbeigerutscht wäre (52.).

BVB gibt bedenkliches Bild ab

Doch auch so gab Dortmund nun ein bedenkliches Bild ab. Konfus und ratlos ließ der BVB Angriff um Angriff auf sein Tor zurollen, agierte viel zu passiv. Augsburg plötzlich spielbestimmend, spritziger und giftiger. Sahin reagierte mit der Hereinnahme von Maximilian Beier für Nmecha und musste ein weiteres Mal wechseln, als es auch Ryerson im Oberschenkel zwickte. Der junge Almugar Kabar kam in Spiel, ein Linksverteidiger.

Verzweifelt stemmte sich der BVB gegen den nächsten drohenden Rückschlag. Auch weil Augsburg sich nun zurückzog und auf Konter setzte, verlagerte sich das Geschehen nach gut einer Stunde wieder deutlicher in die Hälfte der Gastgeber. Jamie Gittens scheiterte an Labrovic (70.) das war die beste Chance der Borussia seit dem Führungstreffer, der gefühlt ewig weit weg schien. Erneut Gittens verzog aus spitzem Winkel (79.), das waren die bescheidenen Erträge der Dortmunder Bemühungen, denen es an Zielstrebigkeit und Kreativität fehlte.

BVB-Trainer Sahin im Fokus

Vielleicht wäre das angesichts der chronischen Auswärtsschwäche auch zu viel verlangt gewesen. Es blieb beim 1:2, auswärts ist Dortmund weiter sieglos und nun endgültig im Krisenmodus. Zudem sah der eingewechselte Kabar die Gelb-Rote Karte. Ende Oktober steht der BVB am Scheideweg, die Unruhe ist mindestens so groß wie die Personalnot. Und für Sahin guter Rat teuer.

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