BVB-Innenverteidiger
Matthias Ginter auf der Suche nach seiner Form
Dass es nicht nur steil nach oben geht, das hat Matthias Ginter schon mehrfach erfahren müssen, nachdem er im Sommer 2014 das rote Trikot des SC Freiburg mit dem gelben der Dortmunder Borussia getauscht hat. Aktuell macht der 22-Jährige wieder keine so ganz einfache Zeit durch – ausgerechnet in einer Phase, in der er sich auch Gedanken um seine Zukunft macht.
Bilder der Bundesliga-Partie zwischen Hertha BSC und Borussia Dortmund.
Den vergangenen Freitag würde Matthias Ginter wahrscheinlich gern aus seinem Gedächtnis streichen. „Sehr froh“ sei er, meinte er nach dem mühsamen 1:0 gegen den FC Ingolstadt, „dass nichts passiert ist.“ Ginter spielte auf zwei Szenen an, in denen er eine unrühmliche Hauptrolle einnahm. Da war der Klärungsversuch, der am gewaltigen Brustkorb von Sokratis hängen blieb, von dort aus in Richtung BVB-Tor zurücksprang und Ingolstadts Matthew Leckie den freien Weg Richtung Roman Bürki ermöglichte. Und da war die Szene kurz vor Schluss, als er seinen eigenen Schlussmann über den Haufen lief.
Die Szenen passen wohl zu seinem momentanen Befinden. Ginter wirkt ein wenig kopflos, sehr fahrig in seinen Aktionen, vielleicht ja auch innerlich aufgewühlt. Denn seit der Winterpause läuft es nicht mehr rund: Ginter spielt zwar weiter regelmäßig und hat mit 1801 Einsatzminuten in der Bundesliga die meisten der Dortmunder Innenverteidiger und beinahe schon so viel gesammelt wie im gesamten Premieren-Jahr von Thomas Tuchel.
"Klarer Stammspieler"
Für ihn, meinte Dortmunds Trainer, sei Ginter daher auch „ein klarer Stammspieler.“ Doch seitdem der Spielbetrieb wieder läuft, hat Ginter akzeptieren müssen, dass Marc Bartra an ihm vorbeigezogen ist – und mit Ömer Toprak ein weiterer Positions-Konkurrent verpflichtet ist.
Die Statistik weist nach, dass die Kurve bei Ginter nach unten zeigt. Seinen Notendurchschnitt von 3,34 aus der vergangenen Saison wird er bei aktuell 3,63 kaum mehr erreichen, nach der Winterpause beläuft sich sein Schnitt nur auf eine mäßige 4,0. Kommt er an den Ball, wird es unruhig auf den Rängen. Auch das spürt ein Spieler natürlich.
Körperlich zugelegt
Man kann dabei nicht sagen, dass sich Matthias Ginter nicht weiterentwickelt hätte. Vor allem körperlich hat der Freiburger enorm zugelegt, hat mit viel individuellem Trainingsaufwand mittlerweile eine ähnliche Statur wie Mats Hummels, auch seine Technik und Kopfballstärke wecken eigentlich die Erwartung, dass Ginter eine prägende Figur in der BVB-Innenverteidigung werden könnte.
Zweifel daran sind jedoch offenbar vorhanden, anders lässt sich die Personalie Toprak kaum interpretieren. Zwar setzt auch Tuchel taktisch immer öfter auf das Dreierketten-Modell mit wahlweise zwei oder drei Innenverteidigern.
Fünf Innenverteidiger
Bei der Dreierlösung wäre ein Kader mit fünf nominellen Innenverteidigern, wie sie im Sommer unter Vertrag stehen werden (Bartra, Sokratis, Bender, Ginter, Toprak), daher nicht unbedingt überdimensioniert. Doch Ginter grübelt und wägt ab, wie sich seine Chancen auf Einsätze ab dem Sommer wohl entwickeln könnten.
Borussia Mönchengladbach wollte ihn verpflichten, kurz vor Transferschluss im vergangenen Sommer auch der VfL Wolfsburg. Aktuell soll Ginter bei RB Leipzig auf dem Zettel stehen – an Interesse am Dortmunder Defensivspieler dürfte es nicht mangeln. Gut möglich, dass man den 22-Jährigen ab Sommer in einem anderen Trikot sieht.