Protokoll eines intensiven Arbeitstages

Peter Stöger meistert mit dem BVB die Hürde Mainz

In seinem ersten Spiel als BVB-Trainer sieht Peter Stöger keine fußballerische Feinkost, aber den ersten Sieg. Die Hürde in Mainz hat der Österreicher gemeistert. Das Protokoll eines intensiven Arbeitstages.

MAINZ

, 13.12.2017 / Lesedauer: 4 min

19.05 Uhr: Peter Stöger trifft mit der Mannschaft an der Opel-Arena in Mainz ein. © Guido Kirchner

Um 19.05 Uhr wird es ernst für den neuen Peter auf der BVB-Kommandobrücke. Der Mannschaftsbus der Schwarzgelben parkt vor dem Spielertunnel der Opel-Arena in Mainz. Peter Stöger sitzt vorne rechts im Mannschaftsbus, der Platz neben ihm ist freigeblieben.

Schmid noch im Krankenhaus

Manfred Schmid, sein Co-Trainer und enger Vertrauter, liegt nach einer Operation mit einer neuen Hüfte in einem Kölner Krankenhaus. Dafür ist Jörg Heinrich dabei und unterstützt ihn. Bis zur Rückrunde muss Stöger mit ihm die richtigen Worte, die richtigen Pläne, die richtigen Lösungen finden für eine verunsicherte und kränkelnde Mannschaft.

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Schmid schaut vom Krankenbett aus zu. Mehr ist nicht drin. Konnte ja keiner ahnen, dass nur zehn Tage nach dem Aus in Köln schon wieder ein Bundesliga-Spiel auf dem Terminplan steht.

Drei personelle Änderungen

Dann also ohne Schmid: Stöger zieht die schwarzgelbe Weste zu, setzt sich seine Kappe auf, und verlässt den Bus. 1909 steht in großen Ziffern auf der Mütze, das Bild wirkt noch fremd. Ein kurzes Pläuschchen mit der Ordnerin, die so nett grüßt, und rein in die Katakomben. Drinnen dann gewohnte Farben. Viel weiß, ganz viel rot.

Stöger verändert etwas. Die Mannschaftsbesprechung findet nicht im Hotel statt, sondern erst vor Ort im Stadion. Außerdem nimmt der 51-Jährige Neven Subotic, Mahmoud Dahoud und Marc Bartra aus der Startelf, stellt wieder auf 4-3-3, bringt die zuletzt wenig berücksichtigten Ömer Toprak, Jeremy Toljan und Julian Weigl von Beginn an.

"Ich glaube, dass es heute funktionieren kann"

Um 19.55 Uhr schließlich geht’s für die Mannschaft raus zum Warm Up, Stöger selbst folgt fünf Minuten später, ein Interview bei "Sky", ein Interview beim Radio. "Ich gebe zu, dass die Farben noch etwas ungewohnt sind", sagt der neue BVB-Trainer, "ich meine, es steht mir trotzdem ganz gut." Wiener Schmäh trifft trockenen Humor. Und Optimismus: "Ich glaube, dass es heute funktionieren kann." Das Warmmachen seiner Spieler schenkt er sich. Lieber rein, noch einmal sammeln, auf die finale Ansprache ans Team fokussieren.

Knapp 20 Minuten später geht’s raus auf den Platz. Als die Mannschaften im Spielertunnel warten, ertönt von draußen "You’ll Never Walk Alone" von "Gerry & the Pacemakers". Stöger wird dieses Lied in Zukunft häufiger hören.

Dann ist endlich Fußball

Auf der Trainerbank schließlich wartet ein Blitzlichtgewitter auf den Österreicher, Mainz-Trainer Sandro Schwarz kommt vorbei, sagt kurz Servus, die Kameraverschlüsse rattern unaufhörlich. Dann ist endlich Fußball.

Bis auf die neue Dienstkleidung agiert Stöger an der Linie, wie man ihn kennt. Ruhig, Hände in die Taschen, wilde Gestik sucht man vergebens. Suat Serdars Lattenschuss nach sieben Minuten nimmt er genauso regungslos zur Kenntnis wie Pierre-Emericks Aubameyangs Abschluss aus dem Getümmel (18.) und die gute Chance des Gabuners kurz vor der Pause (41.).

Kurzes Klatschen

Das erste BVB-Tor unter Stögers Regie fällt nach 55 Minuten. Sokratis erzielt es, der Gästeblock tobt, der Torschütze lässt sich in der Coachingzone feiern. Stöger feiert nicht mit, klatscht nur kurz in die Hände - und schaut sich die Jubeltraube neben ihm aus sicherer Entfernung an.

Danach heißt es zittern, Mainz drückt, hat Chancen, für den BVB vergibt Kagawa zunächst die Entscheidung, trifft dann aber doch zum erlösenden 2:0. Heinrich ist erster Gratulant, es folgt eine Umarmung von Michael Zorc.

"Hier spricht keiner schlecht über ihn"

Nach dem Schlusspfiff huscht ein Grinsen über Stögers Gesicht. Er klatscht die ganze Bank ab, geht dann auf den Platz, herzt jeden Spieler. Auf seinen obligatorischen Kreis auf dem Rasen verzichtet er. Bei "Sky" nimmt er seinen Vorgänger in Schutz: "Peter Bosz muss einen guten Job gemacht haben. Hier spricht keiner schlecht über ihn." Dann geht er in der Kabine.