Voller Einsatz: Martin Kree (r.). © picture-alliance / dpa

25 Jahre Meisterschaft

Meister-Held von 1995: Martin Kree und die tiefe Liebe zum Fußball

Als der BVB 1995 Deutscher Meister wurde, bebte ganz Dortmund. Wir haben mit den Meister-Helden gesprochen. Teil 1: Martin Kree über Hitzfeld, 100.000 Hände und die tiefe Liebe zum Fußball.

Dortmund

, 25.04.2020 / Lesedauer: 4 min

Manchmal gerät Martin Kree ins Grübeln. Ob er es nicht doch hätte wagen sollen? Ein Job im Sportmanagement eines Fußball-Bundesligisten reizte ihn, damals kurz nach dem Ende seiner aktiven Profilaufbahn. „Das hätte mir sicher auch Spaß gemacht“, sagt er heute, längst erfolgreicher Unternehmer in der IT-Branche. „Aber ich wollte mir beweisen, dass ich es nicht nur im Fußball, sondern auch im wirtschaftlichen Bereich schaffen kann.“

Martin Kree hat den härtesten Schuss

Er schaffte es, eröffnete 2004 in Holzwickede das IT-Schulungscenter „New Horizons“, 2015 kam ein zweites Unternehmen in Dortmund hinzu. Die tiefe Liebe zum Fußball blieb trotzdem. Natürlich, schließlich „war es mein Leben“, gesteht Martin Kree, „ich habe auf jedes Spiel regelrecht hingefiebert.“ 401 Partien absolvierte der Verteidiger im Fußball-Oberhaus. Er war berüchtigt für den mit mehr als 137 km/h übrigens bis heute härtesten Schuss der Liga. Und er hatte Erfolg.

Mit Bayer Leverkusen holte er den DFB-Pokal. 1993 war das, und für Kree der Beginn einer goldenen Zeit. Denn nach seinem Wechsel zu Borussia Dortmund prägte der heute 55-Jährige eine Erfolgsära mit. Meisterschaft 1995 und 1996, Champions-League-Triumph und Weltpokal 1997. Mehr geht nicht. Und ein Titel ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben: die Meisterschaft 1995.

Ex-BVB-Profi Martin Kree. © Kirchner-Media

„Man hat einfach gemerkt, dass es für so viele Menschen etwas Besonderes war. Der BVB hatte lange keinen Meistertitel mehr gewonnen, die Stimmung war bombastisch. Gefühlt habe ich 100.000 Hände am Borsigplatz gedrückt und die Fahrt auf dem Lkw, das war ja lebensgefährlich“, sagt Kree, der selbst erst gar nicht glauben konnte, dass er nun tatsächlich Deutscher Meister war: „Du kennst als Junge die Bilder, wie Vogts oder Beckenbauer die Meisterschale hochheben, und plötzlich hast du die Schale selber in der Hand.“

Kree über 95er-Kader: Mit dem Großteil ging es freundschaftlich zu“

Das Geheimrezept der Dortmunder Meistermannschaft? „Natürlich darfst du nicht viele Stinkstiefel im Team haben, dann wird das nichts“, weiß Kree, „mit dem Großteil ging es freundschaftlich zu. Und mit denen, zu denen es kein Sonntagsnachmittag-Grillverhältnis gab, hat es trotzdem auf dem Platz harmoniert.“ Matthias Sammer war auf dem Rasen der Anführer. „Eine überragende Persönlichkeit, er hat damals schon wie ein Trainer gedacht.“ Und Sammer habe auch schon mal auf dem Rasen die Anweisungen des Trainers eigenmächtig verändert. Ottmar Hitzfeld habe als Coach unter den Spielern aber eine unumstrittene Autorität genossen, „bei ihm wusstest du, wo du dran bist, immer gerade Linie“. Dazu noch Manager Michael Meier, der das Team klug zusammengestellt habe, „es war ja gar nicht unser primäres Ziel, Meister zu werden. Aber plötzlich merkten wir in der Saison, dass es lief, dass wir oben mitspielen können.“

Dass er überhaupt im BVB-Trikot auflief, war großem Stress zu verdanken. Kuriosem Stress in Leverkusen. Trainer Dragoslav Stepanovic wollte Kree nach vier Jahren bei Bayer zwingen, in Stadionnähe zu wohnen. Kree widersprach, es gab keinen Kompromiss, „also wollte ich weg“. Und das Kind des Ruhrgebiets, geboren in Wickede, das seine Profikarriere beim VfL Bochum 1984 begonnen hatte, erhörte den genau im richtigen Moment kommenden Ruf aus Dortmund. Eine „unglaubliche Zeit“ mit freundschaftlichen Kontakten, die bis heute halten. Mit Andreas Möller telefoniere er noch häufig, bei Besuchen zu BVB-Spielen lassen sich manche Weggefährten von einst verlässlich treffen. Wie neulich gegen Paris in der Königsklasse, „ da habe ich mal wieder nett mit Kalle Riedle geplaudert. Man kommt ja immer wieder gerne auf die Zeit Mitte der Neunziger zurück, die uns so verbindet.“

Kree lenkt nicht auf dem Platz

Und ein Job im Profifußball, mehr als der Aufsichtsratsposten beim VfL Bochum, den er seit mehr als acht Jahren innehat, ist das wirklich abgehakt? „Sagen wir mal so“, betont Kree, „ich wollte ja nie Trainer werden. Aber als Unternehmer muss ich auch lenken, ausbilden, motivieren und Entscheidungen treffen. Also eigentlich genau das Gleiche tun wie ein Trainer.“ Alles gut also. Aber manchmal gerät er eben doch ins Grübeln…

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