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BVB-Sturm: Lernprozess für Moukoko - Rückschritt nach Fortschritt bei Malen
Borussia Dortmund
BVB-Youngster Youssoufa Moukoko stößt beim 0:1 in Mönchengladbach an seine Grenzen - wird aber in Schutz genommen. Die Erwartungen an Donyell Malen steigen bei Borussia Dortmund hingegen.
Nach 57 Minuten blinkte auf der Auswechseltafel die „18“ groß auf, es war das Zeichen für Youssoufa Moukoko, dass sein Arbeitstag beendet war. Der kurzfristige Doppel-Ausfall in Borussia Dortmunds Offensive durch die Verletzungen von Marco Reus und Erling Haaland spülte den 16-Jährigen zum ersten Mal in dieser Saison in einem Punktspiel in die BVB-Startelf, es war sein erst drittes Bundesliga-Spiel überhaupt von Beginn an. Moukokos Einsatz war groß, hochgerechnet auf einen 90-Minuten-Einsatz wäre er bei circa elf Kilometern Laufstrecke gelandet. In seinem Kerngeschäft vor dem gegnerischen Tor aber blieb Moukoko bei nur einem Schuss aufs Gladbacher Tor glücklos. Und es war kein Trost, dass er nicht allein keinen guten Tag erwischte und sich in ausreichend großer Gesellschaft befand.
„Ein bisschen leicht“ sei Moukoko in der ein oder anderen Situation noch, meinte Lizenzspieler-Leiter Sebastian Kehl anschließend bei „Sky“, „aber das ist ganz normal, er ist immer noch 16 Jahre alt.“ 25 Prozent Zweikampfquote sind auch für einen Angreifer ein ausbaufähiger Wert und bestätigen Kehls Worte. Auch die nur zwölf Ballkontakte belegen, dass es für eins der größten BVB-Talente der vergangenen Jahre eine schwierige Stunde im Borussia-Park war.
Sprunggelenksverletzung bringt Moukoko aus dem Rhythmus
Unstrittig ist wohl, dass die schwere Sprunggelenksverletzung aus dem Frühjahr immer noch nachwirkt bei Youssoufa Moukoko. Die unfreiwillige Pause erstreckte sich bis in die aktuell laufende Saison hinein, auch Marco Rose musste noch einige Wochen warten, bis er Moukoko persönlich mit dem Ball am Fuß unter die Lupe nehmen konnte. Der Synsdemose-Riss hat für einen Bruch gesorgt beim 16-Jährigen, der Formaufbau musste dosiert erfolgen, was kollidiert mit dem großen Ehrgeiz des Nachwuchsspielers, der bislang nahezu alle Hürden in seiner Karriere beinahe mühelos übersprang. Sich im Erwachsenenfußball zu behaupten, ist noch einmal eine ganz andere Nummer. Für Moukoko ist es naturgemäß die bislang größte Herausforderung seiner noch jungen Karriere.
Niemand in den Reihen der Borussia machte Moukoko nach dem Spiel in Gladbach einen Vorwurf. „Er hatte in der Woche sehr gut trainiert und sich die Chance dadurch auch verdient“, meinte Kehl. Doch es ist natürlich etwas anderes, wenn sich ihm gestandene Bundesliga-Profis wie Tony Jantschke oder Nico Elvedi in den Weg stellen, als wenn da ein U19- oder U21-Verteidiger auf Moukoko warten würde.
Von BVB-Neuzugang Donyell Malen muss deutlich mehr kommen
Die Harmlosigkeit der Borussia auf dem Weg in die Spitze erfasste ohnehin die gesamte (ausgedünnte) Offensiv-Abteilung, in der in Donyell Malen immerhin auch ein 30 Millionen Euro Ablöse „schwerer“ Stürmer kaum in Erscheinung trat. Bei Malen, dem seine auch erst 22 Jahre noch als „Welpenschutz“ angerechnet werden, läuft der Anpassungsprozess an den neuen Klub, neue Mitspieler und eine stärkere Liga mit deutlich höherer Intensität noch. Auf größere Sprünge hofft Trainer Marco Rose, nachdem die Anfangswochen auch dadurch gekennzeichnet waren, die Urlaubsmüdigkeit aus Malens Beinen zu vertreiben. Die Partie in Gladbach war nach einem erkennbaren Aufwärtstrend zuvor in den Spielen in Istanbul und in Ansätzen auch gegen Union Berlin ein Rückschritt. Vom Neuzugang muss in den kommenden Wochen mehr kommen, speziell in den Spielen, in denen Borussia Dortmund auf Erling Haaland verzichten muss.
Den Weg, Geduld mit seinem Rohdiamanten zu haben, wird der BVB weitergehen. Rose hat Moukoko bewusst nur sehr spärlich eingesetzt, am Samstag in Gladbach schlug die Stunde des Youngsters auch, weil neben dem Ausnahme-Duo Reus/Haaland in Giovanni Reyna und Julian Brandt auch der nominelle Ersatz fehlte, wie Hans-Joachim Watzke am Sonntag im Doppelpass bei „Sport1“ in Erinnerung rief. Verbunden mit der Erkenntnis: „Es ist klar, dass wir vier Spieler dieser Qualität nicht adäquat ersetzen können.“
BVB-Trainer Marco Rose stellt sein System in Gladbach um
Für seinen Youngster wich Rose ganz bewusst von seiner gewohnten taktischen Formation ab. Dreier- statt Viererkette, das sollte „mehr Unterstützung für Mouki“ bringen, wie der Trainer ausführte. Doch bis zum Mittelstürmer lief der Ball nur selten flüssig durch die Dortmunder Reihen.
Spiele wie das am Samstag werden Youssoufa Moukoko dennoch weiterbringen. Im Klub ist der Wunsch groß, dass die Bestmarken, die Moukoko im vergangenen Herbst nach Vollendung seines 16. Lebensjahrs und der damit einhergehenden Spielberechtigung für die Profis im Rekordtempo brach, nicht verschleiern, dass er weiterhin erst ganz am Anfang seiner Karriere steht. Schon jetzt beschäftigt sich der Klub mit der Frage, wie das Super-Talent über das Vertragsende 2023 hinaus an den BVB gebunden werden kann und setzt dabei auch auf den Faktor Identifikation. Moukoko hat über Jahre im BVB-Jugendhaus gewohnt und ist dort zum Profi herangereift. „Da“, sagt Watzke, „lebt der Verein, dort kriegst du besonders intensiv mit, was diesen Verein ausmacht.“
BVB strebt Vertragsverlängerung mit Youssoufa Moukoko an
In den Verhandlungen über eine Ausdehnung des Vertrages soll das eine zusätzliche Trumpfkarte werden. Watzke jedenfalls zeigte sich am Sonntag in dieser Hinsicht zuversichtlich: „Wir werden zu gegebener Zeit reden“, meinte er, „ich denke auch, dass wir das hinkriegen.“
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
