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Schwarzgelbe Fan-Welt

Wie „BVB-Botschafter“ Sigi Horrmann zu Jürgen Klopps persönlichem Glücksbringer wurde

Wilfried „Sigi“ Horrmann ist Borusse durch und durch. Als Jugendlicher reist er seinem BVB per Anhalter hinterher. In den schwierigsten Stunden des Vereins geht er auf Sponsorensuche. Mit Jürgen Klopp verbindet ihn eine ganz besondere Beziehung.

Dortmund

, 27.05.2019 / Lesedauer: 4 min

Der kölsche Dialekt eilt Wilfried Horrmann voraus. Und bei Borussia Dortmund nennen sie den Dürener daher seit Jahrzehnten liebevoll den BVB-Botschafter im Rheinland. Oder eben Sigi. „Mit Wilfried kann da niemand etwas anfangen“, sagt Horrmann und lacht laut, so wie er es ganz oft tut.

„Alle LKW-Fahrer kannten mich schon“

Die Liebe zu Schwarzgelb entwickelt sich in ganz jungen Jahren. „Ein Onkel“, erinnert sich der gerade 70 Jahre junge gewordene Horrmann, „hat mich mit in die Rote Erde genommen“. Das klingt noch einigermaßen normal, doch dann wird’s verrückter. „Später bin ich per Anhalter nach Frankfurt, nach Hamburg - immer zum BVB. Immer mit meiner schwarzgelben Fahne, die meine Oma mir genäht hatte. Alle LKW-Fahrer kannten mich schon und haben mich dann mitgenommen. Ich war der Junge mit der Fahne.“

Sigi Horrmann im Zwiegespräch mit dem damaligen BVB-Trainer Otto Rehhagel. © Privat

Horrmann kann zu dieser Zeit auch selbst sehr gut mit dem Ball umgehen. Er kickt in der Jugend von Hannover 96. Und da wird aus Wilfried der Sigi. „In der westdeutschen Auswahl gab es zwei Wilfrieds“, erinnert sich Horrmann. „Und dann haben sie mir den Spitznamen Sigi verpasst.“ Der Hintergrund ist - man ahnt es bereits - BVB-Natur: „Sigi Held war mein absoluter Lieblingsspieler. In meiner Sporttasche hatte ich immer ein Bild von ihm dabei.“

15 Mark für einen Artikel - bei 40 Mark Spritkosten

Eine schwere Verletzung am Kopf verhindert eine sportliche ambitionierte Karriere - und Horrmann fasst den Entschluss, Sportjournalist zu werden. „Dann habe ich für den Kicker, die Kölnische Rundschau und den Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet.“ Er volontiert beim Dürener-Lokal-Anzeiger. Und Borussia Dortmund fristet ein tristes Dasein in der 2. Liga. „Ich habe 15 Mark für meine Artikel bekommen - und hatte alleine 40 Mark Spritkosten“, sagt Horrmann. Das sollte man besser nicht hochrechnen.

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In diesen finanziell schwierigen Zeiten bringt er sich auch bei der BVB-Stadionzeitung mit ein. „Der BVB aus rheinischer Sicht“ heißt Horrmanns eigene Kolumne. Ende der 70er-Jahre - die Borussen sind mittlerweile wieder erstklassig - kümmert er sich zudem um die Suche nach neuen Sponsoren. „Ich war mit der Sammelbüchse unterwegs. Das hat Dr. Reinhard Rauball nie vergessen.“

Und es kommen wieder bessere Zeiten: Berlin im Juni 1989. Dortmund trifft im Pokalfinale als Außenseiter auf Werder Bremen - auch beim 4:1-Triumph im Berliner Olympiastadion hat Horrmann seine Finger im Spiel. „Wir Journalisten standen mit Trainer Horst Köppel auf dem Rasen. Er erzählte uns, dass er Nobby Dickel nach seiner langen Verletzung eigentlich nicht spielen lassen könne. Dann haben wir ihm gut zugeredet und Dickel praktisch selbst aufgestellt. Das glaubt Dir keiner.“

Jürgen Klopps persönlicher Glücksbringer

Und es wird noch besser: Mit Jürgen Klopp verbindet Horrmann eine ganz besondere Beziehung. Es beginnt im August 2008. Klopps Premiere mit dem BVB in Leverkusen. „Der damalige Pressesprecher Josef Schneck stellte uns gegenseitig vor und nach dem 3:2-Sieg war ich Jürgens persönlicher Glücksbringer“, berichtet Horrmann voller Stolz. Daraus entwickelt sich ein Ritual: „Jürgen hat mich vor jedem Spiel umarmt, mich in die Luft geworfen.“

Klopp-Nachfolger Thomas Tuchel begrüßt Sigi Horrmann bei einem Auswärtsspiel in Leverkusen. © imago

Dann droht Horrmann einmal auszufallen. Im Januar 2011. Wieder ist es Leverkusen. „Ich hatte fast 40 Grad Fieber. Auf Jürgens Bitten bin ich aber trotzdem ins Stadion gefahren.“ Das Rezept gegen die Hitzewellen: Zwei „eiskalte Pils“ mit Eiswürfen. Es half: Der BVB gewann das Spitzenspiel mit 3:1 und holte wenige Monate später souverän den Titel.

Treffen mit Jürgen Klopp auf Sylt

Im Sommer 2013 widmete Horrmann seinem Lieblingstrainer Jürgen Klopp sogar ein Buch. In einer Auflage von 1909 Exemplaren. Ein bisschen kitschig. Zugegeben. Klopps Abschied nach der Saison 2014/15 schmerzt Horrmann. „Da war ich sehr traurig, aber wir treffen uns manchmal auf Sylt. Das ist meine Insel.“ Und natürlich werden am Samstag beim Champions-League-Finale zwischen Liverpool und Tottenham fest die Daumen gedrückt.

In Frankfurt nahm Sigi Horrmann für diesen Schnapschuss neben BVB-Sportdirektor Michael Zorc auf der Trainerbank Platz. © Thomas Bielefeld

Und was sagt Horrmann zu der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit 18/19? „Es war eine tolle Saison. Aber es ist einfach schade, dass wir die neun Punkte Vorsprung verspielt hat.“ Sei es drum. Sigi Horrmann hat in seiner langen BVB-Zeit schon ganz andere Situationen erlebt. Ein Borusse durch und durch.

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