Die Arbeit war getan und so schaltete Abdoulaye Kamara einen Gang zurück. In der 83. Minute ausgewechselt, verfolgte der Franzose die letzten Minuten von der Bank aus. Kamara sah, wie seine Teamkollegen dem 6:1-Triumph über Borussia Mönchengladbach letzte Konturen verliehen. Danach schlenderte der 18-Jährige in einen Kapuzenpullover gehüllt in die Kabine. Dass er gegen die Fohlen in der Startelf stand, war durchaus eine Überraschung.
BVB mit den besten Karten im Titelkampf
Denn in dieser Saison war er bislang ausschließlich in der Youth League für die BVB-U19 zum Einsatz gekommen. Am Samstag aber gab Kamara sein Debüt in der Junioren-Bundesliga. Dank einer überzeugenden Leistung hatte er seinen Anteil am höchsten Saisonsieg der Schwarzgelben. Die Entscheidung um den Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft ist dennoch vertagt, weil zeitgleich die Verfolger 1. FC Köln (2:1 gegen Leverkusen) und Schalke 04 (3:0 gegen Oberhausen) drei Punkte einfuhren.
Somit entscheidet erst der letzte Spieltag darüber, wer in diesem Dreikampf am Ende Westdeutscher Meister wird und welche der drei Anwärter zwei der begehrten Tickets für die Halbfinals ergattern. Ob Kamara am kommenden Wochenende in Leverkusen wieder zum Kader der U19 gehört? Oder kommt er nach seiner abgesessebeb Gelb-Rot-Sperre wieder bei der U23 im Heimspiel gegen Dynamo Dresden zum Einsatz? Diese Antwort ließ Mike Tullberg offen. „Der Verein entscheidet, wer wo spielt. Ich arbeite mit denen, die mir zur Verfügung stehen, und bis jetzt hat das ganz gut geklappt“, urteilte der BVB-U19-Trainer.
Kamara gibt dem BVB Sicherheit im Ballbesitz
Klar ist aber auch: Kamara stellt für die U23 wie auch für die U19 eine Bereicherung dar. „Ich bin froh, dass Abdou mitwirken konnte. Er gibt uns Sicherheit im Ballbesitz, er verliert kaum Bälle. Er bindet ein oder zwei Gegenspieler, dann wird es einfacher für uns zu spielen. Er hat eine brutale Ruhe am Ball“, lobte Tullberg.

Gegen Mönchengladbach bot der BVB-Trainer den Franzosen im 3-4-3-System auf dem linken Flügel auf. Eine ungewohnte Rolle für Kamara. Da die Statik gegen aggressiv anlaufende Gladbacher insgesamt ins Wanken geriet, stellte Tullberg Mitte des ersten Durchgangs auf 4-2-3-1 um. Kamara bekleidete dabei an der Seite von Vasco Walz die Doppelsechs. Danach offenbarten die Dortmunder spürbar mehr Sicherheit und Kontrolle. „Man muss den Jungs ein riesiges Lob aussprechen, dass sie nach dieser anstrengenden Woche mit den Spielen gegen Köln und Paris die Umstellung so gut hinbekommen haben. Das erfordert die nötige Bereitschaft im Kopf und ist nicht selbstverständlich“, sagte Tullberg.
Ricken lobt Kamara für körperliche Präsenz
Julian Rijkhoff (30.) per Foulelfmeter und Michel Ludwig (36.) brachten den BVB mit 2:0 in Front, ehe die Gäste per Strafstoß durch Tony Reitz (43.) auf 1:2 verkürzten. Torhüter Marian Kirsch hatte Shio Fukuda gefoult. Doch direkt nach Wiederanpfiff lenkte der BVB die Partie in die gewünschten Bahnen. Rijkhoff (48./75.), ein Eigentor von Dimitri Deumi Nappie (56.) und der eingewechselte Vincenzo Onofrietti (85.) machten den Deckel drauf. Den letzten Treffer bejubelte Abdoulaye Kamara von der Bank.

„Er hat eine unheimliche körperliche Präsenz im Mittelfeld und ist in der Junioren-Bundesliga ein herausragender Spieler“, lobte BVB-Nachwuchschef Lars Ricken. Kamara hat schwierige Monate in Dortmund mittlerweile hinter sich gelassen. „Wir haben uns viel Mühe bei seiner Integration gegeben. Abdou ist inzwischen komplett im Verein angekommen und hat auch bei der U23 in der 3. Liga Eindruck hinterlassen“, hielt Ricken fest. Im Achtelfinale der Youth League gegen seinen ehemaligen Klub Paris Saint-Germain „hat man gesehen, wie motiviert er in der Kabine war, wie er die anderen angestachelt hat“, berichtete Ricken. Kamara brennt vor Ehrgeiz. Klingt nach guten Voraussetzungen – wahlweise für den Saison-Endspurt mit der U19 oder die Mission Klassenerhalt in der 3. Liga mit der U23.
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