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Stabilitätsanker der BVB-Abwehr: Manuel Akanji wird immer wichtiger
Borussia Dortmund
Manuel Akanji wird bei Borussia Dortmund immer wichtiger. Aus dem einstigen Unsicherheitsfaktor ist ein BVB-Stabilisator geworden. Dabei tritt eine neue Qualität immer mehr in den Vordergrund.
Ist in der Politik von wirtschaftlicher Stabilität oder Beständigkeit die Rede, fällt schnell der Begriff des Stabilitätsankers. Nun geht es bei der Besetzung der Viererkette von Borussia Dortmund zwar nicht um Politik im herkömmlichen Sinne. Doch wie im Parlament auch gab es zuletzt auch bei Schwarzgelb einige Debatten über die personelle Vergabe der Abwehrposten. Das liegt vor allem daran, dass es Marco Rose zum Saisonstart gerade im Defensivbereich mit einer Art Mangelverwaltung zu tun hat. Das eint ihn mit manchem Politiker, der aus ziemlich wenig möglichst viel machen muss.
Manuel Akanji dirigiert die BVB-Abwehr souverän
Angesichts etlicher Ausfälle sorgt die Verteidigungslinie beim BVB seit einigen Wochen am meisten für Kopfzerbrechen. Beim souveränen 3:0-Erfolg in der ersten Runde des DFB-Pokals beim SV Wehen Wiesbaden jedoch hielt die Viererkette. Und das hatte maßgeblich mit Manuel Akanji zu tun, dem Stabilitätsanker der Borussia.
Der 26-jährige Schweizer, der erst am letzten Tag des Trainingslagers in Bad Ragaz erstmals wieder auf dem Rasen stand, dirigierte die BVB-Viererkette souverän und abgeklärt. Im Bereich der inneren Sicherheit leitete er den neben ihm postierten Antonios Papadopoulos und errichtete gemeinsam mit den Außenverteidigern Nico Schulz auf links und Felix Passlack auf rechts eine für Wehen Wiesbaden kaum zu überwindende Barrikade.
BVB-Torwart Kobel lobt Akanji für erfolgreichen Kaltstart
Die im Vorfeld geäußerten Sorgen, der BVB könnte gegen den bereits seit zwei Wochen im Ligabetrieb laufenden Drittligisten defensiv womöglich in Schwierigkeiten geraten, schob die Viererkette genauso einen Riegel vor wie den Angreifern der Wiesbadener.
Davon, dass Akanji nach starker Europameisterschaft mit der Schweiz und anschließenden Ferien erst wenige Einheiten unter dem neuen Trainer Marco Rose und mit den Mannschaftskollegen absolviert hat, war ihm nichts anzumerken. „90 Minuten aus der kalten Hose. Riesenrespekt. Er ist brutal souverän. Man hat gar nicht gemerkt, dass er im Urlaub war“, lobte auch Torhüter Gregor Kobel.
BVB-Verteidiger Akanji überzeugte auch bei der Europameisterschaft
Schon bei der EM gehörte Akanji zu den stärksten Vertretern bei den Eidgenossen, mit denen er nach einem 5:4-Erfolg im Elfmeterschießen gegen Weltmeister Frankreich erstmals das Viertelfinale erreichte. Dort war dann gegen Spanien nach aufopferungsvollem Kampf ebenfalls im Elfmeterschießen mit 1:3 Endstation. Auch Akanji vergab vom Punkt.

Ein bitterer Moment: Manuel Akanji scheitert beim Elfmeterschießen mit der Schweiz im EM-Viertelfinale vom Punkt gegen Spanien. © imago / ITAR-TASS
Sein Selbstvertrauen scheint das nicht nachhaltig erschüttert zu haben. Im Gegenteil: Die starke EM passt zu den vergangenen Monaten. Denn spätestens seit seinem im Februar überwundenen Muskelfaserriss blüht der 26-Jährige beim BVB richtig auf. Nach Erling Haaland und Mats Hummels war er mit 3505 Minuten in allen Wettbewerben der Borusse, der am meisten auf dem Platz stand.
Akanji schon in der Vorsaison Leistungsträger beim BVB
In der vergangenen Saison zählte Akanji in Dortmund zu den absoluten Stammspielern und Leistungsträgern. Davon zeugen 61,3 Prozent gewonnene Zweikämpfe, eine Passquote von 93,5 Prozent (Platz vier in der Bundesliga) und die drittmeisten Ballkontakte bei der Borussia. Neben seinem Job als Stabilitätsanker widmet sich Akanji - erst recht in Abwesenheit von Mats Hummels - aber zunehmend auch der Eröffnung der eigenen Angriffsinszenierungen. Auch das gelang ihm im Pokal in Wiesbaden gut. Kapitän Marco Reus lobte nicht umsonst: „Manu ist für unseren Spielaufbau enorm wichtig.“
Am Samstag (18.30 Uhr) beim Bundesliga-Start gegen Eintracht Frankfurt dürften Akanjis Fähigkeiten voraussichtlich noch deutlich stärker gefragt sein als beim Drittligisten in Wiesbaden. Zumal Mats Hummels (Patellasehnenprobleme) auch weiterhin fehlen dürfte und allenfalls Emre Can zurückkehrt. Dass Akanji den Part als Abwehrchef übernehmen kann, hat er eindrücklich nachgewiesen. So schnell reißt ihn jedenfalls nichts aus der Verankerung.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
