Sigrid Ariane Schanofski leitet die „Marco Polo“-Apotheke in Dortmunds Kreuzviertel. Sie mag den Namen, der auf den Entdecker aus Venedig anspielt. „Er hat Heilkräuter von Asien nach Europa gebracht“, erläutert Schanofski. Daher sei er auch ein passender Namensgeber für eine Apotheke. Die an der Kreuzstraße sei zudem die einzige in Deutschland, die so heißt.
Doch vor mittlerweile rund elf Jahren wurde die Apotheke vorübergehend umbenannt. Und Sigrid Ariane Schanofski weiß noch genau, wie sie damals vor dem Haus stand und es kaum glauben konnte. Es war an einem Donnerstagmorgen, der 2. Mai 2013, zwei Tage nach dem triumphalen Weiterkommen des BVB gegen Real Madrid im Champions-League-Halbfinale.
Eine Nacht-und-Nebel-Aktion
„Ich bin über die Hohe Straße zur Arbeit geradelt und habe mich gewundert, warum so viele Leute vor der Apotheke stehen“, erinnert sich Schanofski. Erst dann sei ihr der Schriftzug an der Fassade aufgefallen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hatten BVB-Fans die Pharmazie in die „Marco Reus“-Apotheke verwandelt. „Die hatten so einen Pappkasten angefertigt und da draufgesetzt.“ Das „Polo“ war verdeckt, dafür der Name des heutigen BVB-Kapitäns zu lesen.

„Ich habe es mit Humor genommen. Es wurde ja nichts beschädigt“, sagt Schanofski. Sie hat bis heute keine Ahnung, wie genau den Fans die Umbenennung gelungen war. „Die müssen das irgendwann mal abgemessen haben.“ Damals, an dem Donnerstagmorgen, war Sigrid Ariane Schanofski erst mal perplex – und die Apotheke plötzlich weit über die Grenzen Dortmunds hinaus bekannt.
Französische Zeitung berichtete
Schanofski bekam eine Menge Medienanfragen. „Die Zeitungen riefen an, die Radiosender auch. Sogar das Fernsehen war hier“, erinnert sie sich. BVB-Fans kamen, um sich vor dem Schriftzug zu fotografieren. „Wir hatten viele neue Kunden in der Zeit“, sagt Schanofski. Sie baten die Apothekerin darum, den Pappkasten dort zu lassen, wo er war. „Ich hätte ihn sowieso nicht allein abnehmen können“, erzählt Schanofski und lacht.

Also blieb die Reus-Widmung bis zum Finale gegen die Bayern bestehen und die Apotheke im Kreuzviertel wurde immer bekannter. Sogar eine Zeitung aus Frankreich berichtete über die kuriose Aktion der Fans. Ein bayerischer Radiosender nahm den Streich zum Anlass, über Namensvorschläge für ähnliche Umbenennungen in München zu grübeln.
Kunden brachten ausgeschnittene Zeitungsberichte in die Apotheke. Sigrid Ariane Schanofski hat sie aufgehoben. Einen Mitschnitt aus der Sendung des bayerischen Radiosenders hat sie auch archiviert.

„Damals war so eine fröhlich-aufgekratzte Stimmung in der Stadt“, erinnert sich Schanofski an den Mai 2013. „Es war gutes Wetter, alles hat sich draußen abgespielt.“ Sie hatte ihren Spaß an der Reus-Widmung und der Aufmerksamkeit, die diese nach sich zog – mit all den Schaulustigen vor der Apotheke. „Ich dachte, vielleicht kommt Marco Reus auch mal persönlich vorbei“, sagt sie. Kam er aber nicht.
Pappkasten ist verschwunden
Was seinerzeit mit dem Reus-Pappkasten passiert ist, weiß Schanofski nicht. Möglicherweise sei er einer Aufräum-Aktion zum Opfer gefallen. Wenn sich ihre Apotheke noch einmal in die „Marco Reus“-Apotheke verwandeln würde, wäre sie jedenfalls nicht sauer. „Das wäre lustig.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 24. Mai 2023. Wir haben ihn aufgrund des großen Interesses erneut veröffentlicht und inhaltlich aktualisiert.
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