Sollte der BVB mit Mats Hummels verlängern? Große Datenanalyse liefert klare Antwort

BVB-Kapitän Marco Reus und die Vertragsfrage: Große Datenanalyse zeigt eine klare Tendenz
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„Irgendwann, wenn die Zeit reif ist, möchte ich entscheiden, ob, und wenn ja, wie es weitergeht“, hatte ein angesichts seines nach dieser Saison endenden Vertrages völlig entspannter Mats Hummels im Juli letzten Jahres im Exklusiv-Interview mit den Ruhr Nachrichten gesagt. Doch auch knapp acht Monate später ist noch keine Entscheidung gefallen, nach wie vor ist völlig offen, wie es für und mit Hummels weitergeht. Borussia Dortmund? Ein Wechsel ins Ausland? Oder doch das Karriereende?

Sollte der BVB mit Hummels verlängern?

Weitermachen in Dortmund wolle er nur, wenn „ich selbst das Gefühl habe, dass ich noch helfen kann und nicht nur Ballast bin.“ Aber kann er das? Ist er nach wie vor unverzichtbar? Ist Mats Hummels für den Erfolg des BVB ein entscheidender Faktor? Kurz: Sollte Borussia Dortmund den Vertrag des 34-Jährigen selbst bei entsprechender Bereitschaft überhaupt verlängern? Die große Datenanalyse liefert eine klare Antwort darauf.

01.) Oft gefragt, selten von Anfang an: „Natürlich weiß ich, dass er viel lieber von Anfang an und dauerhaft spielen würde“, kann sich BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl in die Lage von Mats Hummels hineinversetzen. „Das hat er in der Hinserie sehr häufig getan.“ Mittlerweile sieht das anders aus. Der 34-Jährige stand zwar in 18 der 22 Bundesliga-Spiele auf dem Platz, davon aber nur 15-mal in der Anfangsformation. Im Kalenderjahr 2023 kommt er nur auf zwei Startelfeinsätze, in zwei Partien saß er komplett auf der Bank, dreimal wurde er erst ganz spät im Spiel eingewechselt.

02.) Kein Punktegarant: Ob mit oder ohne Mats Hummels in der Startelf: Die Punkteausbeute bleibt die gleiche. Von den 15 Spielen mit dem 34-Jährigen von Beginn an hat Borussia Dortmund zehn gewonnen, eins unentschieden gespielt und vier verloren. Das macht einen Schnitt von 2,1 Punkten. Genauso viele holte der BVB auch in den sieben Partien (fünf Siege, zwei Niederlagen) ohne Hummels in der ersten Elf. Die Siegquote ist sogar geringfügig höher, wenn der Innenverteidiger nicht spielt (71% zu 67%).

Mats Hummels macht einen Kopfball.
Mats Hummels gewinnt 70 Prozent aller Luftduelle und kann somit seinen Karriere-Wert halten. © IMAGO/Eibner

03.) Defensive Stabilität: Der 34-Jährige machte in der Hinrunde von allen BVB-Verteidigern den stabilsten Eindruck. Das unterstreichen auch die Werte. Der Routinier verlieh der Dortmunder Defensive durchaus Stabilität. In der Zeit, in der Hummels auf dem Platz stand, kassierte der BVB 15 Gegentore. Im Schnitt klingelte es also alle 83 Minuten. Ohne ihn schluckte Borussia Dortmund alle 61 Minuten einen Gegentreffer.

04.) Schwach wie nie: Mats Hummels ist in den Zweikämpfen so schwach wie noch nie in seiner Bundesliga-Karriere. Der 34-Jährige gewann in dieser Saison nur 59 Prozent aller Duelle. In seinen 15 vollen Spielzeiten zuvor hatte er immer mindestens 60 Prozent (im Schnitt 64%) der Zweikämpfe für sich entscheiden können. In seiner bisher besten Saison 2015/16, seiner letzten beim BVB, ehe es für ihn zum FC Bayern ging, kam er auf eine Zweikampfquote von 68 Prozent.

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Im Dortmunder Innenverteidiger-Ranking befördert ihn die Quote von 59 Prozent auf Platz drei. Beide Konkurrenten weisen bessere Werte auf. Niklas Süle geht aus 61 Prozent der Duelle als Gewinner hervor, Nico Schlotterbeck kommt auf eine Gewinnquote von 67 Prozent – das ist ligaweiter Bestwert. In der Luft ist Hummels immer noch sehr stark (70 % gewonnene Kopfballduelle - in etwa sein Karriere-Wert), am Boden sind seine Zweikampfwerte klar schwächer (54 % - bis zu dieser Saison 62 %).

05.) Häufiger zu spät: Hummels ist bekannt für sein offensives und hohes Verteidigen. War er früher oft einen Schritt vor dem Gegenspieler am Ball, kommt er mittlerweile immer mal wieder zu spät und kann sich nur noch mit einem Foul behelfen. Neben der deutlich geringeren Zweikampfquote ist das auch seiner geringen Endgeschwindigkeit (31,3 km/h) geschuldet. Mittlerweile sieht der ehemalige deutsche Nationalspieler alle fünf Spiele eine Gelbe Karte. (20 Karten in den letzten 101 Bundesliga-Spielen). In den ersten 304 Spielen seiner Karriere waren es nur 29 Gelbe (also nur gut alle zehn Partien eine).

06.) Spielgestalter: Seinem Instagram-Namen „Aussenrist15“ macht Hummels auch im höheren Profi-Alter weiterhin alle Ehre. Aus der Viererkette heraus ist er der erste Spielgestalter bei der Borussia. Egal, ob Kurzpass oder diagonaler Flugball: 90 Prozent seiner Pässe kommen beim Mitspieler an.

Klares Fazit: Die nackten Zahlen sprechen nicht für Mats Hummels, der 34-Jährige ist nicht mehr unverzichtbar. Seine Konkurrenten Niklas Süle und Nico Schlotterbeck haben ihn in den Statistiken abgehängt, auch deswegen schenkt BVB-Trainer Edin Terzic dem Duo das Vertrauen. Aber: Hummels ist nach wie vor extrem wertvoll für die Mannschaft. Als Führungsspieler, als Coach auf dem Platz, als Motivator und Back-up von der Bank. Freundet sich der 34-Jährige mit dieser Rolle an, macht die Ausweitung des Kontraktes zu deutlich geringeren und stärker leistungsbezogenen Konditionen definitiv Sinn. Der BVB hätte weiterhin drei (fast) gleichstarke Innenverteidiger im Kader und dazu bei der Suche nach einem potentiellen Nachfolger deutlich mehr Ruhe.

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