Justin Njinmah stürmt im Vollsprint in den Strafraum, gerade will er Maß nehmen, doch da ist Nnamdi Collins zur Stelle. Der 18-Jährige gewinnt das Laufduell, luchst seinem Teamkollegen noch rechtzeitig den Ball ab. Die Szene zeigt: Collins zeigt keinerlei Zurückhaltung, geht selbstbewusst in die Zweikämpfe. Der Kapitän der U19 ist mit der U23 des BVB ins Trainingslager nach Belek gereist.
Collins kämpft um neuen BVB-Vertrag
In den kommenden Monaten soll er an den Männerfußball herangeführt werden, so sieht es der Plan von Borussia Dortmund vor. Collins steht vor einem wichtigen Halbjahr. Im Sommer endet sein Profivertrag bei den Schwarzgelben. Wird sich Collins dann neu orientieren? Oder erhält er abermals einen Kontrakt beim BVB? „Ich bin sicher nicht auf Abschiedstour und dankbar, für diesen Verein zu spielen. Ich lasse alles auf mich zukommen“, sagt er im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Ich habe mir vor allem vorgenommen, Spaß zu haben. Das ist die wichtigste Voraussetzung. Darüber möchte ich meine bestmögliche Leistung in jedem Training und jedem Spiel zeigen. Damit ich schnellstmöglich gute Chancen habe, im Profifußball anzukommen und dort anzugreifen.“
Die Freude ist ihm durchaus anzumerken – beim Frotzeln mit den Teamkollegen, aber auch beim Verrichten der täglichen Trainingsarbeit. Dass er bereits seit einigen Jahren immer wieder auch am Training der Profis teilnimmt, hat ihm eine breite Brust verliehen. „Nnamdi gibt Gas, ist fleißig und lernwillig. Er ist mutig im Andribbeln, bringt Tempo mit und gewinnt viele Laufduelle. Das gefällt mir gut“, lobt U23-Coach Christian Preußer.
Neue Rolle für Collins bei der BVB-U23
Bei der U19 haben sie zu Saisonbeginn das System umgestellt, es auf Collins zugeschnitten. Seither spielt er zentral in der Dreierkette. Ganz bewusst soll über ihn die Spieleröffnung laufen, er soll die Defensive organisieren, Mitspieler lenken. Gleichzeitig hat ihm U19-Trainer Mike Tullberg das Kapitänsamt übertragen. „Ich habe immer gesagt, dass ich Verantwortung tragen möchte. Wenn du die Binde am Arm trägst, wird dir noch mal bewusster, dass du sie zu übernehmen hast. Mir gefällt die Rolle. Es macht Spaß, meine Mannschaft aufs Feld zu führen“, sagt Collins.
In der Vergangenheit war er dort manchmal etwas zu still. In seiner Funktion als Kapitän muss er nun zwangsläufig mehr kommunizieren. Und auch der neue Part auf dem Feld als zentraler Kopf der Dreierkette hat ihn aus der Komfortzone geholt. „Ich bin routinierter und sicherer geworden – das ist etwas, was mir gut getan hat. Durch das permanente Anlaufen der Gegner muss ich immer konzentriert bleiben“, betont Collins. „Bei uns ist er natürlich in einer etwas anderen Rolle als bei der U19“, sagt Christian Preußer. Bei der U23 wird dem 18-Jährigen noch nicht derart viel Verantwortung übergetragen. Es geht zunächst einmal darum, sich mit der Intensität vertraut zu machen.
U23-Trainer Preußer lobt Collins
Es ist eben ein Unterschied, ob im Training eher die gleichaltrigen Kollegen aus der U19 oder ein paar ausgebuffte Kaliber auf einen zugestürmt kommen. „Ich bin ja selbst schnell, aber schnelle und bewegliche Gegenspieler sind am ekligsten. Deswegen sind Justin Njinmah wegen seines Tempos und seiner Dribblings, Moritz Broschinski mit dem Rücken zum Tor und Ole Pohlmann wegen seiner Dribblings und Bewegungen schwer zu verteidigen.“

Genau das ist das Ziel, er soll das eigene Limit verschieben, das Repertoire der eigenen Fähigkeiten nochmals erweitern. In einer rund zehnminütigen Videoschulung haben sie ihrem talentierten Abwehrspieler daher einige Szenen gezeigt, wie er künftig besser absichern soll. „Ein paar Sachen kann er natürlich noch besser machen, aber dafür ist er ja auch hier. Da geht es um Defensiv-Timing, Strafraumverteidigung, Kopfballduelle und ein paar taktische Dinge, die er noch verinnerlichen muss. Wir nutzen die Zeit, damit er sich an das Tempo und die Zweikampf-Intensität gewöhnt“, erläutert Preußer.
BVB-Spieler Collins setzt auf Eisbäder
„Die Trainingsintensität ist im Vergleich zur U19 komplett anderes. Es ist anstrengend. Ich habe mich aber gut im Kopf darauf eingestellt, dass andere Spielertypen auf mich treffen und mit mir Zweikämpfe führen“, sagt Collins. Das Trainingslager in Belek ist also gleich in mehrfacher Hinsicht anspruchsvoll und fordernd. Ebenso wie die erste Saisonhälfte bei der U19, die durch Junioren-Bundesliga, DFB-Pokal und Youth League viele Englische Wochen in Serie zu absolvieren hatte. „Das war schon ganz schön anstrengend. Aber man gewöhnt sich daran. Ich habe viele Eisbäder genommen und tue alles, um schnell zu regenerieren“, sagt Collins.

Während mancher Teamkollege am liebsten ganz auf den Kälteschock verzichten würde, hält es Collins gut in der Eistonne aus. „Es kommt auf die Umstände an, wie lange ich durchhalte. Ich mache normalerweise fünf Minuten.“ Während er das sagt, sitzt er im Mannschaftshotel und blinzelt in die 19 Grad warme Mittagssonne. Gut zwei Stunden später wartet die zweite Einheit des Tages. Es ist eben anstrengend in Belek bei der BVB-U23. Nnamdi Collins jedenfalls drückt es so aus: „Ein paar Eisbäder werden auch nach diesem Trainingslager nötig sein.“
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