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Wie BVB-Youngster Jude Bellingham die Sportwelt ins Staunen versetzt
Borussia Dortmund
BVB-Youngster Jude Bellingham ist der jüngste EM-Spieler aller Zeiten. Dass er die ganze englische Sportwelt nun ins Staunen versetzt, hat aber andere Gründe.
Den Moment, in dem Jude Bellingham den nächsten Rekord aufstellte, erlebte Jadon Sancho auf der Tribüne im Londoner Wembley Stadium. Hier der jüngste EM-Spieler aller Zeiten, dort ein ziemlich frustrierter angehender Superstar – unterschiedlicher hätten sich die Gefühlswelten von zwei Spielern der Dortmunder Borussia am Sonntag nicht darstellen können.
Jude Bellingham schreibt Geschichte – BVB-Stürmer Haaland gratuliert
Von Erling Haaland gab’s über Twitter eine überschwängliche Gratulation. „Toller Mensch, tolles Talent, toller Spieler“, postete der Norweger, nachdem BVB-Youngster Jude Bellingham Geschichte geschrieben hatte. Im Alter von 17 Jahren und 345 Tagen debütierte der Dortmunder bei der Europameisterschaft und löste damit Jetro Willems ab, der 2012 in Polen für die Niederlande bei der EM spielte und damals 90 Tage älter war als Bellingham bei seinem Debüt.
„Völlig verdient“, setzte Haaland noch hinzu und gab damit das wieder, was mittlerweile anerkannte Meinung ist nicht nur in England: Jude Bellingham hat sich nicht nur in einem gut besetzten BVB-Mittelfeld behauptet und auf Anhieb in der Bundesliga durchgesetzt, er hinterlässt quasi aus dem Stand auch bei den „Three Lions“ nachhaltigen Eindruck - auch bei einem der prominentesten Edel-Fans der englischen Mannschaft, Ex-Oasis-Frontmann Liam Gallagher. Der twitterte: „Hey, Jude!“ Bellingham antwortete einige Stunden später standesgemäß: „Hey, Liam!“
Die englische Sportwelt staunt über BVB-Youngster Bellingham
Die ganze englische Sportwelt staunt über den bald nun 18-jährigen Ausnahmespieler. Bellinghams Spielverständnis paart sich mit einer hohen Grund-Aggressivität, die ihn im defensive Mittelfeld für die Sechs und Acht prädestiniert. Sein Auge und seine Ballbehandlung haben ihn nach seinem Wechsel vom Zweitligisten Birmingham City zur Borussia auch in Dortmund schnell Fuß fassen lassen, dem BVB gefällt, das er den Ball immer nach vorne treiben will. Spätestens in einem Jahr, wenn in Katar die Weltmeisterschaft ansteht, dürfte Bellingham auch im Team des Trainers Gareth Southgate eine tragende Rolle innehaben.
Bellinghams Glücksgefühle passten so gar nicht zu dem, was sein Dortmunder Teamkollege auf der Tribüne durchmachte. Jadon Sancho, der ein großes Lob von Trainer-Legende Alex Ferguson bekam, saß dort äußerlich unbeeindruckt, doch in dem 21-Jährigen dürften die Gedanken Purzelbäume geschlagen haben. Völlig überraschend hatte ihn Southgate nicht für den Spieltagskader nominiert, ebenso wie Ben Chilwell vom FC Chelsea, was rund eine Stunde vor dem England-Auftakt gegen Kroatien heiße Diskussionen in den Boulevard-Medien und unter den englischen Fans auslöste. Zumal sich die Spekulation, das Duo habe sich im Abschlusstraining verletzt, nicht erhärtete.
BVB-Star Jadon Sancho schafft es nicht in Englands Kader
Mit seinen überraschenden Entscheidungen lag Southgate am Ende goldrichtig. Hinter Harry Kane bildeten der junge Phil Foden und Raheem Sterling von Manchester City die Flügelzange, Sterling, bei Pep Guardiola nicht mehr uneingeschränkte Stammkraft, erzielte das Siegtor.
Die Erklärung von Southgate folgte in der Analyse des Spiels. Taktische Gründe nannte er, vor allem die wichtige Arbeit gegen den Ball angesichts des brandgefährlichen Kroatien-Mittelfeldes um Luka Modric habe eher für eine andere Startelf gesprochen. Dass es Sancho nicht einmal in den Spieltagskader geschafft hatte, sei dann die Folge weiterer daraus resultierender Personalüberlegungen gewesen.
EM2020 beginnt für BVB-Dribblekönig Sancho denkbar schlecht
Die englischen Medien schluckten diese Erklärung – erst einmal. Auch wenn die Konkurrenz auf Sanchos Positionen in der Offensive groß ist, verwunderte der Verweis auf taktische Überlegungen. Spekulationen über eine disziplinarische Maßnahme liefen ins Leere.
Wie auch immer: Die Europameisterschaft hat für Jadon Sancho denkbar schlecht begonnen, nicht einmal tröstende Worte von Haaland gab es. Das Schaufenster, in dem er selbst gern gesessen und für sich Werbung gemacht hätte, betrachtete er am Sonntag nur von außen. Nächste Chance für den 21-Jährigen: am Freitag. Dann treffen die Engländer auf Nachbar Schottland. Eine erneute Nicht-Berücksichtigung des abwanderungswilligen Dortmunder Dribblers hätte dann schon das Zeug zu einem Sport-Politikum.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
