Die Marschroute für seine Mannschaft hatte Edin Terzic klar definiert. „Wir wollen“, erklärte Borussia Dortmunds Trainer, „aus der Partie ein Dortmund-Spiel machen.“ Ab der 13. Minute im Ruhrstadion war klar: Es wurde vielmehr ein Bochum-Spiel.
Halbherzige BVB-Verteidigung in Bochum
Schon beim 1:1 im April war der VfL mit einem Traumtor in Führung gegangen, das am Samstag stand dem in nichts nach – wurde aber ebenso wie vor vier Monaten begünstigt durch ein Abwehrverhalten, das Terzic an der Linie die Zornesröte ins Gesicht trieb. Der lange Ball von Bochums Keeper Manuel Riemann – ein bekanntes Stilmittel, auf das Terzic betont hingewiesen hatte. Die dann halbherzige Verteidigungsaktion von Marius Wolf gegen den Bochumer Maximilian Wittek war an sich schon schlimm, dass Torschütze Kevin Stöger von Marcel Sabitzer einfach laufen gelassen wurde, setzte der Entstehung des Bochumer 1:0 die Krone auf. Wie passend, dass der Schuss aus spitzem Winkel auch noch über den Arm von Gregor Kobel ins lange Eck zischte.
Der VfL hatte ab da das Spiel, das man haben wollte – Borussia Dortmund genau die Situation, die man vermeiden wollte. Haarsträubende Aktionen in der Folgezeit ließen die Partie endgültig zugunsten der Gastgeber kippen. Bochum war wacher, viel aggressiver, lief bis zur Pause zwei Kilometer mehr – und schaffte es dadurch, den BVB komplett aus dem Spiel zu nehmen.
Terzic setzt auf BVB-Neuzugang Nmecha
Terzic hatte sich im zentralen Mittelfeld für eine überraschende Variante entschieden, als er Marco Reus wie erwartet aus dem Team nahm, dafür aber nicht Karim Adeyemi, sondern in Felix Nmecha einen zusätzlichen körperlich robusten Spielertypen in die Startelf beorderte. Sabitzer rückte dadurch weiter nach hinten neben Emre Can, das sollte die Lücken nach Ballverlusten schließen. Ausgerechnet aber durch die Mitte kam der VfL immer wieder zu gefährlichen Vorstößen. Sabitzer und Can agierten bisweilen vogelwild, der Pausenpfiff erlöste die Borussia, die fast alles schuldig blieb und sich dringend neu sortieren musste.
Dabei hatte Dortmund eigentlich gut in die Partie gefunden. Der erste gefällige Angriff führte gleich zu einer guten Chance für Julian Brandt, der in die Flanke von Ramy Bensebaini lief und knapp neben das Tor zielte (3.). Beim Kopfball von Sebastien Haller nach einer Brandt-Flanke tauchte Riemann so eben noch ins bedrohte Eck (7.).
Brandt mit einem BVB-Lebenszeichen
Das war es aber auch mit Dortmunder Chancen. Viel zu selten suchten die Schwarzgelben ihren Vorteil über Geschwindigkeit und Körperlichkeit über die Seite des ehemaligen BVB-Spielers Felix Passlack. Stattdessen verstrickte sich der BVB in ein Klein-Klein-Spiel ohne Tempo und Überraschungsmomente. Mit dem Kopfball von Philipp Hofmann auf die Latte des Kobel-Tores hatte vielmehr Bochum noch die beste Gelegenheit vor der Halbzeit (33.). Brandts Aufsetzer am langen Eck vorbei war immerhin ein Lebenszeichen nach langer Durststrecke (38.).
Zur Pause blieb Mats Hummels angeschlagen in der Kabine, der Rücken hatte zugemacht. Kandidaten für eine Auswechslung hätte es viele gegeben. Ausgerechnet Donyell Malen, einer der unauffälligsten Dortmunder des ersten Durchgangs, brachte den BVB dann zurück ins Spiel. Es passte zum Auftritt in Schwarzgelb, dass der Ball leicht abgefälscht wurde und Riemann auch noch über die Finger rutschte (56.).
Ex-BVB-Spieler Osterhage trifft den Pfosten
Doch mit dem Tor verlagerte sich das Geschehen zunehmend in die Bochumer Hälfte. Der VfL hatte viel investiert, der Kräfteverschleiß machte sich durch zunehmende Ungenauigkeiten bemerkbar. Aber auch das Spiel der Borussia blieb weiter unklar. Nmechas Schuss nach Ablage von Haller touchierte den Außenpfosten (61.), auf der Gegenseite fälschte Can einen Stöger-Schuss ab, Kobel musste sich ganz lang machen (68.).

Es war nun eine offene Partie, immer noch sehr intensiv mit vielen bissig geführten Zweikämpfen – so, wie es der VfL gerne hat. Und ab Minute 75 konnten sich die Gastgeber wieder befreien. Terzic zog seine letzten Wechsel-Optionen, verzichtete auf Reus und brachte Youssoufa Moukoko, Salih Özcan und Jamie Bynoe-Gittens. Den nächsten Farbtupfer setzte aber Ex-Borussia Patrick Osterhage, dessen Schuss leicht abgefälscht an den Pfosten klatschte (86.). Nicht nur deshalb hatte sich der VfL das Unentschieden redlich verdient.. Wie gegen Köln kam der BVB für einen Dreier nicht in Frage - und diesmal blieb der Lucky Punch aus.