Als eine Viertelstunde vor dem Ende in der RB-Arena kurzzeitig die Stadionbeleuchtung ausfiel, war das sinnbildlich für den Abend von Borussia Dortmund. Während in Leipzig der Strom direkt wieder ansprang, war beim BVB von Beginn an der Stecker gezogen. Saft- und kraftlos kassierte er eine verdiente und in der Höhe noch schmeichelhafte 0:2-Niederlage. Im Viertelfinale des DFB-Pokals ist damit Endstation. Das Duell mit den Sachsen bot nach der Demütigung gegen die Bayern die Chance auf rasche Rehabilitation. Stattdessen kassierte Schwarzgelb den nächsten Wirkungstreffer.
Leipzig überrollt den BVB
RB machte von Beginn an klar, wer Herr im Haus ist. Leipzig entfachte Dauerdruck, von dessen Vehemenz und Wucht die Dortmunder vollkommen überrumpelt wurden. Wie schon in München stand Gregor Kobel unfreiwillig häufig im Fokus. Bereits nach drei Minuten musste der Schweizer erstmals zur Ecke klären, als Benjamin Henrichs den in den freien Raum startenden Konrad Laimer bediente und der nach Doppelpass mit Timo Werner abzog. Auch nach der anschließenden Ecke war der BVB-Torhüter beim strammen Schuss von Henrichs (4.) zur Stelle.
Dass die Sachsen das konterstärkste Team der Bundesliga sind, davor hatte Edin Terzic im Vorfeld explizit noch gewarnt. Ein Mittel dagegen fand seine Mannschaft nicht. Die Borussen standen zu weit weg von ihren Gegenspielern, waren im Zweikampf nicht präsent, hatten kaum einmal Zugriff. Der BVB war schlicht überfordert vom Tempo der Gastgeber, die viel zu viele Räume hatten, um immer wieder überfallartig in die Dortmunder Hälfte einzudringen.
BVB startet überraschend ohne Bellingham
Vor allem über die Außen stürzte RB die Schwarzgelben immer wieder in Verlegenheit. Dani Olmo und der immer wieder tief aus der eigenen Hälfte startende Mohamed Simakan waren im ersten Durchgang kaum zu bändigen. Gleich zweimal parierte Gregor Kobel gegen den Spanier Olmo (6./8.) – kurz darauf klärte Mats Hummels beherzt gegen Simakan (10.). Der BVB-Routinier war neben Salih Özcan und Donyell Malen einer von drei Neuen in der BVB-Startelf, die erwartbar ohne Schlotterbeck und Haller, aber überraschend ohne Jude Bellingham auskommen musste.
Das Fehlen des Engländers, der aus Gründen der Belastungssteuerung zunächst nur auf der Bank Platz nahm, war an allen Ecken und Enden zu spüren. Der BVB schaffte es in den ersten 45 Minuten nicht, das Geschehen zu beruhigen oder selbst mal für offensive Entlastungsmomente zu sorgen. Die einzige Torannäherung gab es nach 21 Minuten per Distanzschuss durch Julian Ryerson.
BVB-Defensive in Leipzig unter Dauerdruck
Auf der Gegenseite flogen die Bälle immer wieder in die Dortmunder Gefahrenzone. Schon nach zwölf Minuten hätte der BVB in Rückstand geraten können. Nach einem Fehler im Spielaufbau – Simakan fing einen Pass von Raphael Guerreiro auf Emre Can ab – ging es wieder viel zu schnell für die Borussia, die sich erneut bei Schlussmann Kobel bedanken konnte, der sein Team mit einer starken Fußabwehr gegen Dani Olmo (12.) vor dem 0:1 bewahrte.
Nach 22 Minuten konnte aber auch der Schweizer nicht mehr helfen. Eine Dortmunder Fehlerkette sorgte für die verdiente Leipziger Führung. Brandt und Can agierten zu zaghaft gegen Dominik Szoboszlai, Hummels wurde im Vorwärtsgang von Simakan überlaufen, der legte quer für den von Niklas Süle nicht attackierten Timo Werner – 1:0. Und so ging es weiter: Immer wieder ließ RB die Dortmunder Defensive mit ihren vertikalen Bällen und Tiefenläufen alt aussehen. Nach 34 Minuten waren bereits 12:1 Torschüsse für die Sachsen notiert. Der BVB fand praktisch nicht statt.
Bynoe-Gittens mit der einzigen BVB-Chance
Dass es lediglich 0:1 zur Halbzeit stand, war noch das Positivste an der ersten Hälfte – und kein Selbstverständlichkeit, wenn Timo Werner in der 39. Minute einen Konter selbst abgeschlossen hätte, statt auf Laimer querzulegen. Nach der Pause stellte Edin Terzic auf eine Dreierkette um und brachte in Youssoufa Moukoko eine weitere Offensivkraft. Das zeigte zunächst keine Wirkung. Nach 63 Minuten kam deshalb Jude Bellingham für Brandt. Doch auch das brachte nicht die erhoffte Wende. Stattdessen vereitelte Kobel bei einem weiteren Konter gegen Laimer (78.) abermals den zweiten Gegentreffer. Der BVB fand kein Durchkommen - mit der besten Chance scheiterte Bynoe-Gittens an Blaswich (90.+6). Im Gegenzug machte RB mit einem weiteren Konter durch Willi Orban mit dem 2:0 (90.+7) den Deckel drauf.
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