Zum Schunkeln war am 11. November nur den rheinischen Frohnaturen zumute – Borussia Dortmunds sechste Saisonniederlage hingegen lässt die Westfalen früh im Karneval mit fetter Katerstimmung zurück. Nach dem bedenklichen 2:4 (2:3) steht der BVB vor einer harten Winterpause, die Baustellen türmen sich vor Trainer Edin Terzic auf.
BVB kassiert wieder einen frühen Rückstand
Über die Notwendigkeit zu voller Konzentration hatte sich Edin Terzic vor dem Spiel noch mit eindeutigen Worten geäußert. Verschlafen habe seine Mannschaft die ersten 15 Minuten in Wolfsburg, „definitiv besser muss unsere Startphase sein“. Gesagt, aber nicht getan. Terzic musste fassungslos mit ansehen, wie der BVB erneut früh in Rückstand geriet. Und die Entstehung des 0:1 in der vierten Minute ließ den Trainer erst recht verzweifeln. Julian Brandt rutschte gegen Julian Weigl aus, der vertikale Pass des Ex-Dortmunders auf Gladbachs Kapitän Lars Stindl riss die komplette Dortmunder Defensive auf. Und als Raphael Guerreiro dem einlaufenden Jonas Hofmann nicht folgte, hatte der zweite Ex-Dortmunder freie Bahn vor Gregor Kobel.
Was folgte, war ein Genuss für Freunde des Offensivfußballs, bedeutete aber Herzinfarkt-Gefahr für die, die gute Verteidigungsarbeit lieben. Ein Chancenfeuerwerk auf beiden Seiten, schöne Kombinationen, unzählige Chancen, begünstigt durch vor allem auf Dortmunder Seite dilettantische Abwehr- und Stellungsfehler. Zur Pause stand es 3:2 für die Heimmannschaft, ein weitaus höheres Resultat war möglich.
Brandt gibt die BVB-Antwort zum 1:1
Mieser Start der Borussia, gute Reaktion: Ansatzlos spielte Jude Bellingham einen zentimetergenauen Pass auf Julian Brandt, Gladbachs Elvedi verschätzte sich böse. Doch das soll das folgende Traumtor nicht schmälern. Perfekt die Ballannahme von Brandt mit dem rechten Oberschenkel, Drehung, trockener Linksschuss – der Rückstand war schnell repariert (19.).
Doch Sicherheit kam dadurch nicht ins Dortmunder Spiel. Und einmal mehr sorgte ein Standardgegentor für den nächsten Rückstand, Jude Bellingham verlor das Kopfballduell gegen Bensebaini (26.). Und warum Mats Hummels dann in der gegnerischen Hälfte den Ball erobern wollte, blieb sein Geheimnis. Nach dem verlorenen Zweikampf fehlte er gegen den durchstartenden Thuram, den Nico Schlotterbeck vergeblich abseits stellen wollte. Elegant umkurvte der Angreifer auch noch Gregor Kobel – 3:1 für die Gastgeber (29.).
Malen hat das 3:3 für den BVB auf dem Fuß
Ein Fiasko drohte, doch der BVB bäumte sich zumindest kurzfristig auf. Youssoufa Moukoko und Giovanni Reyna vergaben binnen Sekunden frei vor Gladbachs Nachwuchstorhüter Jan Olschowsky (34.), der auch zwei Meter vor der Torlinie gegen Donyell Malen Sieger blieb (43.). Das hätte schon das 3:3 sein können, denn kurz zuvor hatte Nico Schlotterbeck im Nachsetzen getroffen. Das 2:3 machte die turbulente Partie wieder spannend. Neun Torchancen zählten die Statistiker für die Gäste.
Es war wild, aus Dortmunder Sicht aber viel zu wild. Und es sollte keine Besserung eintreten. Schwindelgefühle in der BVB-Abwehr, die direkt nach dem Wiederanpfiff das 2:4 kassierte, diesmal durch einen verdeckten Fernschuss von Kone (47.). Die vielen Freiheiten und Räume für die Gladbacher ließen Terzic an der Seitenlinie konsterniert zurück. Durch die Mitte brachte jede Offensivaktion der Gladbacher Gefahr, dem Tempo von Thuram hatte der BVB nicht nur bei dessen Großchancen zum 5:2 nichts entgegenzusetzen (52./58.).
BVB-Abwehr um Hummels desolat
Zum Karnevalsauftakt mutete Borussia Dortmunds Auftritt an wie schlechtestes Kabarett. Der völlig indisponierte Hummels hatte Glück, dass der VAR Gladbachs fünftes Tor (Hoffmann, 68.) einkassierte, Thuram hatte den Dortmunder Kapitän zuvor am Fuß getroffen. Auch hier reichte ein billiger langer Ball, um die BVB-Defensive heillos zu überfordern.
Thuram vergab einmal mehr (76.), wieder ging es durch die Mitte. Es war ein bedenklicher Auftritt einer allenfalls als BVB verkleideten Mannschaft. Lange 72 Tage wird Dortmund, endgültig im Mittelmaß angekommen, an diesem Spiel zu knabbern haben. Ohne Chance auf eine Korrektur.
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