BVB-Spiel gegen Monaco
Polizei zufrieden - Ermittler suchen nach Erklärungen
Am Tag nach dem Champions-League-Spiel des BVB gegen Monaco ist die Polizei zufrieden mit dem Ablauf. Trotz des Anschlages auf den Dortmunder Mannschaftsbus sei alles vergleichsweise ruhig geblieben, erklärte eine Polizeisprecherin. Unterdessen suchen die Ermittler weitere Erklärungen für den Anschlag. Der am Mittwoch festgenommene Iraker scheint nicht in die Tat involviert gewesen zu sein.
DORTMUND
, 13.04.2017 / Lesedauer: 3 minDie Südtribüne als lebendiges BVB-Logo beim Spiel gegen Monaco.
Hunderte Beamte hatten nach dem Terror-Angriff für Sicherheit am und im Stadion gesorgt. Für kurze Aufregung sorgten zwei Rucksäcke und ein Roller. Spezialisten gaben aber nach kurzer Zeit Entwarnung.
SEK-Einsatz in der Innenstadt
Ein BVB-Anhänger wurde im Rahmen des Spiels schwer verletzt. Er habe sich die Verletzungen durch einen selbst verschuldeten Sturz zugezogen, teilte die Polizei mit. Der Fan wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht.
Abseits der Begegnung löste zudem ein Rapper einen Großeinsatz der Polizei aus. Der Mann war zum Dreh eines Musikvideos am Mittwoch mit einer echt aussehenden Waffenattrappe durch Dortmund gefahren und hatte mehrere Bürger in Angst und Schrecken versetzt. Polizisten, darunter Spezialeinsatzkräfte, beendeten den "völlig deplatzierten Dreh", hieß es von Seiten der Polizei. Der Rapper erhielt einen Platzverweis und eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz.
Ermittlungen in alle Richtungen
Ermittler suchen unterdessen weiter nach Erklärungen und Hintergründen für den Anschlag. Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe vermutet einen terroristischen Hintergrund.
Doch die Polizei sucht weiter auch in anderen Richtungen: Täter könnten nicht nur einen islamistischen Hintergrund haben. Die Behörden schließen nicht aus, dass gewaltbereite Fußballfans, Rechtsextreme oder Erpresser verantwortlich seien könnten.
Eher untypisches Vorgehen
Drei Sprengsätze mit Metallstiften waren am Dienstag nahe dem Mannschaftsbus von Borussia Dortmund detoniert. Der spanische BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist waren verletzt worden. Die Ermittler werden weiter versuchen, Schlüsse aus drei gleichlautende Bekennerschreiben mit islamistischem Inhalt zu ziehen, die die Polizei am Tatort gefunden hatte. Sicherheitskreise sprechen von einem für Islamisten eher untypischen Vorgehen. So gebe es auf dem Schreiben keinerlei IS-Symbole wie etwa die typische Fahne.
Neue Erkenntnisse könnten auch die Durchsuchungen der Wohnungen der beiden verdächtigen Islamisten bringen, von denen die Sprecherin des Generalbundesanwalts, Frauke Köhler, am Mittwoch berichtet hatte. Bei einem der Verdächtigen handelt sich um einen in Wuppertal lebenden, 26-jährigen Iraker. Ihm wird eine Nähe zur terroristischen Vereinigung "Islamischer Staat" vorgeworfen. Der zweite Verdächtige ist ein 28-jähriger Deutsche aus Fröndenberg im Kreis Unna.
Pressemitteilung der #Bundesanwaltschaft vom 13.04.2017 https://t.co/S4DZpKhCCY
— Bundesanwaltschaft (@GBA_b_BGH)
Wie die Bundesanwaltschaft am Donnerstagvormittag mitteilte, wurde gegen den 26-jährigen Iraker Haftbefehl beantragt. Der Beschuldigte sei dringend verdächtig, sich im Irak als Mitglied an der ausländischen terroristischen Vereinigungen "Islamischer Staat" (IS) beteiligt zu haben. Die Ermittlungen haben bislang aber keinen Beleg dafür ergeben, dass der Beschuldigte an dem Anschlag auf den BVB-Bus beteiligt gewesen ist.
Neues Sicherheitskonzept
Von der Bundesanwaltschaft gab es bisher keine Informationen, ob die beiden Männer schon straffällig waren und in welcher Beziehung sie zueinander standen. Keine Details gab es auch zu Zündmechanismus und die Art des Sprengstoffes.
Als Kosequenz aus dem Anschlag forderte der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Ansgar Heveling (CDU), ein neues Sicherheitskonzept für große Fußballspiele. "Angesichts des Anschlags von Dortmund werden die Sicherheitsbehörden ihren Fokus für den Schutz großer Fußballspiele weiter fassen müssen", sagte Heveling der "Rheinischen Post" (Donnerstag).
"Wäre neue Qualität des Terrors"
Bislang stünden eher die Besucher im Stadion im Zentrum der Aufmerksamkeit. Offensichtlich müssten auch Spieler und das gesamte Umfeld stärker in die Sicherheit einbezogen werden. "Wenn es sich bewahrheiten sollte, dass in Dortmund ein islamistischer Anschlag verübt wurde, dann stehen wir vor einer neuen Qualität des Terrors, weil mit der BVB-Mannschaft eine konkrete Gruppe das Anschlagsziel war", sagte Heveling.
Von dpa