Nicht nur die Entstehung des schön herausgespielten Treffers zum 4:0-Endstand in Köln darf Borussia Dortmund als Beleg für den Aufwärtstrend nach der Winterpause mit in die kommenden Wochen nehmen. Wir benennen fünf Bereiche, in denen die Trainingsarbeit erste Früchte trägt.
Die Defensive
In Darmstadt blieb die Borussia nach rund neun Wochen (2:0 gegen Newcastle) mal wieder ohne Gegentor und legte in Köln gleich noch ein zu null nach. Der BVB gibt zwar im zentralen Mittelfeld nach wie vor zu viele Räume preis, steht aber in der letzten Linie zumeist sicher. So flankte der FC am Wochenende 29 (!) Mal in den Dortmunder Strafraum, eine echte Torgefahr erwuchs aus der stärksten Kölner Waffe aber nicht. Im Zentrum hat vor allem Nico Schlotterbeck seine zu stark schwankenden Leistungen aus der Hinrunde stabilisiert.
Auf direktem Weg mit Kombinationen ergaben sich für die Kölner nur wenige Lücken. Während Augsburg und Mainz zehn Torschüsse innerhalb des Strafraums auf das BVB-Gehäuse abgeben konnten, gab es in Darmstadt nur zwei, in Köln nur fünf Torschüsse in der gefährlichen Zone. Dadurch reduzierte Dortmund im Vergleich zu vielen Spielen der Hinrunde vor allem die Zahl der gegnerischen Großchancen.
Der BVB investiert mehr
In Darmstadt übersprang Dortmund erst zum zweiten Mal in dieser Saison bei der Team-Laufleistung die Grenze von 120 Kilometern. 122,3 waren der Top-Wert dieser Spielzeit, erstmals gar lief der BVB mehr als der jeweilige Gegner. In Köln legte die Borussia dann gleich die nächste Marke oberhalb der 120 Km nach (121,05). Im Vergleich zur Hinrunde zieht Borussia Dortmund pro Spiel mehr als zehn Sprints zusätzlich an, auch das ist eine signifikante Verbesserung. 277 waren es in Köln, nur beim 2:2 gegen Heidenheim sprinteten die BVB-Profis öfter.
Deutlich gestiegen bei ähnlichen Ballbesitzanteilen wie vor der Winterpause ist die Zahl der Pässe, die Passquote bewegt sich nach einigen Aussetzern in der Hinrunde wieder konstant im Bereich von 85 Prozent und besser. Das bringt Sicherheit ins eigene Spiel.
Die Offensive
Mehr Dribblings, mehr Torgefahr, große Effizienz. Auf diese drei Faktoren lässt sich das verbesserte Spiel in Richtung des gegnerischen Strafraums zusammenfassen. In vielen Spielen der Hinrunde besetzte Trainer Edin Terzic eine der beiden Außenbahnen mit Spielern wie Julian Brandt oder Giovanni Reyna, die das Kombinationsspiel dem Eins-gegen-Eins vorziehen und deren Naturell es eher ist, nach innen zu ziehen. Das machte das Flügelspiel ausrechenbar.

Mit der Rückkehr von Jadon Sancho hat Terzic nun einen weiteren starken Dribbler auf dem Platz, der sowohl die Linie entlang oder von außen nach innen mit seiner engen Ballführung für Unberechenbarkeit steht. Die Zahl der herausgespielten Großchancen ist noch ausbaufähig, sowohl in Darmstadt als auch in Köln aber verwertete Dortmund die eigenen Gelegenheiten mit großer Effizienz. Nicht zuletzt die vergangene Saison hat schmerzhaft gezeigt, dass auch das Torverhältnis wichtig werden kann.
Stabile Außenbahnen
Links hat Neuzugang Ian Maatsen sofort gezündet. Er dosiert seine offensiven Vorstöße besser und ist dabei effektiver als Ramy Bensebaini. Als ballsicherer Spieler ist er auch eine Anspieloption im Aufbau. Rechts hat Thomas Meunier die Gunst der Stunde genutzt. Er bietet ein solides Gesamtpaket, wenn auch die Qualität seiner Flanken ausbaufähig ist. Auffällig ist in diesem Punkt allerdings, dass der BVB in den ersten beiden Partien nach der Winterpause nur jeweils fünf Flanken geschlagen hat - rund sieben weniger im Durchschnitt als vor Weihnachten. Darunter leidet auch Niclas Füllkrug, der dadurch hauptsächlich als Wandstürmer gefordert ist und einiges von seiner Gefährlichkeit einbüßt.
Der Spielaufbau
Noch gibt es keinen Grund, in allzu große Euphorie zu verfallen. Aber die Trainingslager-Arbeit in Marbella und in den kompletten Wochen in Dortmund ohne Englische Belastungen trägt erste Früchte und weckt die zarte Hoffnung auf Besserung. Vor allem Ian Maatsen ist ein wichtiger Faktor als Linksverteidiger, der in Köln immer wieder ins Zentrum rückte, um im 3:2-Aufbau zusätzliche Ballsicherheit zu garantieren. Lange Schläge von Gregor Kobel sollen schon in naher Zukunft möglichst zur Ausnahme werden, Borussia Dortmund möchte sich auch unter Druck spielerisch aus dem eigenen Strafraum herauskombinieren.
Köln und Darmstadt wecken die Hoffnung auf schnelle Besserung, nicht unterschlagen werden dürfen die begrenzten Mittel der Kellerkinder. Andere Klubs werden dem BVB mehr zusetzen. Auch deshalb meinte Terzic nach dem 4:0: „Wir haben einen weiteren Schritt gemacht, aber unser Weg geht noch weiter.“
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