BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl steht am Spielfeldrand.

Sportdirektor Sebastian Kehl sah eine verdiente BVB-Niederlage in Leipzig. © imago / Kirchner-Media

Kehl über BVB-Rückschlag in Leipzig: „Das haben wir uns nicht verdient“

rnBorussia Dortmund

Der BVB erlebt in Leipzig den zweiten Rückschlag der noch jungen Bundesliga-Saison. Sportdirektor Kehl sucht nach Gründen für das 0:3.

Leipzig

, 11.09.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Man hätte durchaus annehmen können, dass dieser Sieg über seinen ehemaligen Arbeitgeber, dazu noch in dieser Art und Weise, in Marco Rose eine gewisse Befriedigung ausgelöst hätte. Doch der RB-Trainer vermittelte durchaus glaubhaft, dass er trotz des 3:0-Erfolges seiner erst vor drei Tagen übernommenen Leipziger über den BVB meilenweit weg von einer Art Genugtuung sei. „Das macht nichts mit mir.“

Der BVB verschafft Rose einen perfekten Einstand bei RB Leipzig

Anders als Spieler, die nach einem Tor gegen ihren Ex-Klub oftmals fast entschuldigend die Hände in die Luft heben, übte sich der 45-Jährige beim Jubel aber auch nicht unbedingt in Zurückhaltung. Wieso auch? „Es war ein wichtiges Spiel für RB Leipzig. Und dort bin ich jetzt Trainer.“ Und so ballte Rose die Faust, sprang in die Luft, schrie die Freude aus sich heraus, als Willi Orban Leipzig nach einem Eckball in Führung köpfte (6.).

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Nur wenige Tage hatte Rose Zeit, dem in Fußball-Deutschland oft kritisierten, aber äußerst professionell aufgestellten, zuletzt allerdings kriselnden Klub aus Sachsen zumindest in Teilen seine Grundidee einzuflößen. „Ich versuche für eine gewisse Art Fußball zu stehen. Die Jungs haben es direkt vermittelt bekommen.“ Das kennt man noch aus Dortmund. Da hatte er Ähnliches versucht, war aber nicht zuletzt wegen des nicht unbedingt zum Spielstil passenden Personals gescheitert. Die Fachleute dieser Welt waren sich allerdings schon nach Roses Vorstellung in Leipzig einig, dass das bei RB anders sein wird. Rose kennt den RB-Kosmos, hat einige seiner heutigen Akteure (Xaver Schlager, Dominik Szoboszlai) schon in Salzburg betreut und verfügt darüber hinaus über sämtliches Spielermaterial, das er benötigt.

BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl: „Zu viele leichte Ballverluste“

Das bekam der BVB am Samstag in der Red Bull Arena eindrucksvoll zu spüren. Die Leipziger, die die Last der vergangenen Wochen durch den Führungstreffer ffrüh abgeschüttelt hatten, pressten enorm hoch, nervten die Borussen schon am eigenen Sechzehner und schalteten nach Ballgewinn blitzschnell um. Völlig überraschend kam das für die Dortmunder kaum, Mittel und Wege fanden sie dennoch nicht.

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„Dass Leipzig gerade unter Marco Rose eine hohe Intensität an den Tag legen und klar und zielstrebig hinter die Kette spielen wird, das war uns bewusst. Wir haben es aber nicht verstanden, diese Stärken zu unterbinden“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl am Sonntag im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Es gab zu viele leichte Ballverluste, auch in Räumen, die uns wehgetan haben. Wir sind schon enttäuscht. Wir hätten durch einen Sieg einen größeren Abstand zu dem Konkurrenten herstellen und unseren Lauf fortsetzen können. Das haben wir uns aber ehrlich gesagt auch nicht verdient.“

Wie beim 2:0 (45.), als Jude Bellingham im Aufbau einen Fehlpass auf Mohamed Simakan spielte – und der das Leder direkt zu Szoboszlai weitergab. Die aufgerückten Schwarzgelben bekamen keinen Zugriff, der Ungar legte sich den Ball zwei Meter vor und knallte ihn in den Winkel.

Der BVB fehlt die Geschwindigkeit auf den offensiven Außenpositionen

Ähnlich zielstrebig vorgetragene Angriffe suchte man auf Dortmunder Seite vergeblich. Wenn es mal gelang, die erste Pressinglinie schnell zu überspielen, war aufgrund von Tempo-Defiziten in den direkten Duellen und einem zu verhaltenen Nachrücken schnell Schluss. Die bittere Bilanz: nur vier Abschlüsse, keiner davon aufs Tor. „Das Tempo durch die Flügelspieler war sicherlich etwas, was uns gefehlt hat. Da müssen wir nicht drumherum reden“, sagte Kehl und verwies auf die Ausfälle von Karim Adeyemi, Donyell Malen, Jamie Bynoe-Gittens und Thorgan Hazard, um zumindest einen Ansatz für die harmlosen Offensivbemühungen zu finden.

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Am Ende stand ein dicker Dämpfer für den BVB und der perfekte Einstand für Marco Rose. Amadou Haidara (84.) hatte – erneut nach hohem Ballgewinn – das Ergebnis noch in die Höhe geschraubt. Während sich der BVB-Fanblock, dem die Ultras aus Boykottgründen gegen RB erneut ferngeblieben waren, sich schnell leerte, feierten die Leipzig-Anhänger lautstark ihren neuen Volkshelden, der allerdings zunächst noch Interviews geben musste, bei denen er unter anderem noch einmal betonte: „Ich wünsche dem BVB, Edin und den Jungs persönlich alles Gute“, sagte Rose. „Aber meine Aufgabe ist es, mit Leipzig erfolgreich zu sein, möglicherweise besser als der BVB.“ Am Samstag gelang das.