Nur eine Spielzeit trug Marco Rose beim BVB die Verantwortung als Trainer. Trotzdem hat er es geschafft, sich in die Geschichtsbücher einzutragen – ohne einen Titel gewonnen zu haben. Er ist Dortmunds Coach mit der historisch höchsten Siegquote (65 Prozent) und wies dabei einen Punkteschnitt von 2,0 pro Bundesliga-Partie auf. Von einer derartigen Quote träumt man im Frühjahr 2025 bei der Borussia. Derzeit beträgt die Ausbeute 1,4.
BVB-Entscheidung kam überraschend
Roses Freistellung im Mai 2022 kam überraschend. „Ich kann klar sagen, dass ich mit Marco die Saison plane und dass wir im Moment in der Vorbereitung mit den Transferthemen komplett alles gemeinsam besprechen“, hatte Sebastian Kehl kurz zuvor erklärt. Vize-Meister Rose blieb trotz der Freistellung stilvoll und erklärte, dass „die hundertprozentige Überzeugung aller Verantwortlichen nicht mehr vorhanden ist. Letztlich haben wir uns deshalb gemeinsam entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden.“ Sein Vertrag lief bis 2024. Das heutige Wiedersehen (18.30 Uhr, live auf Sky) mit seinem Ex-Klub könnte erneut zukunftsweisende Bedeutung haben.
Sowohl RB Leipzig als auch Borussia Dortmund laufen ihren Ambitionen weit hinterher. Es ist die Begegnung des Tabellensechsten gegen den Zehnten. Und Roses Stuhl wackelt gewaltig. Nach dem 1:2 gegen Mainz wurde seine Arbeit heftig infrage gestellt. „Der Fußball bei RB ist zurzeit ein Trümmerhaufen“, kritisierte Sky-Experte Lothar Matthäus, „mit dem, was mal da war und was jetzt ist, liegt der Red-Bull-Fußball zurzeit da, wo ihn diese Verantwortlichen nie sehen wollten. Nie! Nie!“
Leipzig und der BVB enttäuschen
Die Partie in SC Freiburg wurde zum Rose-Endspiel. „Wenn über Monate das Thema Marco Rose aufgemacht wird, dann ist das nur über Ergebnisse beeinflussbar. Das weiß ich auch“, meinte der 48-Jährige. „Die beste Antwort wäre ein Sieg in Freiburg, dann hätten wir ein paar Tage Ruhe.“ Die Partie endete 0:0. Leipzigs Geschäftsführer Marcel Schäfer bestätigte anschließend, dass Rose auchgegen den BVB auf der Bank sitzen werde.
Eine Dortmunder Klublegende hilft Rose aktuell dabei, das Mindestziel Champions-League-Qualifikation zu erreichen: Jürgen Klopp. Der neue Head of Global Soccer bei Red Bull. „Der Austausch ist ganz entspannt. Er ist nicht täglich, aber regelmäßig. Das ist eigentlich so, wie ich es mir wünsche und vorstelle. Alles ist insgesamt sehr unterstützend mit dem gemeinsamen Ziel: Dass wir in der Zukunft sehr erfolgreich zusammenarbeiten und uns weiterentwickeln“, sagt Rose über die Zusammenarbeit.
BVB-Gegner Leipzig überraschend offensivschwach
Der Erfolg bleibt bislang aus. Leipzig ist nach der Ligaphase aus der Champions League ausgeschieden. In der Bundesliga liegt das Team drei Zähler hinter Rang vier, aber immer noch vier Punkte vor dem BVB. „Sie kommen nach dem Sieg in Lille mit einem positiven Gefühl zu uns. Die Mannschaft hat Qualität. Sie scheint aber in bestimmte Situationen anfällig zu sein. Die müssen wir aufdecken“, sagt Rose.
Er hat in dieser Saison aber mit vielen eigenen Problemen zu kämpfen. In den vergangenen neun Bundesliga-Partien hat die Mannschaft nur einmal gewonnen. In der Offensive hakt es gewaltig. RB erzielt im Schnitt nur 1,56 Tore pro Bundesliga-Partie, das ist der niedrigste Wert seit der Gründung des Klubs. Zum identischen Zeitpunkt der Vorsaison hatte Roses Mannschaft 16 Treffer mehr erzielt (55 Tore).
BVB zieht bei Sahin die Notbremse
„Klar, wir hätten gerne mehr Spiele gewonnen und besser gespielt. Es geht jetzt darum, dass wir stabil punkten, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte Rose am Freitag. Worte, die seit Monaten in ähnlicher Form bei Borussia Dortmund zu hören sind. Der BVB hat bereits einen Trainerwechsel vollzogen. Rose sitzt bei RB Leipzig weiter auf der Bank. Die Frage ist, wie lange noch.