Sportdirektor Michael Zorc stellt nach München-Debakel klare Forderung an die BVB-Profis

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Sportdirektor Michael Zorc stellt nach München-Debakel klare Forderung an die BVB-Profis

rnBorussia Dortmund

Die BVB-Verantwortlichen analysieren das Debakel von München. Sportdirektor Zorc stellt anschließend eine klare Forderung an die Dortmunder Profis. Auch die Stürmerfrage kommt auf den Prüfstand.

Dortmund

, 17.11.2019, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sebastian Kehl wählte für die Öffentlichkeit die äußerst diplomatische Variante. „Eine intensive Woche neigt sich so langsam dem Ende“, schrieb der Leiter der Lizenzspielerabteilung von Borussia Dortmund am Freitag beim Internet-Nachrichtendienst Twitter. „Wir haben die Tage genutzt, um uns mit der aktuellen Situation zu beschäftigen und uns auch wieder in großer Runde besprochen!“ Ab der nächsten Woche liege der Fokus dann auf dem Spiel gegen den SC Paderborn am kommenden Freitagabend im Signal Iduna Park. Das klang alles ziemlich harmlos. Ein bisschen quatschen, ein bisschen aufarbeiten - und weiter im Text.

Doch ein „Weiter so“, das ist allen Verantwortlichen bei Borussia Dortmund spätestens seit dem 0:4 bei Bayern München endgültig klar, kann und wird es nicht geben. Und auch wenn BVB-Sportdirektor Michael Zorc am Sonntag im Gespräch mit dieser Redaktion darauf verwies, dass es sich bei der Zusammenkunft der sogenannten „Elefantenrunde“ am Freitag beim Edel-Italiener „Acqua Pazza“, der dieses Mal neben Kehl, Zorc, BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und dem externen Berater Matthias Sammer auch Präsident Dr. Reinhard Rauball beiwohnte, um „ein turnusmäßiges Treffen“ gehandelt habe, so wollte auch Zorc nicht leugnen, dass die Geschehnisse des München-Debakels selbstverständlich ein elementarer Diskussionspunkt der Elefantenrunde waren. Der Rest werde „wie immer“ intern behandelt und sei nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

BVB-Sportdirektor Zorc bemängelt „große Leistungsschwankungen“

Die wesentlichen Probleme des BVB liegen auch so auf der Hand. Sportlich, das kann jeder in der Tabelle nachlesen, ist Borussia Dortmund zu inkonstant und verkauft sich vor allem auswärts völlig unter Wert. Sechs Liga-Spiele in der Fremde, sechs Punkte - das genügt freilich nicht, um Deutscher Meister zu werden.

Hatten einiges zu besprechen: Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (l.) und Sportdirektor Michael Zorc.

Hatten einiges zu besprechen: Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (l.) und Sportdirektor Michael Zorc. © Kirchner/David Inderlied

„Wir haben zu große Leistungsschwankungen“, sagt Zorc, „zu Hause sind die Aufritte im Wesentlichen in Ordnung, mitunter drehen wir hier auch Spiele. Es herrscht aber eine eklatante Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen. Das ist zum einen offensichtlich und zum anderen schwer zu verstehen. Gegen Inter Mailand spielen wir eine großartige zweite Hälfte, und vier Tage später haben wir in München dann so einen schwachen Auftritt.“ Es werde ein stetiger Prozess sein, an diesen Baustellen zu arbeiten. „Wir müssen einfach dahin kommen, dass wir auch auswärts die Leistungen bringen, die wir zu Hause mehrheitlich abliefern.“

Der BVB sondiert längst den Stürmermarkt

Zum Fremdeln mit der Fremde gesellt sich die Tatsache, dass zu viele BVB-Leistungsträger derzeit ihrer Topform hinterherlaufen - und mitunter, wie Jadon Sanchos Suspendierung vor dem Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:0) Mitte Oktober zeigte, auch nicht zwangsläufig den Eindruck erwecken, als täten sie alles dafür, sie sich im Training zu erarbeiten.

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Ein weiteres Problem, das der BVB frühestens in der Winterpause lösen könnte, ist ein fehlender wuchtiger Mittelstürmer in Borussia Dortmunds Kader. Paco Alcacer ist der einzig gelernte Torjäger, der erstens eher zur Kategorie spielender Stümer zählt und zweitens auch in dieser Saison mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hat. Die Schwarzgelben sondieren daher längst den Markt nach einer Verstärkung fürs Sturmzentrum.

Trainer Lucien Favre steht unter Beobachtung

BVB-Trainer Lucien Favre, der aktuell weiterhin das Vertrauen der Verantwortlichen genießt, gilt nicht als Befürworter eines solchen Spielertypen. Acht Spiele stehen bis Weihnachten noch auf dem Programm. Acht Spiele Zeit für Lucien Favre, wenn nichts Dramatisches passiert, die Elefantenrunde davon zu überzeugen, dass ein weiterer Stürmer womöglich doch nicht unbedingt nötig ist. Und acht Spiele Zeit, die Elefantenrunde davon zu überzeugen, dass auch auf der Trainerposition kein akuter Handlungsbedarf besteht.