
© Christopher Neundorf/Kirchner-Media
Kommentar: BVB-Profi Jadon Sancho muss endlich die Kurve bekommen
Borussia Dortmund
BVB-Profi Jadon Sancho steht mal wieder im Fokus. Leider nicht wegen seiner sportlichen Leistung – sondern einer Party in London. Es ist nicht sein erster Fauxpas. Dirk Krampe kommentiert.
Michael Zorc hatte es mit Nachsicht versucht, als er genau vor einem Jahr über den damals noch 19-jährigen Jadon Sancho sagte, es sei irgendwie ja auch normal und verständlich, dass junge Menschen ihre Grenzen austesten würden. Damals war Sancho zu spät von einer Länderspiel-Reise zurückgekehrt, der Verein strich ihn als Konsequenz aus dem Kader für das folgende Ligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Sancho hat beim BVB schon Spielersitzungen verschlafen, er kam mehrfach zu spät zum Training. Und im Sommer tauchten schon einmal Fotos von ihm auf einer Party in London auf. Jetzt missachtete Sancho auch noch die geltenden Corona-Regeln in England. Es ist beileibe nicht sein erster Fauxpas.
Wie soll der BVB Jadon Sancho bestrafen?
Wie nun mit dieser Verfehlung umgehen? Über eine Geldstrafe dürfte der mit acht Millionen Euro brutto im Jahr fürstlich bezahlte Engländer nur müde lächeln, überhaupt dürfte Borussia Dortmund ihm die nur dann aufbrummen, wenn der BVB direkt betroffen wäre. Das wäre zum Beispiel dann der Fall, wenn Sancho am Ende einer solchen Länderspielphase gegen die Corona-Regeln verstoßen würde und der BVB ihn als Konsequenz darauf in der Bundesliga ohne zwei negative Tests nicht einsetzen dürfte.
Das Grundproblem bleibt so oder so bestehen: Es scheint mit der Einsicht eines Fehlverhaltens ja nicht allzu weit her zu sein bei ihm. Schuld sind dann zu oft die anderen. Sein Teamkollege, für den die Party organisiert wurde, hat sich schnell und glaubhaft entschuldigt. Von Sancho kam diese erst am späten Nachmittag mit reichlich Verspätung und eher halbherzig.
BVB-Profi Jadon Sancho hätte es besser wissen müssen
Ob er nun naiv handelt oder es ihm schlicht egal ist – Sancho sollte längst begriffen haben, dass er in England nicht unerkannt auf einer Party unterwegs sein kann. Er hat vielleicht wirklich nicht gewusst, dass so viele Menschen zu dieser Party kommen würden, er hätte aber, als er dies bemerkte, ja sofort gehen können. Sancho sollte auch wissen, welche Folgen sein Handeln nach sich zieht, seinen englischen Teamkollegen und seinem Land hat er mit dieser Aktion einen Bärendienst erwiesen.
Sancho muss endlich die Kurve zu mehr verantwortungsvollem Handeln bekommen und erwachsen werden. Nur dann kann er sein besonderes Talent als Fußballer veredeln und nur dann kann aus ihm ein besonderer Profi werden.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
