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Real, BVB oder der große Unbekannte: Top-Klubs buhlen um Achraf Hakimi
Borussia Dortmund
Um die Zukunft von BVB-Leihspieler Achraf Hakimi gibt es täglich neue Gerüchte. Zahlreiche europäische Top-Klubs buhlen um den 21-Jährigen. Doch die Sachlage ist kompliziert.
Das Dementi ließ am Samstag nicht lange auf sich warten. Die spanische „Marca“ berichtete von einer Vertragsverlängerung Achraf Hakimis bei Real Madrid, der spanische Tabellenzweite habe sich mit dem Marokkaner auf einen neuen Vertrag geeinigt, der bis zum 30. Juni 2023 laufen wird. Nun, schrieb das Boulevard-Blatt, gehe es nur noch darum, ob Hakimi tatsächlich auch zu Real zurückkehre - oder das Leihgeschäft mit dem BVB ausgedehnt wird.
Hakimi hatte beim BVB auf Klarheit bis Ende März gehofft
Von einer Meldung, die jeder Grundlage entbehre, sprach nur wenige Stunden später Hakimis Berater Alejandro Camano. „Der Vertrag mit Real ist immer noch der, den wir 2017 ausgehandelt haben“, sagte der Spielervermittler den Portalen „Spox“ und „Goal“. Verhandlungen fänden wegen der Corona-Pandemie ohnehin gerade nicht statt. „Wir müssen abwarten und setzen uns erst nach dieser Misere mit Real und Dortmund zusammen.“
Hakimis Zukunft ist eine der spannendsten offenen Fragen auf einem Transfermarkt, der wegen der Krise um das Coronavirus quasi zum Erliegen gekommen ist. Im Interview mit dieser Redaktion hatte Hakimi noch im Januar gehofft, bis Ende März Klarheit über seine Zukunft zu haben. Die Realität hat diesen Wunsch längst überholt.
Die Interessenten stehen bei BVB-Leihspieler Hakimi Schlange
Interessenten sollen nichtsdestotrotz Schlange stehen vor der Tür von Hakimi-Berater Camano. Juventus Turin bereite ein Angebot vor, darüber sind sich die italienischen Medien einig. Der FC Chelsea gilt als aggressiver Werber um die Dienste des 21-Jährigen, auch der FC Bayern soll seine Fühler nach Achraf Hakimi ausgestreckt haben. Das dem Team von Thomas Tuchel nahe stehende Nachrichtenportal „PSG Talk“ hat nun auch Paris Saint-Germain als interessierten Klub ins Spiel gebracht.
Es sind viele lose Fäden, die am Ende immer in der Hand von Florentino Perez zusammenlaufen werden. Real Madrids mächtiger Präsident kann dem Werben um das Eigengewächs der Madrilenen mit einer guten Portion Gelassenheit zusehen, doch irgendwann am Ende der Corona-Krise müssen Perez und Trainer Zinedine Zidane eine Grundsatz-Entscheidung treffen.
Achraf Hakimis Vorteil ist die Variabilität
Die könnte nach Informationen der spanischen „As“ durchaus so aussehen, dass der Vertrag mit Hakimi verlängert wird, um ihn dann erneut auszuleihen. Grund ist das Überangebot an Außenverteidigern. Auf der linken Seite gilt der 24-Jährige Ferland Mendy, für den Real im vergangenen Sommer 48 Millionen Euro an Olympique Lyon überwies, als Mann für die Zukunft. Der Platz rechts ist auf noch absehbare Zeit für Dani Carvajal reserviert. Mit ihm verfuhren die Königlichen einst wie jetzt mit Hakimi, als sie ihn an Bayer Leverkusen ausliehen.
Dazu steht Routinier Marcelo, der Linksverteidiger und Mann mit der markanten Frisur, noch bis 2022 unter Vertrag, im Sommer kehrt zudem- Stand heute - Alvaro Odriozola zurück, dessen Leihe zum FC Bayern sich bislang nicht ausgezahlt hat. Odriozila gilt daher auch als Verkaufskandidat. Die 30 Millionen. Euro, die die Madrilenen im Sommer 2018 an Real San Sebastian überwiesen haben, werden sich am Ende der Coronakrise aber wohl nur schwerlich erzielen lassen. Auf jeden Fall zurückkehren soll Sergio Reguilon Rodriguez, der derzeit für den FC Sevilla spielt. Hakimis Vorteil gegenüber allen Kandidaten: Er kann beide Außenbahnen spielen.
Hakimi beim BVB - ein herausragender Erfolg für alle Seiten
Hakimi selbst hat kürzlich in einem Interview mit dem spanischen Radiosender „cedanma SER“ wiederholt, was er im Januar auch gegenüber dieser Redaktion deutlich gemacht hatte: „In meinem Kopf ist, dass ich spielen und weiter wachsen will“, sagte der21-Jährige kürzlich, er wolle auch nicht lügen: „Madrid ist meine Heimat, ich möchte gern dort Erfolg haben.“ Wenn das aber nicht möglich sei, wolle er seinen „Traum woanders verwirklichen.“

Achraf Hakimi tritt beim BVB immer häufiger als Torschütze in Erscheinung. © imago / Laci Perenyi
Die zweijährige Leihe, die den damals weitgehend unbekannten Marokkaner im Sommer 2018 nach Dortmund spülte, war bislang für alle Seiten ein herausragender Erfolg. Hakimis spektakuläre Läufe die Außenbahn entlang haben seinen Marktwert explodieren lassen. Wer ihn heute fest verpflichten will, muss dem Vernehmen nach mindestens 55 bis 60 Millonen Euro im Geldbeutel haben, das schränkt die Dortmunder Handlungsoptionen trotz der bekannten Freundschaft zwischen Präsident Perez und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke deutlich ein.
Achraf Hakimi weist in der Defensive große Schwächen auf
Doch das in Madrid augenscheinlich mit Wohlwollen verfolgte Modell einer Vertragsausdehnung mit anschließender erneuter Leihe könnte dem BVB in die Karten spielen. Gleich um fünf Jahre möchte Real den Vertrag mit Achraf Hakimi nach Informationen der „As“ ausweiten, ihn aber in Ruhe zum Nachfolger von Marcelo und/oder Carvajal aufbauen. Die Zeit spricht für den Marokkaner, dessen Defensivverhalten aktuell noch nicht gut genug zu sein scheint für einen festen Job in Spaniens Hauptstadt.
Hakimi selbst hat angedeutet, dass er mit diesem Modell nicht unzufrieden wäre. „In Deutschland“, sagte er uns im Januar, „habe ich die Möglichkeit zu spielen.“ Sein Herz schlage für Real, es sei aber zweigeteilt. Frühestens im Mai, sollte der Fußball dann wieder in irgendeiner Form stattfinden, dürften alle Parteien klarer sehen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
