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Shinji Kagawa will den BVB verlassen und sucht in Spanien die Nadel im Heuhaufen
Borussia Dortmund
Shinji Kagawa will und darf den BVB im Winter verlassen. Am liebsten würde sich der Japaner seinen Traum von Spanien erfüllen. Das Problem: In „La Liga“ ist so gut wie kein Platz für Kagawa.
Hinter Shinji Kagawa liegt eine enttäuschende Hinrunde, um es mal vorsichtig auszudrücken. Seinen größten fußballerischen Auftritt hatte der 29 Jahre alte Japaner Anfang November in der Regionalliga West – das sagt eigentlich alles aus. Beim 5:0-Sieg des BVB II gegen Rot-Weiss Essen durfte oder musste Kagawa in der U23 aushelfen und Spielpraxis sammeln, er legte alle fünf Tore auf.
Kagawa mit vier Pflichtspieleinsätzen für die Profis
Bei den Profis wartete Kagawa vergeblich auf große Auftritte. 204 Minuten sammelte er unter BVB-Trainer Lucien Favre vor der Winterpause, verteilt auf vier Spiele in Liga, Pokal und Champions League. Der vorläufige Tiefpunkt: Als Favre beim 2:0-Sieg des BVB am sechsten Spieltag der Champions League in Monaco eine B-Elf auf den Rasen des Stade Luis II. schickte, stand Kagawa nicht einmal im Kader.

Ein seltener Anblick in der Hinrunde: Shinji Kagawa außerhalb des Trainingsplatzes am Ball. Beim 3:2-Testspielerfolg des BVB im November in Lotte legte Shinji Kagawa alle drei Dortmunder Tore auf. © imago
Kagawa sucht nicht erst seit diesem 11. Dezember nach Alternativen, um wieder häufiger auf dem Fußballplatz zu stehen. Im Sommer zeichnete sich früh ab, dass Favre auf andere Spieler setzt als den Publikumsliebling. Trotzdem lehnte der BVB einen Wechsel im Sommer ab. Man wollte abwarten, ob Kagawa nicht vielleicht doch noch wichtig werden würde.
Kagawa würde gerne in Spanien spielen
Mittlerweile wissen beide Seiten, dass Kagawa nicht wichtig geworden ist – und der Mittelfeldspieler hat unlängst deutlich zu verstehen gegeben, dass er zukünftig lieber in Spanien als im Ruhrgebiet spielen würde.
Die spanische Liga sei immer sein „Traum“ gewesen, erklärte Kagawa bereits im Herbst, er könne seine Karriere nicht beenden, ohne einmal in der spanischen Liga gespielt zu haben. Der BVB ließ daraufhin verlauten, Kagawa, der noch einen Vertrag bis 2020 bei Borussia Dortmund besitzt, sei ein verdienter Spieler. Man werde sich sicherlich zusammensetzen und miteinander reden, sobald es ein konkretes Angebot gebe.
Aus Herbst ist Winter geworden, Kagawa will immer noch weg, aber ein konkretes Angebot, über das es zu reden gilt, liegt dem BVB nach Informationen dieser Redaktion immer noch nicht vor – zumindest nicht aus Spanien. In der Personalie Kagawa gebe es „keinen neuen Stand“, berichtet BVB-Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Redaktion.
In Spanien gibt es für Kagawa nicht viele Möglichkeiten
Und Kagawa selbst sagte jüngst gegenüber „Soccer King“ aus Japan: „Ich glaube nicht, dass es so einfach wird. Ich spüre, wie schwierig ein Transfer ist. Ich kann nicht hundertprozentig sagen, dass ich nach Spanien gehe, aber ich schaue momentan, ob es eine Möglichkeit gibt.“
Allzu viele Möglichkeiten sind es nicht. Das liegt nicht in erster Linie am Geld, wie teilweise berichtet wird, sondern an einer speziellen Ausländer-Regelung in der spanischen „La Liga“, die besagt, dass pro Klub höchstens drei Nicht-EU-Ausländer als Spieler beschäftigt werden dürfen. Und so bleiben von 20 potenziellen Wunschvereinen in der spanischen Liga bei genauerer Betrachtung nur fünf für Kagawa übrig.
Nur fünf Klubs kommen in Frage
Real Madrid, der FC Barcelona und Atletico Madrid dürften unabhängig von den Liga-Statuten nach prominenterer Verstärkung Ausschau halten, bei Athletic Bilbao spielen nur Basken und elf weitere Klubs haben aktuell keine Kader-Kapazitäten für Fußballer mehr frei, die nicht aus der EU kommen, weil sie schon drei in ihren Reihen haben. Die einzigen Klubs, die nach jetzigem Stand überhaupt für Kagawa in Frage kommen könnten, sind der FC Sevilla, Betis Sevilla, Espanyol Barcelona, Real Sociedad und der FC Valencia.
Kagawa, so hat es ein wenig den Anschein, sucht in Spanien nach der Nadel im Heuhaufen – und der Frust wächst. „Wenn die Klubs in Spanien mich nicht haben wollen, kann ich auch nicht dorthin gehen“, sagt er und muss darauf hoffen, dass bis Ende Januar vielleicht doch noch eine spanische Tür aufgeht. Oder eine andere. Denn Kagawa sagt auch: „Vor allem möchte ich im Jahr 2019 einfach Fußball spielen.“
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
