Lange 42 Tage lagen für Sebastien Haller zwischen seinem ersten Tor in einem Pflichtspiel für Borussia Dortmund und dem nächsten Erfolgserlebnis. Am Ende gab es für den Ivorer sogar einen Doppelpack beim 6:1 für den BVB gegen einen 1. FC Köln, der der Spielfreude der Borussia kaum etwas entgegenzusetzen hatte. Es war ein Spiel, in dem auch Haller andeutete, wie er für den BVB in Zukunft wertvoll und wichtig sein kann – nach einer Durststrecke, in der erstmals auch Kritik am Stürmer aufkam.
Wie bewertet man Haller korrekt?
Haller hat in seiner ersten BVB-Saison eine ganz spezielle Geschichte geschrieben. Die eines gesunden Menschen und Profisportlers, der den brutalen Schock einer Krebsdiagnose verkraften musste und dann sein großes Kämpferherz bewies, als er entgegen aller Prognosen viel eher zurückkam, als man das erhoffen durfte. Doch nach seiner überraschend schnellen Rückkehr auf die Profibühne und eben jenem Tor am 4. Februar beim Sieg gegen den SC Freiburg folgten auch Partien, in denen er kaum zu sehen war, in denen die Folgen seiner kräftezehrenden Behandlung unübersehbar waren. Wie bewertet man so einen Spieler, der es sicher verdient hat, dass seine spezielle Krankengeschichte berücksichtigt wird, der am Ende aber auch Teil eines Business ist, in dem vor allem Leistung zählt?
In einigen Partien dieser gut sechs Wochen Pause zwischen den Toren für den BVB war Haller nur bedingt eingebunden ins Spiel der Borussia – das lag bei weitem nicht nur an dem verständlichen Nachholbedarf an Fitness, Spritzigkeit und Wettkampfhärte. Den Mitspielern gelang es auch zu selten, ihn dort in Szene zu setzen, wo Sebastien Haller seine großen Stärken ausspielen kann. Umso größer war auch bei ihm die Erleichterung nach dem deutlichen Fortschritt beim Kantersieg gegen Köln. Er habe die Diskussionen natürlich mitbekommen. „Für mich war es heute aber wie jeden Tag. Ich bin froh, überhaupt dabei zu sein.“ Er wisse, dass er Zeit brauche, auch Geduld. „Aber ich bin optimistisch, es ist alles eine Frage der Zeit. Wer glaubt, nach ein paar Wochen beim Team ist alles vergessen, was die sechs Monate zuvor war, der unterliegt einem großen Irrtum.“
Haller freut sich auf Nationalmannschaft
Haller ist nach dem Spiel gegen Köln zur Nationalmannschaft der Elfenbeinküste gereist. Die Einladung habe ihn stolz gemacht, sagte der 28-Jährige am Samstag. „Ich will meinem Land helfen.“ Auch um diese Reise gab es Diskussionen, Borussia Dortmund hätte es lieber gesehen, wenn der Ivorer auf die anstrengende Reise und zwei Partien gegen die Komoren in der Qualifikation für den Afrika-Cup verzichtet hätte. Die Abstimmung mit dem Klub, meinte Haller dazu, habe es auch dazu gegeben, „die findet jeden Tag statt. Aber ich bin fit und fühle mich gut!“ Von den Regularien her waren Borussia Dortmund ohnehin die Hände gebunden, denn die Fifa-Abstellungspflicht für Nationalspieler macht auch in einem Fall wie dem von Haller keine Ausnahme.
Vielleicht aber ist es ohnehin eher so, wie Sebastien Haller wohl argumentieren würde. Die Rückkehr in den Kreis der besten Spieler seines Landes dürfte ihn emotional noch einmal beflügeln, er darf sie als weiteren großen Schritt hin zur Normalität verstehen und nutzen. Und sein Auftritt gegen Köln regte die Phantasie an, wie wichtig ein komplett fitter Haller für den BVB noch werden kann.
Ausnahmen in der Bewertung seiner Leistungen aufgrund seiner speziellen Geschichte mahnt der Stürmer ohnehin nicht an. „Der Job eines Stürmers ist es, Tore zu schießen, das weiß ich“, sagte er, bevor er ins wartende Auto stieg. Für den Samstag gegen Köln galt zu seiner großen Zufriedenheit: „Aufgabe erledigt!“
BVB sendet deutliches Zeichen Richtung München: Machtdemonstration mit Schönheitsfehlern
BVB-Stürmer Donyell Malen für Nationalmannschaft nachnominiert: Alle Begegnungen und Termine
BVB-Weg entscheidet sich in München und Leipzig: Dortmund kann viel gewinnen – und alles verlieren