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BVB-Saisonrückblick

Shinji Kagawa sucht neue Herausforderung - Saison zum Vergessen beim BVB

Die letzte Saison von Shinji Kagawa im BVB-Trikot ist an Tristesse kaum zu überbieten. Gleich mehrere Dinge laufen gegen ihn. Jetzt beginnt eine schwierige Suche nach dem richtigen Verein.

Dortmund

, 11.06.2019 / Lesedauer: 4 min

Zwei Einsätze in der Bundesliga, einmal Champions League, einmal DFB-Pokal. 204 Pflichtspielminuten, eine Vorlage, eine Gelbe Karte. Wie man es auch dreht und wendet, die Spielzeit von Shinji Kagawa in Dortmund verlief katastrophal.

Kagawa kann glänzen - in unbedeutenden Spielen

Die Highlights des 30-Jährigen sind schnell erzählt: Fünf Assists und damit sowas wie der „Man of the Match“ beim 5:0-Sieg Anfang November mit dem BVB II in der Regionalliga über Rot-Weiß Essen. Zehn Tage später lieferte Kagawa wieder drei Vorlagen in einem Spiel – beim unbedeutenden 3:2-Testspielsieg in Lotte.

90 Minuten Fußballspielen an einem kalten Novemberabend in Lotte. Für Shinji Kagawa war es fast schon ein Lichtblick in einer sonst tristen BVB-Saison. © imago

Zu diesem Zeitpunkt setzte der Japaner schon längst alle Hebel in Bewegung, um ab Januar in einem anderen Klub wieder auf dem Platz zu stehen. Doch auch das entpuppt sich als schwieriges Unterfangen. Beim BVB war unter Lucien Favre für Shinji Kagawa nicht einmal mehr Platz auf der Ersatzbank. 17 Hinrundenspiele in der Bundesliga, 15 Mal nicht im Kader.

Viele Dinge laufen gegen Kagawa

Favres früher Systemwechsel vom 4-1-4-1 zum 4-2-3-1 reduzierte Kagawas ohnehin schon schlechten Einsatzchancen. Die Gleichung war simpel: Ein Offensivspieler weniger in der Startelf, ein Platz weniger, auf dem Kagawa hätte wirbeln können, noch dazu: ein deutlich verschärfter Konkurrenzkampf. Als Lucien Favre am fünften Spieltag gegen Nürnberg dann auch noch Marco Reus endgültig von der Außenbahn ins Zentrum beorderte, war für Kagawa in Favres Planungen erst recht kein Platz mehr.

Und gerade als es doch irgendwie schien, Kagawa würde wenigstens als Backup von Marco Reus auf der Zehn Fuß fassen, verletzte er sich am Sprunggelenk. Das viel umjubelte Comeback von Mario Götze gegen Augsburg spülte dann auch noch den deutschen Nationalspieler in der Rangordnung am Japaner vorbei. Kagawa wollte weg.

Kagawa äußert Wechselwunsch öffentlich

„Ich möchte für meine Situation eine Lösung finden“, hatte der Mittelfeldspieler in einem Interview mit der japanischen Sportzeitung „Nikkan Sports“ zum Ende der Hinrunde verkündet. Eine Lösung sei, „den Verein zu wechseln.“ Forsche Töne für den sonst so zurückhaltenden Japaner.

Spanien hätte es werden sollen. Das Problem: In der spanischen Liga dürfen pro Team nur drei Nicht-EU-Ausländer auf dem Platz stehen. Bei den meisten interessanten Vereinen waren diese Plätze mitten in der Saison bereits belegt, und Shinji Kagwa hatte kaum Werbung für sich machen können. Acht Vorlagen gegen Lotte und Essen – damit beeindruckt man in Spanien nicht. Am Ende wurde es also ein Leihgeschäft mit Besiktas Istanbul.

Starker Start in Istanbul für den „Samurai vom Bosporus“

Dort feierte Kagawa am 3. Februar ein Traumdebüt! Zwei Tore in drei Minuten - da hatte sich offensichtlich ordentlich was angestaut. Kagawa war damit nicht nur der erste Japaner, der in der türkischen Süper Lig getroffen hatte. Er wurde auch gefeiert als „Samurai vom Bosporus“.

Beim 6:2-Sieg über Antalyaspor erzielt Shinji Kagawa - eingewechselt in der 81. Minute - zwei Treffer (82., 84.). © imago

Halten konnte der 30-Jährige diese Torquote verständlicherweise nicht. Aber unterm Strich stehen am Ende der Spielzeit 14 Einsätze, vier Tore und zwei Vorlagen. Und nach Ende der Ausleihe die Rückkehr zu Borussia Dortmund, wo er weiterhin keine Perspektive hat.

Interessenten aus England

Für Kagawa beginnt die Suche nach einer neuen sportlichen Herausforderung also von neuem. Eine Rückkehr zu Besiktas ist ausgeschlossen, da der türkische Klub finanziell nicht auf Rosen gebettet ist. Kagawas Wunsch, in Spanien zu spielen, bleibt unverändert. Interessenten soll es nach diversen Medienberichten aber vor allem aus England geben. So sollen sich West Ham United und der FC Everton erneut in Stellung gebracht haben.

Kagawas Vertrag beim BVB läuft noch bis zum 30. Juni 2020. Die Ablöse, das hat sein Klub aber schon im Winter angedeutet, wird bei den Verhandlungen mit potenziellen neuen Arbeitgebern nicht das größte Problem sein. Man wisse um die großen Verdienste Kagawas beim BVB, ließ Sportdirektor Michael Zorc seinerzeit durchblicken.

BVB will kein unrühmliches Ende

Der BVB wird also alles tun, um die Trennung - diesmal wohl endgültig - möglichst sauber zu vollziehen. Es soll kein unrühmliches Ende werden für einen verdienten Spieler, für einen Publikumsliebling, der mit dem BVB große Erfolge gefeiert hat. Zwei Deutsche Meisterschaften, zwei DFB-Pokal-Siege. 216 Pflichtspiele für den BVB, 60 Tore, 55 Vorbereitungen und unzählige Mal von der Südtribüne, ja dem ganzen Stadion mit Sprechchören gefeiert.

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