Nach fünf BVB-Titeln ging Hoffmann nicht geräuschlos Mit Mainz 05 im DM-Finale gegen Ex-Klub

Nach fünf BVB-Titeln ging Hoffmann nicht geräuschlos: Mit Mainz 05 im DM-Finale gegen Ex-Klub
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Benjamin Hoffmann weiß, wie es sich anfühlt, Deutscher Meister zu werden. Diese außergewöhnliche Erfahrung hat der 43-Jährige bei Borussia Dortmund gesammelt – sowohl als Trainer als auch als Spieler. Fünfmal feierte er den Titelgewinn im Juniorenbereich. Als Coach machte er die U19 des BVB zweimal zu Deutschlands Top-Team, als Spieler gehörte er dreimal zum schwarzgelben Meisterkader (2xU19, 1xU17). Jetzt peilt er nach den nächsten DM-Titel an, mit der U19 des FSV Mainz 05, und das ausgerechnet im Finale gegen den BVB. Am Sonntag (11 Uhr, Mewa Arena, live bei Sky, Live-Ticker auf RN.de/bvb) treffen beide Teams in Mainz aufeinander.

Hoffmann verlässt den BVB überraschend

Seit vier Jahren ist Hoffmann jetzt in Mainz als Nachwuchstrainer aktiv. Zuvor hatte er mit dem BVB zweimal in drei Jahren den deutschen U19-Titel gewonnen. Erst in der Spielzeit 2016/17 im Finale gegen den FC Bayern München (8:7 nach Elfmeterschießen), dann zwei Jahre später gegen den VfB Stuttgart (5:3). Trotz des Triumphes gegen Stuttgart verließ er den Klub anschließend. Das kam für viele Außenstehende überraschend, denn über Jahre hatte Hoffmann beim BVB als Juniorentrainer erfolgreiche Arbeit geleistet.

Nach dem Titelgewinn gegen den VfB hatte BVB-Nachwuchschef Lars Ricken jedoch Michael Skibbe als neuen U19-Coach installiert, Hoffmann war als Nachwuchskoordinator für den U12- bis U16-Bereich eingeplant. „Als Lars Ricken mir das Angebot gemacht hat, habe ich ihm gesagt, dass ich Trainer bin. Ich bin froh, dass ich dann das Angebot von Mainz bekommen habe“, erklärte Hoffmann kurz vor dem Wiedersehen. Es hat also beim Abschied etwas geknarzt. Hoffmann betont aber, dass er sehr zufrieden auf seine Zeit beim BVB zurückblickt.

Hoffmann trägt den BVB „immer im Herzen“

Dass er ein erfolgreicher Trainer ist, beweist er jetzt einmal mehr beim FSV Mainz 05. In der Südstaffel der drei A-Junioren-Bundesligen hatte er sich mit seinem Team gegen namhafte Klubs wie den FC Bayern München, TSG Hoffenheim, VfB Stuttgart, FC Augsburg oder den SC Freiburg durchgesetzt. Das Finalticket löste Mainz gegen den 1. FC Köln (1:0, 0:0). Jetzt steht das Heimfinale gegen den Klub vor der Tür, den er „immer im Herzen tragen wird.“

Hoffmann hat noch gute Verbindungen zum BVB. „Ich stehe zum Beispiel mit Edin Terzic im Kontakt, auch mit seinem Co-Trainer Sebastian Geppert.“ Und weil er beide Vereine so gut kennt, kann er sie gut vergleichen. „Unterschiedlicher könnten zwei Vereine nicht sein“, sagt Hoffmann, „sowohl was die finanziellen Rahmenbedingungen betrifft als auch von der Infrastruktur her.“ In Mainz gehe es darum, eigene Talente von klein auf zu fördern und zu versuchen, sie an das Bundesliga-Niveau heranzuführen. „Dortmund bildet bis zum U16-Bereich aus. Ab der U17 schaut der BVB nicht nur national nach Neuen, sondern auch international. Das ist mit Mainz nicht möglich.“

Er sieht sich mit seinem Team am Sonntag deshalb als Herausforderer, der BVB habe die Favoritenrolle inne. „Wir erwarten ein europäisches Spitzenteam in dieser Altersklasse. Dortmund hat es ganz knapp verpasst, in das Halbfinale der Youth League einzuziehen. Diese Erfahrungen haben meine Spieler nicht gesammelt.“ Neben der individuellen Klasse sieht der Mainzer Coach die Kompaktheit als große Stärke des BVB. „Das Team agiert sehr diszipliniert und achtet gut auf die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen.“

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Auf der BVB-Seite sticht in erster Linie der niederländische Stürmer Julian Rijkhoff als Individualist ins Auge. Der hat die Torjägerkanone der Bundesliga West gewonnen und erzielte im Halbfinale beim 4:0-Erfolg gegen Hertha BSC alle vier Treffer. Auf Mainzer Seite schwebt Nelson Weiper über seinen Mitspielern. Der 18-jährige Stürmer weist schon sechs Bundesliga-Einsätze und zwei Tore bei den Profis vor. Hoffmann möchte die beiden Stürmer jedoch nicht vergleichen, dafür kenne er Rijkhoff persönlich viel zu wenig. Er hebt lieber Weipers Qualitäten hervor. Neben seiner fußballerischen Klasse ist Hoffmann vor allem von dessen Gier beeindruckt. „Er arbeitet immer hart an sich, freut sich über jedes Tor gleich, egal, ob er es im Spiel oder im Training schießt.“

Hoffmann sieht Mainz als Außenseiter

Auch wenn er sein Team in der Herausforderrolle sieht, glaubt er an den Titelgewinn. Es sei ein Spiel, in dem alles möglich sei, auch wenn der BVB der Favorit ist. Die 05er haben den BVB im U19-Finale schon einmal besiegt. Das war 2009. Damals stand Thomas Tuchel an der Seitenlinie der Mainzer und Andre Schürrle auf dem Feld. Aufseiten des BVB war Mario Götze der große Star.

Benjamin Hoffmann bekommt einen Wimpel überreicht.
Benjamin Hoffmann gewann 2019 mit dem BVB die Deutsche Meisterschaft bei den A-Junioren. © imago / Eibner

Zu ihrem großen Finale im Heimstadion müssen die Mainzer am Sonntag überraschend weiter fahren als gewohnt. Sie reisen aus Frankfurt zum Finale an. „Das hat der DFB so organisiert. Da übernachten wir im Hotel“, erklärt Hoffmann. Im Stadion erfahren seine Spieler dann großen Rückenwind durch die Mainzer Fans. Mehr als 10.000 Karten waren am Freitag schon verkauft.

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