Senkrechtstarter Nnamdi Collins hat mit BVB abgeschlossen „Interessiert mich nicht, was da abgeht“

Senkrechtstarter Nnamdi Collins rechnet mit BVB ab: „Interessiert mich nicht, was da abgeht“
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Nnamdi Collins sitzt auf einem Parkettfußboden. Hinter ihm steht ein festlich geschmückter, beleuchteter Christbaum. Er ist umgeben von Geschenken. „Was wünsche ich mir zu Weihnachten?“, fragt der 20-Jährige grübelnd. Einen Fußball? „Nee.“ Ein Trikot? „Eigentlich ganz cool, aber auch nicht“, sagt Collins – und liefert die Antwort anschließend selbst: „Besser - ich bleibe bis 2030.“ In dem Video, das Eintracht Frankfurt jüngst veröffentlich hat, gibt der Ex-Dortmunder seine vorzeitige Vertragsverlängerung bekannt. Sein bisher bis 2028 gültiges Arbeitspapier wird – zu gehobenen Bezügen – um zwei Jahre ausgedehnt.

Vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2030

Der neue Kontrakt ist der Lohn für eine starke Entwicklung, die der Verteidiger seit seinem Wechsel von Borussia Dortmund genommen hat. Im Sommer 2023 ging Collins nach sieben Jahren beim BVB für rund eine Million Euro zur Eintracht. Bei Schwarzgelb trauten sie ihm den Durchbruch bei den Profis nicht (mehr) zu. Doch Collins blieb dran.

„Nnamdi ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie zuverlässig es uns mittlerweile als Verein gelingt, jungen Talenten einen klaren Entwicklungsplan aufzuzeigen und diesen in die Tat umzusetzen. Dafür hat Nnamdi, seit er hier ist, hart an sich gearbeitet und die nötige Geduld und Bereitschaft mitgebracht. Seine Leistungen auf diesem Niveau sind das Resultat der täglichen Trainingsarbeit“, sagt SGE-Sportdirektor Timmo Hardung.

Exakt jener klare Entwicklungsplan scheint Collins bei Borussia Dortmund gefehlt zu haben. „Ich habe den Verein geliebt, um ehrlich zu sein. Ich habe dort viele, viele Jahre verbracht“, sagt Collins in einem Video des Portals „Absolut Fußball“. Auf die Frage, was der größte Unterschied zwischen seinem jetzigen Verein und dem BVB sei, antwortet der 20-Jährige vielsagend: „Der Zusammenhalt.“ Bei Schwarzgelb kam der Abwehrspieler in seinem letzten Jahr bei der U19 und in der U23 (8 Einsätze in der 3. Liga), nicht aber bei den Profis zum Einsatz. „Der Plan beim BVB ist nicht so aufgegangen, wie er besprochen war. Das zu verarbeiten war noch mal ein Entwicklungsschritt“, bekennt Collins.

Ex-BVB-Spieler Collins gelingt der Durchbruch

Auch in Frankfurt läuft es zunächst nicht wie erhofft. Ursprünglich soll Collins gleich von Frankfurt aus zu einem niederländischen Erstligisten weiterverliehen werden. Doch weil der Deal nicht zustande kommt, findet er sich zunächst in der Frankfurter U21 wieder. Die Gegner in der Regionalliga Südwest heißen Barockstadt, Walldorf oder Steinbach. Die Bundesliga scheint weit weg. Die Zweifler raunen, das junge Talent habe sich gewaltig verzockt.

Dino Toppmöller spricht mit Nnamdi Collins.
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller nennt Nnamdi Collins (rechts) eine „kleine Maschine, gut geölt“. © IMAGO/Jan Huebner

Im April dieses Jahres aber gibt der 20-Jährige sein ersehntes Bundesliga-Debüt – und das gleich von Beginn an. Trainer Dino Toppmöller beordert den Youngster im Heimspiel vor 58.000 Zuschauern gegen Werder Bremen als Rechtsverteidiger gleich mal in die Startelf. Feuertaufe bestanden. Eine Woche später folgt sofort der nächste Einsatz gegen den VfB Stuttgart.

Ex-BVB-Spieler Collins überzeugt im DFB-Pokal

Dennoch gibt es im Sommer Überlegungen, Collins an den 1. FC Nürnberg zu verleihen. Weil der Ex-Dortmunder aber in der Saison-Vorbereitung inklusive USA-Tour mit starken Leistungen überzeugt und sich defensiv als enorm flexibel erweist, winkt Sportvorstand Markus Krösche ab. Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen soll. Denn Ende Oktober erzielt Collins seinen endgültigen Durchbruch bei den Profis.

Als Rasmus Kristensen verletzt ausfällt und Arthur Theate mit Rot vom Platz fliegt, ist der Ex-Dortmunder im DFB-Pokalspiel gegen Mönchengladbach zur Stelle. Als hätte er nie etwas anderes gemacht, verteidigt Collins in Unterzahl mit großer Selbstverständlichkeit. „Ich habe versucht, mir gar nicht so viele Gedanken zu machen. Ich wollte einfach mein Herz auf dem Platz lassen. Das war das speziellste Spiel meines Lebens“, bekennt der 20-Jährige später in der Mixed Zone.

Für Collins ist das Kapitel BVB abgeschlossen

Seither läuft es rund bei ihm. Ob in der Bundesliga, im DFB-Pokal oder in der Europa League – Dino Toppmöller setzt inzwischen regelmäßig auf den Ex-Borussen. Der SGE-Trainer adelt seinen Spieler als „kleine, gut geölte Maschine“. Auch dem DFB bleiben dessen Fortschritte nicht verborgen. Im November wird Collins erstmals für die U21-Nationalmannschaft nominiert, für die er gegen Dänemark und Frankreich die ersten Länderspiele absolviert.

Nnamdi Collins führt einen Zweikampf um den Ball.
Im November gibt Nnamdi Collins gegen Dänemark sein Debüt für die U21-Nationalmannschaft. © picture alliance/dpa

Bei Borussia Dortmund dürften sie dem Abgang ihres einstigen Top-Talents angesichts dessen starker Entwicklung und der eigenen Verletztenmisere in der Innenverteidigung durchaus nachtrauern. Seinem Ex-Klub jedoch weint Nnamdi Collins nach eigenem Bekunden keine Träne mehr nach: „Ich bin bei der Eintracht, bin mega glücklich. Der BVB ist meine Vergangenheit. Um ehrlich zu sein, interessiert mich gar nicht, was da abgeht. Ich habe abgeschlossen mit dem Kapitel.“

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