Hohe Belastungen war der beim FC Ingolstadt fußballerisch groß gewordene Pascal Groß aus England eigentlich gewohnt. In Brighton spielte er in sieben Jahren 261 Pflichtspiele, sammelte über 20.000 Minuten und gehörte zum Stammpersonal mit 77 Minuten durchschnittlicher Spielzeit pro Partie.
Groß hilft als BVB-Rechtsverteidiger aus
Ähnliche Werte kann Groß auch im BVB-Trikot vorweisen, an dem schwierigen und immer unruhigerem Umfeld aber litt sein Spiel – nach zunächst einigen vielversprechenden Auftritten. Das mag auch daran gelegen haben, dass sich sein Sommerprogramm mit der Spätberufung zum A-Nationalspieler merklich veränderte. Nach der EM im vergangenen Jahr bekam Groß zwar wie alle BVB-Nationalspieler drei Wochen Urlaub, nach dem Einstieg ins Training aber musste die Intensität in nur wenigen Tagen direkt hochfahren.
Mit diesen Anforderungen mussten freilich nicht nur die Dortmunder klarkommen. Doch die Folgen dieser kurzen Vorbereitung machten sich im Laufe der Wochen bei Groß deutlich bemerkbar. Als Groß mit sich zuspitzendem Verletzungspech auf die rechte Abwehrseite wechselte, veränderte sich sein Aufgaben-Profil. Nicht aber die Belastung, die eher noch zunahm. Mehr Sprints an der Außenbahn, mehr Flanken, mehr Zweikämpfe, Groß kämpfte sich auch durch diese Anforderungen, so gut er konnte.
Zahlreiche BVB-Spieler außer Form
Spiele wie das in Mainz, wo er nach mehr als einer Stunde Unterzahl am Ende sichtlich beißen musste und den flinken Angreifern der Nullfünfer nicht mehr folgen konnte, verdeutlichten aber ein Grundproblem: Fast jeder Spieler im Dortmunder Kader trägt ein Päckchen mit sich herum, kaum einer kann aktuell von sich behaupten, physisch auf Top-Level zu sein.
Als Organisator des defensiven Zentrums geholt, litt der 33-Jährige auch unter der Tatsache, dass er als vielseitig einsetzbarer Mittelfeldspieler während der großen Verletzungsmisere auch auf anderen Positionen helfen musste. Nuri Sahin setzte ihn im zentralen und defensiven Mittelfeld ein, er spielte Rechtsverteidiger in gleich sechs seiner bislang 31 Saisonspiele.
Groß stellt sich „in den Dienst der Mannschaft“
Neuerdings agiert er im Aufbau oft als Schienenspieler auf der linken Seite. Viele Positionswechsel, vielleicht zu viele? Groß sagt: „Grundsätzlich ist es immer gut, wenn du eine Position spielst und sich da die Abläufe einschleifen können. Positionswechsel bedeuten immer, dass sich die Anforderungen ändern.“
Er sei generell aber jemand, „der sich gern in den Dienst der Mannschaft stellt“, sagt Groß über sich, häufig fällt bei ihm das Wort „Zusammenhalt“, wenn man ihn nach Wegen aus der Krise fragt. „Wir gehen sehr selbstkritisch mit uns um“, meint der 33-Jährige, „wir wissen, dass wir uns das Selbstvertrauen immer erarbeiten müssen.“ Die einfache Formel: „Wir dürfen nicht in Rückstand geraten, müssen selbst die Treffer machen, die geben einem ein gutes Gefühl.“
Nur BVB-Neuzugang Guirassy überzeugt
Fakt ist, dass der BVB von allen im Sommer neu geholten Spielern mit Ausnahme von Serhou Guirassy bislang nicht das bekommen hat, was man sich von ihrer Verpflichtung versprochen hat. Das gilt für ihren fußballerischen Input, aber auch als eingeplante Korsettstangen einer Dortmunder Mannschaft, die das Fehlen von Spielern mit erkennbaren Qualitäten als Führungskraft über Jahre hinweg beklagte.
Durch seine Erfahrung in England und allein aufgrund seines Alters zählt Groß zu der Gruppe von Spielern, die aufgerufen wäre, in einer Krise den Kopf aus dem Sand zu strecken. Doch da kam bislang auch von ihm zu wenig. Groß ist nicht als Lautsprecher in Dortmund aufgeschlagen, auch durch seine Positionierung auf dem Feld aber wäre er einer, von dem man eben diese Führungsqualitäten erwarten würde.
BVB-Routiniers Groß und Anton enttäuschen
Wie es ist, als Neuzugang in eine Mannschaft zu kommen, die schnell in eine Schieflage gerutscht ist, davon konnten vor Groß, Waldemar Anton, Maximilian Beier oder Yan Couto schon etliche neu verpflichtete Spieler in Dortmund ein Lied singen. Bei Beier und Couto sind fehlende Erfahrungswerte eine Erklärung für ihre Problem. Für Anton, aber eben auch Groß lässt sich dieser Umstand kaum als Ansatz halten.