Marcel Lotka hat bei der BVB-U23 die Nase vorn „Er kann in der Bundesliga bestehen“

Marcel Lotka hat bei der BVB-U23 die Nase vorn: „Er kann in der Bundesliga bestehen“
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Um zu verstehen, wie Marcel Lotka gestrickt ist, hilft ein Blick auf das Auswärtsspiel bei der SV Elversberg: Mit 1:3 verliert die BVB-U23 Anfang November beim Tabellenführer. Lotka macht dabei sein mit Abstand bestes von vielen guten Spielen für Schwarzgelb. Mit mehr als einem halben Dutzend vereitelter Großchancen und etlichen Glanzparaden verhindert er ein Debakel. Lotka selbst sagt über die 90 Minuten, er habe dennoch drei Gegentreffer kassiert. In keinem Spiel waren es bislang mehr. Das wurmt ihn. Auch jetzt noch, zwei Monate später, als er im Trainingslager in Belek den bisherigen Saisonverlauf im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten Revue passieren lässt.

Lotka überzeugt bei der BVB-U23

Die Einschätzung des 21-Jährigen belegt dessen enormen Ehrgeiz. Von Tag eins an hängt er sich beim BVB mächtig rein. Dass er Wochen zuvor noch für Hertha BSC in der Bundesliga im Rampenlicht und jetzt in Dortmund „nur“ in der 3. Liga zwischen den Pfosten steht, tut seinen Ambitionen keinen Abbruch. Im Gegenteil. Er möchte allen zeigen, was er drauf hat – und das ist nach allem, was man bisher weiß, eine ganze Menge. Zehn Partien absolviert Lotka – in fünf davon bleibt er ohne Gegentor. Insgesamt kassiert die BVB-U23 mit ihm im Gehäuse nur neun Gegentreffer.

Im Duell mit Luca Unbehaun (sieben Spiele, 14 Gegentore, keine Partie zu Null) hat er klar die Nase vorn. Lotka ist insgesamt der formstärkste aller U23-Spieler. Er liefert auf konstant hohem Niveau ab. „Marcel kann ich nur in den höchsten Tönen loben. Er hat bewiesen, dass er in der Bundesliga bestehen kann. Und seine Auftritte bei uns waren auch richtig gut. Er ist ein Typ, der einen totalen Mehrwert für die Mannschaft darstellt“, sagt Ingo Preuß, Sportlicher Leiter der BVB-U23, im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

Lotka will beim BVB „nächsten Schritt gehen“

Macht er so weiter, dürfte Lotka hinter Gregor Kobel und Alexander Meyer die feste Nummer drei beim BVB werden. „Ich arbeite tagtäglich daran, mich zu verbessern und den nächsten Schritt zu gehen“, versichert er. Das bestätigt auch ein Torwart-Trainer Thomas Feldhoff: „Ich bin sehr zufrieden mit Marcels Einstellung. Er ist sehr ehrgeizig, möchte immer besser werden. Zugleich ist er wissbegierig, er saugt alles auf, was man ihm sagt.“

Marcel Lotka fängt den Ball.
Voller Einsatz im BVB-Trainingslager in Belek: Marcel Lotka (M.). © BVB / Jens Volke

Mentalität, Sprungkraft und Siegeswille sind bei Lotka bereits stark ausgeprägt. Verbessern kann er noch seine fußballerischen Fähigkeiten und die Spieleröffnung. „Es gibt natürlich auch noch ein paar kleine Stellschrauben, an denen wir arbeiten“, sagt Feldhoff. Deshalb gehen beide drei- bis viermal pro Woche in den Footbonauten. In dem 14x14 Meter großen Trainingskäfig werden dem Spieler von acht speziell programmierten Wurfmaschinen Bälle zugespielt. Es geht darum, Technik, Wahrnehmung und Handlungsschnelligkeit zu verbessern. Beim ersten Mal hat Feldhoff Lotka gefragt, ob er Lust habe, den Footbonauten auszuprobieren.

BVB-U23: Ingo Preuß lobt Marcel Lotka

Hatte er. Seither ist es umgekehrt. Regelmäßig fragt Lotka seinen Torwart-Trainer, ob sie gemeinsam dort eine Runde trainieren können. „Der Footbonaut ist wirklich cool. Er trainiert das periphere Sehen. Als Torhüter ist die Orientierung enorm wichtig. Denn auf dem Feld musst du ja auch wissen, wo die Mitspieler sind und wo die Gegner. Die Arbeit damit hat mir sehr geholfen“, sagt Lotka.

Dass er ambitioniert ist, hat der gebürtige Duisburger schon kurz nach seinem Wechsel zum BVB gezeigt. „Ich will längerfristig natürlich im Tor der ersten Mannschaft in der Bundesliga stehen, deswegen bin ich gekommen“, hatte Lotka Ende Juni selbstbewusst verkündet. Ein entsprechendes Medienecho folgte. Später revidierte Lotka in einem Interview mit den Ruhr Nachrichten, dass das nicht als Kampfansage an Gregor Kobel zu verstehen gewesen sei. Am Schweizer Keeper gibt es bei Borussia Dortmund (auf absehbare Zeit) kein Vorbeikommen. Mittelfristig aber könnte Lotka womöglich den zehn Jahre älteren Alexander Meyer als Nummer zwei beerben. „Er ist ein Torwart, der Zukunft hat. Wenn er so bleibt wie er ist, wird er eine ordentliche Karriere machen“, prophezeit Ingo Preuß.

Lotka will Klassenerhalt mit der BVB-U23

Doch das ist Zukunftsmusik. Für Lotka zählt nur das Hier und Jetzt. Sich auf den Moment zu konzentrieren, hat ihm schon einmal geholfen, als er mit Hertha BSC im Abstiegskampf gefordert war. Mit den Berlinern feierte er schließlich den Klassenerhalt. Der ist auch mit der BVB-U23 in der 3. Liga das Ziel.

Dafür arbeite das Team hart in Belek, sagt Lotka. Auch im Trainingslager an der türkischen Riviera wirft er sich mit Verve in jeden Ball. Er freut sich über jede Kugel, die er abwehrt – und hadert, wenn ihn die Mitspieler überlisten. „Wenn ich als Torwart in ein Spiel gehe, möchte ich kein Gegentor kassieren. Selbst wenn der Ball unhaltbar ist, ärgere ich mich hinterher“, verrät Lotka.

BVB-Torhüter Lotka: „Ich bin einfach emotional“

In Pflichtspielen kann er mitunter schimpfen wie ein Rohrspatz, wenn es nicht so läuft. „Auch wenn er manchmal aggressiv wirkt, wenn er hinten meckert, tritt er kameradschaftlich auf und ist ein lieber Kerl“, stellt Preuß klar. Und dennoch gehört das Meckern noch zu den Defiziten, die Lotka abstellen muss. Manchmal pusht er seine Mitspieler ein wenig zu viel. „Seine Emotionen sind für unser Spiel wichtig. Er muss aber lernen, sie noch besser zu kanalisieren“, empfiehlt Feldhoff.

„Ich bin einfach emotional. Ich war in Berlin so, das bin ich auch hier in Dortmund. Das gehört für mich dazu. Ich denke, dass diese emotionale Art der Mannschaft auch weiterhilft. Ich versuche als Torwart die Jungs zu pushen, dass sie keine Scheu zeigen sollen“, entgegnet Lotka. Großen Ehrgeiz zu bändigen ist eben eine große Aufgabe. Aber der stellt sich Marcel Lotka besonders gern.

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