Das BVB II-Interview
Trainer David Wagner über den Neustart
Nein, kein Wort mehr über die 3. Liga. Der Abstieg ist Vergangenheit. Der Neustart erfolgt in der Fußball Regionalliga West. Mit einer neuen Mannschaft, der jüngsten in der Liga. Borussia Dortmund II schaut nach vorn. Über die Vorbereitung, das Aufgebot und dessen Perspektiven spricht BVB II-Trainer David Wagner im Interview.
BVB II-Trainer David Wagner freut sich auf den Start der Regionalliga-Saison.
Herr Wagner, jeder Neustart ist doch eine Herausforderung. Wo lagen denn die Schwerpunkte Ihrer Arbeit in der Saison-Vorbereitung? David Wagner: "Zunächst war es wichtig, die Spieler schnell zusammenzuführen. Wir haben elf Neuzugänge, da ist die Teambildung von großer Bedeutung. Zum Glück hatten alle Spieler herausragende Grundlagen im Ausdauerbereich, so dass wir schnell zum Spielerischen, zur Taktik, zur Schnelligkeit in unseren Aktionen, zu den Standards wechseln konnten."
Gibt es eine neue taktische Ausrichtung für den BVB II? Prinzipiell nicht. Wir haben unser Haus- und Hofsystem mit 4-2-3-1, also Viererkette vor unserem Torwart, zwei Sechser, ein offensives Dreier-Mittelfeld und eine Spitze im Sturm. Aber wir sind variabel. Wir können auch 4-3-3 spielen oder 3-5-2. Das machen wir von den Notwendigkeiten des jeweiligen Spiels abhängig.
Das hört sich nach viel Theorie für die Spieler an … Nein, ich bin kein System-Fanatiker. Nicht alles kann im Fußball vom Reißbrett her vorgezeichnet werden. Auf dem Rasen müssen die Spieler Lösungen finden; denn wir wollen dominant sein.
Im letzten Testspiel, beim 5:0 gegen die SG Wattenscheid, haben Sie trotz des hohen Sieges Kritik geübt. Was waren die Gründe? Zunächst das Positive. Wir waren frischer und dynamischer als beim 1:3 im Test gegen 1860 München II. Negativ fiel auf, dass wir defensiv zu viele Fehler machten. Da hat unser Torhüter Hendrik Bonmann mehrmals das zu Null gerettet. Außerdem waren die Räume für den Gegner viel zu groß, das Gegenpressing klappte nicht optimal und im Aufbau schlichen sich viel zu viele Ungenauigkeiten ein.
Anfangs der Vorbereitung wurde diskutiert, ob ein weiterer Außenverteidiger verpflichtet wird. Ist das Thema noch aktuell? Nein, das ist nicht mehr akut. Sören Dieckmann hat jetzt seinen Vertrag bei uns unterschrieben, er ist ebenso als Außenverteidiger einsetzbar wie Pascal Stenzel. Marian Sarr könnte das übrigens auch.
Nimmt die Stammformation in Ihrer Vorstellung schon Konturen an? Bei uns gibt es keine Stammelf. Die kann es auch gar nicht geben, weil wir rund 16 Spieler auf gleichem Leistungsniveau einsetzen können. Es gibt viele Alternativen. Da entscheiden Trainingsleistung und die aktuelle Form.
Wer drängt sich denn wo auf. Können Sie Beispiele nennen? Schauen wir auf die Offensive. Da können David Solga, Mitsuru Maruoka, Junior Flores oder David Sauerland auf der Acht spielen. Oder die Sechs, das können Atakan Karazor oder Solga spielen. Oder die Position in der Spitze. Nikolaos Ioannidis erzielte die weitaus meisten Tore in den Testspielen. Aber Michael Eberwein ist ähnlich gut. Und Tammo Harder, der sich nach seiner Verletzung nicht so präsentieren konnte, steht auch bereit.
Ganz im Gegensatz zur letzten Saison hört sich das nach einer starken Durchschlagskraft in der Offensive an … Ja, wir wollen diese Durchschlagskraft. Wir wollen unser Spiel machen.
Ist der Kader groß genug, um das langfristig durchzusetzen, auch angesichts der Verletzten? Mohamed El-Bouazzati und Joseph Gyau fallen wegen ihrer Knie-Verletzungen lange aus. Maximilian Güll ist wieder fit, Tammo Harder ist im Lauftraining. Aber wir haben tatsächlich mit 20 Feldspielern ein kleines Aufgebot.
Kann es weitere Engpässe geben, wenn Sie Spieler an den Bundesliga-Kader abgeben müssten? Da gibt es noch einige offene Fragen.
Müssten Sie solche Lücken durch A-Junioren schließen? Eigentlich wollen wir aus unserer U19 keine Spieler abziehen. Ob das durchzuhalten ist, muss man abwarten. Vielleicht müssten wir am Ende doch reagieren und noch einen weiteren Neuzugang verpflichten.
Hat sich eigentlich Cheftrainer Thomas Tuchel schon mal gemeldet? Nein, aber demnächst soll es ein Gespräch geben. Aber er ist taktisch sehr flexibel, so dass ich keine großen Änderungen erwarte.
Welche Ziele setzt sich Ihre Mannschaft? Das Team will das eigene Spiel definieren und zwar defensiv wie offensiv. Wir wollen unser Spiel machen und möglichst durchsetzen. Ganz bewusst setzen wir uns keine Ziele, die sich an Plätzen in der Regionalliga-Tabelle orientieren. Um die vorderen Ränge spielen ohnehin andere wie beispielsweise Aachen, Essen, Oberhausen, Gladbach II oder Viktoria Köln.