Borussia Dortmund hat sich im ersten Spiel der Hammer-Woche eine deftige Klatsche abgeholt. Mit 0:4 ist der BVB in Barcelona unter die Räder gekommen. Was bedeutet das für das Duell in der Allianz Arena und den Saison-Endspurt? Schließlich hat sich die Lage bei den Schwarzgelben nach zwei Siegen in Serie stabilisiert. Und beim FC Bayern München gibt es derzeit viele andere Themen. Wir diskutieren im Pro & Contra: Kommt das Duell mit dem Rekordmeister jetzt genau richtig?
Pro: Ja, die Bayern haben einen anderen Fokus (von Kevin Pinnow)
Keine Frage: Das 0:4 in Barcelona war eine schmerzhafte Lehrstunde für den BVB. Aber: Gegen diese Mannschaft – aktuell vielleicht die beste dieses Planeten – haben schon ganz andere Topteams alt ausgesehen. Unter anderem der FC Bayern München. Knapp vier Monate ist es her, dass der deutsche Rekordmeister in der Ligaphase der Königsklasse beim 1:4 ähnlich hergespielt wurde.
Im Viertelfinale ist es nur bedingt besser gelaufen für den FCB. Die Kompany-Elf musste ein spätes 1:2 gegen Inter Mailand schlucken – besitzt aber noch alle Chancen aufs Weiterkommen. Genau darin liegt die große Chance des Außenseiters. Die Bayern, mit einem komfortablen Sechs-Pumkte-Vorsprung Tabellenführer, fokussieren sich voll und ganz auf die Königsklasse und das „Finale dahoam“. Den BVB vor der Brust, Inter aber schon längst im Hinterkopf.
Dazu kommt: Die Verletztenliste der Bayern umfasst mittlerweile sieben namhafte Spieler, in der Defensive sind drei wichtige Stützen weggebrochen, auch Manuel Neuer fehlt weiterin. Und dann ist da noch die Personalie Thomas Müller, die medial gerade alles überlagert. Dessen Aus nach 17 Profi-Jahren sorgt, trotz aller Treuebekenntnisse und lobender Worte, für mächtig Unruhe und tiefe Risse. Diese Gemengelage muss Dortmund wie im vergangenen Jahr für sich nutzen. Gelingt das, ist im Kampf um Europa weiterhin alles wieder möglich.
Contra: Nein, das Bayern-Spiel kommt zur Unzeit (Cedric Gebhardt)
Im Brot- und Buttergeschäft Bundesliga warten noch ein halbes Dutzend Gegner auf Borussia Dortmund. Der schwerste am Samstag in der Allianz Arena. Der Zeitpunkt ist gleich aus mehreren Gründen suboptimal. In erster Linie natürlich, weil dem BVB die in Barcelona erlittene 0:4-Lektion noch in Knochen und Köpfen steckt. Eine echte Hypothek. Ausgerechnet jetzt aber soll Schwarzgelb mit einem Coup in München den Saison-Endspurt auf die Europapokal-Plätze starten? Schwer vorstellbar. Denn dort hat der BVB in den vergangenen Jahren mehrere schmerzliche Niederschläge kassiert. Immer wieder wähnte man sich auf Augenhöhe und schlich anschließend auf Kniehöhe vom Platz.
Vor dem ewig jungen Aufeinandertreffen mit dem Rekordmeister trennen beide Teams obendrein Welten. Schon allein deshalb besteht wenig Anlass zur Hoffnung. Die Münchener gewannen in der Bundesliga bisher zwölf ihrer 14 Heimspiele – auf eine derartige Siegquote (86 Prozent) vor eigenem Publikum kommt in den europäischen Topligen nur Paris Saint-Germain. Dass sie gegen Inter Mailand eine knappe Niederlage kassiert haben, wird für Dortmund zudem von Nachteil sein. Denn es gibt kaum ein Team, das so verlässlich unter Druck eine entsprechende Reaktion liefern kann wie die Bayern.
Gegen die Borussia spricht auch die Personalie Thomas Müller. Die Bayern-Ikone wird darauf brennen, im 29. Einsatz gegen den BVB (neue Rekordmarke!) ein letztes Ausrufezeichen zu setzen. Mannschaft und Klub werden alles dafür tun, die verbleibenden Heimspiele zu Müller-Festspielen werden zu lassen. Hinzu kommt: Trainer Niko Kovac sieht die Bayern „auf demselben Niveau wie Barcelona“. Auch das verheißt wenig Gutes. Ebenso wenig wie Kovacs Bilanz gegen seinen Ex-Verein: In acht Duellen gab es ein Unentschieden und sieben Niederlagen. Am Samstag wird die achte folgen.