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Noch keine Entscheidung gefallen - aber bei Mario Götze deutet alles auf einen BVB-Abschied hin
Borussia Dortmund
Mario Götze arbeitet und lebt professionell - spielen darf er beim BVB dennoch relativ selten. Ein Abschied zum Saisonende wäre längst keine Überraschung mehr. Die endgültige Entscheidung steht jedoch aus.
Mit Mahmoud Dahoud hatte Mario Götze seinen Spaß. Im Teamhotel ein Selfie mit einem Journalisten, der davon sichtlich überrumpelt wurde? Los geht‘s! Die Frage, ob der Hombrucher SV, Götzes Jugendverein bis zum Wechsel zur Borussia im Jahr 2001, am kommenden Wochenende Dortmunder Hallen-Stadtmeister wird, wusste Götze beim Autogramme schreiben für die wenigen BVB-Fans in Marbella auch mit Pfiff zu beantworten: „Wer denn sonst!“
Götze demonstriert in Marbella gute Laune
An der Costa del Sol demonstriert Mario Götze gute Laune auch in den Trainingseinheiten, ganz anders ja als angeblich Paco Alcacer, der sich aufgrund der neuen Konkurrenz im Sturm „wegschmollen“ wolle, wie der Boulevard formulierte. Was auch nicht so recht zum Dauergrinsen passte, das Alcacer bei seinem ersten Training mit der Mannschaft an den Tag legte, als eine anspruchsvolle technische Jonglier-Übung nun gar nicht klappen wollte.
Nicht erst, seit der BVB am Sonntag vor Neujahr Erling Haaland offiziell verpflichtete, ranken sich um die Zukunft der beiden Offensivspieler Spekulationen, die bisweilen abenteuerliche Ausmaße annehmen. Alcacers Unzufriedenheit drückte sich in mehreren Interviews in spanischen Zeitungen aus, er liebäugelt ganz offen mit einer vorzeitigen Rückkehr nach Spanien. Götze hingegen schweigt seit Monaten beharrlich. Seine Unzufriedenheit lässt sich allenfalls daran ablesen, dass die Verhandlungen über die Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrages zum Stillstand gekommen sind.
Götze fehlt beim BVB die sportliche Perspektive
Mit jedem Tag, der in dieser Saison ohne weitere Annäherung der beiden Parteien verstrich, sank die Wahrscheinlichkeit, dass Götze über den Sommer hinaus Angestellter der Borussia bleiben wird. Ein Abschied wäre längst keine Überraschung mehr. Vom BVB geplante Gehaltskürzungen sind nur ein Knackpunkt in den Gesprächen. Schwerer wiegt weiterhin die fehlende sportliche Perspektive und Wertschätzung von Trainer Lucien Favre.

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Dass Götzes Saison einen Verlauf wie im Vorjahr nehmen würde, wie von Favre im Herbst prognostiziert, ist bislang nicht eingetreten. Der Schweizer setzte, weil Alcacer zwar fit war, aber schlechte Trainingsleistungen gezeigt haben soll, zuletzt auf Thorgan Hazard im offensiven Zentrum. Jetzt kommt Haaland als zusätzlicher Konkurrent für Götze hinzu. Anders als im Vorjahr, als er noch vor Weihnachten wieder regelmäßig zum Einsatz kam, sind es bislang lediglich sechs Startelf-Einsätze, auf die Mario Götze kommt, in 16 der 26 Pflichtspiele stand er überhaupt nur auf dem Platz. Dass er darüber nicht glücklich ist, lässt Götze in der Öffentlichkeit nicht heraushängen. Trainingseifer und -einsatz werden vom BVB ausdrücklich gelobt, Götze arbeitet und lebt professionell. Spielen darf er dennoch relativ selten.
Personalie Götze spaltet die Dortmunder Fan-Gemeinde
Götze wird, sollte nicht noch etwas Unvorhergesehenes passieren, im Sommer seine Zelte in Dortmund abbrechen. Entschieden ist das entgegen anderslautender Meldungen vom Montag allerdings noch nicht. Vom BVB heißt es, es gebe keinen neuen Stand. Das bestätigt inoffiziell auch die Seite Götze. Neue Termine für weitere Verhandlungsrunden sind allerdings nach Informationen dieser Redaktion nicht angesetzt, schon gar nicht hier in Marbella.

Für BVB-Trainer Lucien Favre (M.) ist Mario Götze schön längere Zeit nicht mehr erste Wahl. © Kirchner-Media
Die Personalie Götze spaltet auch die Dortmunder Fan-Gemeinde. Teile der Anhängerschaft reduzieren sein Zögern zur Vertragsverlängerung allein auf die drohenden Gehaltseinbußen, das ist wie beschrieben aber allenfalls ein Aspekt. Und es gibt auch die, die den drohenden Verlust eines nächsten „echten Dortmunders“ schon jetzt bedauern. Stand jetzt wird Mario Götze am 30. Juni zum zweiten Mal dem Verein den Rücken kehren, bei dem er groß geworden ist, der ihn zum Bundesliga- und Nationalspieler machte. Diesmal wäre es wohl ein endgültiger Abschied.
Top-Klubs stehen bei Götze nicht gerade Schlange
Über die Zukunft des 27-Jährigen wird schon jetzt heftig spekuliert. Ein Wechsel innerhalb der Bundesliga ist eher unwahrscheinlich, auch wenn die neureiche Hertha zuletzt immer wieder als möglicher Interessent genannt wird. Im Sommer stand der Mittelfeldspieler in intensiven Verhandlungen mit Inter Mailand, der Wechsel kam letztlich nicht zustande.
Das Ausland gilt dennoch als wahrscheinliche nächste Etappe. Dass die Top-Klubs nicht gerade Schlange stehen nach einer für Götze weitgehend unbefriedigenden zweiten Profi-Zeit bei Borussia Dortmund seit seiner Rückkehr 2016, damit muss Götze leben.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
