Terzic und der ernüchternde Blick auf die BVB-Bank Keine Breite, kaum Optionen, wenig Hilfe

Terzic und der ernüchternde Blick auf die BVB-Bank: Keine Breite, kaum Optionen, wenig Hilfe
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Immer wieder blickte Edin Terzic in Richtung des gegnerischen Tores. Dorthin, wo sich die Dortmunder Reservisten aufwärmten. Er überlegte, er grübelte. Was tun beim Stand von 0:0 in Heidenheim? Eine gute halbe Stunde war da noch zu spielen. Es brauchte jetzt dringend frische Impulse im Spiel der Dortmunder Borussia. Das wusste auch der BVB-Trainer. Aber wie sollten sie aussehen? Oder besser gesagt: Wer sollte sie bringen? Kein Marco Reus, kein Julian Brandt, kein Jadon Sancho, kein Sebastien Haller – stattdessen Ole Pohlmann, Kjell Wätjen und Samuel Bamba. Zwei von ihnen bis dato ohne jede Bundesliga-Erfahrung.

Neun BVB-Ausfälle gegen Heidenheim

Neun Ausfälle musste Borussia Dortmund gegen den Aufsteiger kompensieren. Zu den genannten Akteuren gesellten sich die Langzeitverletzten Julian Ryerson, Karim Adeyemi, Felix Nmecha und Julien Duranville. Auch der erkrankte Gregor Kobel fehlte zum zweiten Mal in Serie. Was in Heidenheim allerdings zu verschmerzen war. Ganz im Gegenteil zum Kranken- und Verletztenstand in der Offensive. „Wenn man neun Leute ersetzen muss, ist das ein Aderlass“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, der das allerdings nicht als Ausrede für den ideenlosen Auftritt gelten lassen wollte. Aber: Man habe aufgrund der vielen Ausfälle eben nicht entsprechend reagieren, Dinge nicht kompensieren können. „Das schafft keine Mannschaft der Welt.“

Und dennoch: Auch ohne vier bis fünf potenzielle Stammspieler muss man von Borussia Dortmund mehr erwarten. Die elf BVB-Spieler, die da am Freitagabend in der Voith-Arena auf dem Rasen standen, verfügen allesamt über die Qualitäten, einen Aufsteiger zu dominieren, ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Doch das misslang. „Es gab heute kaum jemanden, der auch nur annähernd an sein Leistungsmaximum gekommen ist“, sagte Terzic – und übte damit ungewohnt deutliche Kritik. War es dem fehlenden Konkurrenzdruck geschuldet?

BVB-Systemwechsel bleibt wirkungslos

Häufig war es die Breite des Kaders, die starke Bank, die den BVB bei ähnlich unkreativen Darbietungen in dieser Saison rettete, sodass immerhin die Punkteausbeute stimmte. Neun Jokertore haben die Schwarzgelben in dieser Saison bereits erzielt. Das ist Liga-Bestwert. Auf Nummer zehn wartete Terzic in Heidenheim vergeblich. Auch der System-Wechsel auf ein 4-2-3-1 mit Ian Maatsen als Linksaußen und dem eingewechselten Emre Can neben Marcel Sabitzer auf der Doppelsechs brachte kaum „Wucht“, wie Terzic konstatierte.

Ole Pohlmann in einem Zweikampf.
Feierte in Heidenheim sein Bundesliga-Debüt: BVB-Mittelfeldspieler Ole Pohlmann (l.). © imago / foto2press

Und auch die (nach reiflicher Überlegung) getätigte Einwechslung von Pohlmann zeigte keine Wirkung. Der 22-Jährige, Führungs- und Stammspieler bei der U23 in der 3. Liga, war bei seinem Bundesliga-Debüt sichtlich um Kreativität bemüht, den entscheidenden Impuls konnte aber auch er nicht setzen. Überraschend: Der Offensivspieler war gleich für sämtliche Standardsituationen verantwortlich.

BVB-Kader ist auf Kante genäht

Lob gab es trotzdem für den ersten Pflichtspieleinsatz. „Für Ole freut es mich. Er hat es sich wirklich verdient, diese Chance zu bekommen. Er hat eine gute Entwicklung genommen, hat einen guten Fuß, schießt tolle Standards. Er wird sich weiter steigern“, sagte Kehl. Worte, die er in ähnlicher Form in den vergangenen Wochen schon mehrfach gewählt hatte. Nach Hendry Blank und Samuel Bamba ist Pohlmann der dritte Profi-Debütant innerhalb von nur zwei Monaten. Das ist dann wohl der beste Beweis dafür, wie stark der BVB-Kader aktuell auf Kante genäht ist.

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