Seit 1. Mai ist Lars Ricken neuer Geschäftsführer Sport bei Borussia Dortmund. Am Mittwoch hat der 47-Jährige erstmals im Rahmen einer Pressekonferenz über seine Pläne für die Zukunft gesprochen. „Unter moderner Führung verstehe ich, andere stark zu machen. Deshalb muss ich die Rahmenbedingungen schaffen, dass alle optimal arbeiten können“, sagte Ricken. Als Chef des Nachwuchsleistungszentrums habe er sich lange auf seine neue Aufgabe vorbereiten können.
BVB-Boss Watzke: „Lars ist ein stimmiges Gesamtpaket“
Bereits vor vier, fünf Jahren habe ihn Hans-Joachim Watzke gefragt, ob er sich vorstellen könne, den Posten des Geschäftsführers Sport mittelfristig zu übernehmen. „Vor ein paar Wochen hat mich Aki gefragt: Bist du bereit? Ich brauchte keine Nacht darüber zu schlafen. Ich bin bereit. Als gebürtiger Dortmunder ist es eine besondere Ehre für mich“, sagte Ricken.
Seine Erfolge als Spieler und Direktor des BVB-NLZ gepaart mit seinen Ambitionen und seiner Vita seien „ein stimmiges Gesamtpaket“, befand Hans-Joachim Watzke. „Uns beiden verbindet ein extrem gutes, vertrauensvolles Verhältnis. Ich habe das Gefühl, dass Lars dieser Sache vollumfänglich gewachsen ist“, betonte der BVB-Boss.
„Lars hat uns sein Konzept vorgestellt und den Präsidialausschuss gerockt“, berichtete auch BVB-Präsident Reinhold Lunow. Insofern sei die Wahl auf Ricken gefallen. Dessen Auftrag lautet nun, die Mannschaft gemeinsam mit Sportdirektor Sebastian Kehl und dem Technischen Direktor und Kaderplaner Sven Mislintat künftig sportlich vor allem im Kerngeschäft Bundesliga gut und deutlich besser als zuletzt aufzustellen.
Ricken erwartet beim BVB „Mörder-Aufgabe“
„Für mich war entscheidend, dass die Zeiten der One-Man-Shows vorbei sind. Dafür ist das alles zu kompliziert geworden. Das kann einer ohnehin nicht mehr leisten. Wenn die drei das hinkriegen, konstruktiv und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten, dann haben wir eine riesige Chance. Ich hoffe, dass sie das hinkriegen. Mit dieser Konstellation sind wir theoretisch sehr gut aufgestellt, praktisch müssen wir das natürlich unter Beweis stellen“, nahm Watzke das Trio in die Pflicht.

Zweieinhalb Wochen vor dem Champions-League-Finale in Wembley liegt der Fokus zu großen Teilen auf Real Madrid. „1997 lag der Fokus auf mir. Jetzt soll in London der Raum denen gehören, die ein Jahr lang dafür gekämpft haben“, verkündete Ricken. Auf ihn wartet nach Ansicht von Hans-Joachim Watzke in den kommenden Jahren „eine Mörder-Aufgabe, aber dessen ist sich Lars auch bewusst“.
Alle Aussagen der Pressekonferenz zum Nachlesen
12.43 Uhr: Die Pressekonferenz ist beendet.
Lars Ricken über seine Rolle im CL-Finale: „Ich hoffe nicht, dass ich irgendeine Rolle auf dem Platz haben werde, sondern auf der Tribüne sitzen werde.“
Lars Ricken über die Kaderplanung: „Unsere Kaderstruktur habe ich eben schon dargelegt. Ich kenne das Budget, das uns zur Verfügung steht für Transfers und Gehaltsvolumen. Daran müssen wir uns orientieren, um den bestmöglichen Kader zusammenzustellen.“
Lars Ricken über Vertragsgespräche mit Edin Terzic: „Edin ist der Erfolg des Vereins wichtig. Er sagt, dass es gerade nicht um ihn gesagt und das kann man ihm auch abnehmen. Wir sind in vertrauensvollen Gespräch. Das ist aktuell nicht das Thema.“
Lars Ricken über die laufende Saison und Edin Terzic: „Ein Fazit wird es noch nicht geben. Ich bin noch beim Spiel gegen Darmstadt, wir möchten einen würdigen Rahmen für Marco Reus schaffen. Edin und ich haben ein besonderes Verhältnis, er war Trainer im Jugendbereich. Für ihn ist es ein Privileg, Trainer von Borussia Dortmund zu sein. Er hat unseren letzten Titel geholt, er führt uns ins Finale der Champions League. Er hat mehr als einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass wir die Klub-WM spielen. Was das für diese Reputation dieses Vereins bedeutet, werden wir nächsten Sommer sehen.“
Hans-Joachim Watzke über Änderungen „Ich verantworte nach wie vor eigentlich alles, weil ich der Vorsitzende bin. Lars Ricken leitet die Elefantenrunde, ich werde da nicht mehr regelmäßig sein. Ich werde den finanziellen Rahmen erarbeiten. In diesem Rahmen können sie frei entscheiden. Es wird es nicht einmal geben, dass ich Lars Ricken anrufe und ihm sage: Mach es so oder so. Aber wenn er mich nach Rat fragt, werde ich ihm ihn geben.“
Lars Ricken über die aktuellsten Herausforderungen: „Wir sprechen über die Kaderplanung im nächsten Jahr. Wir führen viele Gespräche. Wir waren immer am stärksten, wenn wir eine Zwei-Wege-Strategie hatten: junge, hungrige Spieler und ein Gerüst aus erfahrenen Spieler mit Erfahrung, Mentalität und Führungsstärke, wo die jungen Spieler gedeihen können. Das muss unser Weg sein.“
Hans-Joachim Watzke über die Entscheidungsfindung pro Ricken: „Für mich war entscheidend, dass die Zeiten der One-Man-Shows vorbei sind. Dafür ist das alles zu kompliziert geworden. Das kann einer ohnehin nicht mehr leisten. Es ist nichts Gravierendes passiert. Der Watzke heißt jetzt Ricken, der Zorc heißt Kehl und der Mislintat hieß immer schon Mislintat. Wenn die drei das hinkriegen, konstruktiv und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten, dann haben wir eine riesen Chance. Ich hoffe, dass sie das hinkriegen. Mit dieser Konstellation sind wir theoretisch sehr gut aufgestellt, praktisch müssen wir das natürlich unter Beweis stellen.“
Lars Ricken über Sebastian Kehl: „Nachdem feststand, dass ich Geschäftsführer Sport werde, haben wir uns direkt am nächsten Tag zusammengesetzt und hatten ein Gespräch. Wir haben lange zusammengespielt und eng zusammengearbeitet. Er ist weiterhin Sportdirektor. Auch Michael Zorc hat bewiesen, dass er in dieser Position die Geschicke des Vereins mitgestalten kannst. Jetzt sind mit mir und Sven Mislintat zwei Leute dazugekommen. Ich glaube, wir haben die Chance, mit unserer Expertise den Bereich Sport gemeinsam weiterzuentwickeln. Unsere Hauptaufgabe wird die Kaderplanung der nächsten Saison sein.“
Lars Ricken über eigene Visionen: „Ich bin als Jugendspieler, als Profi und als Direktor des Nachwuchs Deutscher Meister geworden. Diese Ambitionen lege ich natürlich nicht beiseite, aber ich kann natürlich nichts versprechen. Wir wollen, dass die Fans nach einem Spiel glücklich nach Hause gehen und sich aufs nächste Spiel freuen. Das sollte unser Anspruch sein. Das war so gegen Atletico und Paris gemacht. Da haben wir zwar noch keine Titel gewonnen, aber Momente kreiert.“
Hans-Joachim Watzke über die Aufgaben: „Die grundsätzliche Herausforderung ist die Tatsache, dass du auf hohem Niveau einsteigst. Bei mir lag damals alles in Schutt und Asche. Ich konnte nicht mehr viel falsch machen. Aber jetzt stehen wir zweieinhalb Wochen vor Wembley. Das ist aber natürlich auch eine große Chance. Du kannst darauf aufsetzen und versuchen, es zu verbessern. Aber in einem national schwierigeren Umfeld. Die Chancen sind deutlich größer als die Risiken. Aber Lars ist sich auch bewusst, dass das eine Mörder-Aufgabe ist.“
Lars Ricken über die Beförderung: „Mir war nie der nächste Karrieresprung wichtig. Das ist mein Verein, ich bin hier geboren. Ich bin seit 1991 hier. Ich möchte auch noch möglichst lange für diesen Verein arbeiten. In welcher Position war mir eigentlich nie wichtig. Es geht darum, wichtige Entscheidungen zu treffen, Entwicklungen anzustoßen.“
Lars Ricken über die eigenen Erfahrungen: „Meine Erfahrung als Spieler ist ein Mehrwert, den ich mitbringe. Natürlich kann ich erklären, wie es sich anfühlt mit einem Truck um den Borsigplatz anzufühlen. Aber es ist auch ganz wichtig, zu wissen, wie es sich anfühlt, wenn es mal nicht so gut läuft. Es braucht kein Spieler Angst zu haben, dass ich alles besser weiß. Ich freue mich auf Gespräche auf Augenhöhe. Die Erfahrungen, die ich im NLZ gesammelt habe, werden mir auch im Profibereich helfen.“
Lars Ricken über die sportliche Situation: „Die Mannschaft hat in der Champions League gezeigt, was wirklich alles möglich ist, wenn sie den Glauben hat. Ich bin extrem stolz darauf, wie sie die schwarzgelben Farben in Europa vertreten hat. Aber natürlich müssen wir uns auch an der Bundesliga orientieren. Dort geht es am wenigsten um die Tagesform und der die höchste Priorität hat. Wir stehen auf Platz fünf. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich die Mannschaften, die vor uns stehen, schlechter aufstellen. Es ist unsere Aufgabe, im nächsten Jahr eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu haben.“
Reinhold Lunow über das Rocken des Präsidialausschusses: „Lars war perfekt vorbereitet, hat sich nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Zukunft bezogen, so dass es keine Zweifel gab, dass er der richtige Mann ist.“
Lars Ricken über seine ersten Eindrücke im neuen Amt: „Wir sind mit der U17 Deutscher Meister geworden und mit der U19 haben wir auch noch diese Chance. Ich möchte den Mitarbeitern im NLZ danken, wir konnten uns immer aufeinander verlassen. Die Titel sind aber nur ein Nebenprodukt. Es geht um die Ausbildung der Spieler. Wir haben Werte im dreistelligen Millionenbereich erschaffen. Dank auch an die Profi-Abteilung. Erster Arbeitstag war der 1. Mai und jetzt stehen wir im Finale der Champions League. 1997 lag der Fokus auf mir. Jetzt soll in London der Raum denen gehören, die ein Jahr lang dafür gekämpft haben. Aki hat mir schon einmal vor vier, fünf Jahren gesagt, dass er sich mittelfristig in der Geschäftsführung sieht. Vor ein paar Wochen hat mich Aki gefragt: Bist du bereit? Ich brauchte keine Nacht darüber zu schlafen. Ich bin bereit. Es ist eine besondere Ehre für mich als gebürtiger Dortmunder. Ich bin bereit aufgrund meiner langjährigen Arbeit im NLZ. Geschäftsführer Sport ist kein Ausbildungsberuf, man wird ernannt. Die Arbeit im Nachwuchsbereich gibt viele Möglichkeiten, sich darauf vorzubereiten. Man ist im NLZ gefühlt Geschäftsführer, Technischer Direktor, Kaderplaner in einem. Kommunikation und Vertrauen waren dabei besonders wichtig. Das möchte ich in den Profibereich übernehmen. Ich verstehe unter moderner Führung, andere stark zu machen. Deshalb muss ich die Rahmenbedingungen schaffen, dass alle optimal arbeiten können. Die Zukunft hat schon begonnen und ich freue mich darauf, sie weiter gestalten zu können.“
Hans-Joachim Watzke über die Beweggründe für Ricken: „Es gibt nicht den einen Grund. Wir haben Anforderungsprofile gehabt und verschiedene Szenarien diskutiert. Ein finales Gespräch ist am Ende des Tages nur mit Lars geführt worden. Wir kennen uns ewig. Er ist seit 2008 als Funktionär bei uns. 16 Jahre lang habe ich das beobachtet, er hat in dieser Zeit Außergewöhnliches geleistet. Ich möchte im Jugendbereich aber auch Titel gewinnen. Er ist hochambitioniert. Uns beiden verbindet ein extrem gutes, vertrauensvolles Verhältnis. Ich habe das Gefühl, dass Lars dieser Sache vollumfänglich gewachsen ist. Er ist schon sehr selbstbewusst, aber er schafft es oft, dass man ihm das nicht auslegt, als wäre er zu selbstbewusst. Es gelingt ihm, eine Haltung zu erzeugen. Als gebürtiger Dortmunder hast du einen etwas größeren Kreditrahmen. Insofern ist das ein stimmiges Gesamtpaket.“
Reinhold Lunow über den Weg der Entscheidungsfindung: „Lars hat uns sein Konzept vorgestellt und er hat den Präsidialausschuss gerockt. Er hat alle Fragen vollständig beantwortet.“
11.57 Uhr: Es ist bereits rappelvoll im Medienzentrum im Signal Iduna Park. In wenigen Minuten beginnt die PK.
11.30 Uhr: Herzlich willkommen in unserem Live-Ticker aus dem Signal Iduna Park. In 30 Minuten beginnt die Pressekonferenz mit Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender der Geschäftsführung), Lars Ricken (Geschäftsführer Sport) und Dr. Reinhold Lunow (Präsident).