Meinung
Pyro-Irrsinn im BVB-Stadion: So steht die neue Freiheit auf dem Spiel
Durch das Comeback der Stehplätze erlebt Dortmund einen emotionalen Abend in der Champions League. Doch der Pyro-Irrsinn setzt die neue Freiheit direkt aufs Spiel.
Das Fan-Bündnis Football Supporters Europe (FSE) sprach bei der Verkündung der Entscheidung von einem „historischen Sieg für die europäische Fanbewegung“. Erstmals seit fast 25 Jahren erlaubt die UEFA bei den europäischen Teamwettbewerben wieder Stehplätze im Stadion. In Dortmund sorgte das am Dienstagabend für Gänsehaut-Atmosphäre und eine Unterstützung, die die Heimmannschaft beim 3:0 gegen überforderte Dänen des FC Kopenhagen erkennbar nach vorne trug – leider aber auch für beklemmende Momente, als Leuchtspur-Munition aus dem Stehbereich des Gästeblocks auf die unteren Ränge der Sitzplatz-Tribünen flog.
BVB gegen den FC Kopenhagen: Zwischenfall im Gästeblock
Um das klar zu sagen: Das Abschießen von Feuerwerkskörpern hat in einem Fußball-Stadion nichts verloren, ebenso wenig wie unverhohlene Aufrufe zu Gewalt aus der Gäste-Ecke („Traut Ihr Euch?“). Das war ein spezielles Problem beim Spiel gegen den FC Kopenhagen: Im Stadion waren auch Bröndby-Fans zugegen – mit denen der FC ein ähnlich schwieriges Verhältnis pflegt wie der BVB und Schalke, Borussia Dortmund aber eine Fanfreundschaft. Und von einigen Anhängern des Hamburger SV – mit denen, richtig, der FC Kopenhagen freundschaftlich verbunden ist.
Die Kopenhagener Fans brannten in Dortmund massiv Pyrotechnik ab. © dpa
Dieses spezielle Gemisch sorgte schon vor dem Spiel für einen Zwischenfall im Gästeblock, als Bröndby- und FC-Anhänger aneinandergerieten. Und man muss sich unweigerlich die Frage stellen, wie sowohl HSV- als auch Bröndby-Anhänger an Karten für dieses Spiel gekommen sind. Viel Fantasie braucht man nicht, um der Antwort näherzukommen.
Den BVB und den FC Kopenhagen erwarten happige Strafen
Wie kritisch die UEFA das Abbrennen von Pyro-Technik sieht, die erst ausschließlich im Block der dänischen Fans zu sehen war, mit Beginn der zweiten Hälfte dann großflächig aber auch auf der voll besetzten Südtribüne, das werden beide Mannschaften am eigenen Geldbeutel zu spüren bekommen. Happige Geldstrafen sind zu erwarten. Wenn es dabei noch bliebe, wären die Beteiligten glimpflich davongekommen.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs wurde auch auf der Südtribüne massiv Pyrotechnik gezündet. © imago / Team 2
Kaum wieder eingeführt, stehen die Stehplätze bei internationalen Spielen durch solche Aktionen schon wieder auf dem Prüfstand. Die Rückkehr der stehenden Fans, oft Mitglieder der Ultra-Gruppierungen, von denen ein Teil die Spiele in den europäischen Vereinswettbewerben boykottiert haben, weil es ihrem Selbstverständnis widersprach, bei einem Fußball-Spiel zu sitzen, steht unter Vorbehalt. Es ist eine Art Probelauf, der zunächst auf ein Jahr befristet und auf die Stadien der Europapokalteilnehmer aus Frankreich, England und Deutschland beschränkt ist.
BVB-Boss Watzke: „Verantwortungsbewusst mit dieser Chance umgehen“
Hans-Joachim Watzke, BVB-Geschäftsführer und sportpolitisch als Vorsitzender des DFL-Aufsichtsrats und erster stellvertretender DFB-Präsident einer der einflussreichsten und wichtigsten Fußball-Funktionäre in Deutschland, war sich der Brisanz und auch den Gefahren der Thematik bewusst. „Alle Fans bitte ich darum, verantwortungsbewusst mit dieser Chance in der nächsten Spielzeit umzugehen“, sagte Watzke in einer Klubmitteilung. Von seinem Platz auf der Westribüne dürfte Watzke resigniert festgestellt haben, dass seine Worte an den entscheidenden Stellen wohl nicht angekommen sind.
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