Wenn man so lange auf seine richtige Chance warten muss wie Julian Brandt, dann ärgern vergebene Torgelegenheiten wie die in der 73. Minute beim 2:3 gegen die Türken doppelt. „Den“, meinte Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler, „kann ich machen. Ich hätte den Ball nur ein wenig anheben müssen.“ Allein war der 27-Jährige auf den türkischen Torhüter Altay Bayindir zugelaufen. Der Winkel war zugegebenermaßen etwas spitz, Brandt versuchte es flach in die lange Ecke, sein Gegenüber ahnte das Vorhaben und entschärfte den Ball.
BVB-Profi überraschend in der DFB-Startelf
Brandt wird wissen, dass ein eigenes Tor in dieser Situation einen dicken Strich auf der Positivliste von Julian Nagelsmann nach sich gezogen hätte. Als der Bundestrainer nach dem Spiel von „acht hundertprozentigen Chancen“ sprach, die dem Verlauf auch eine andere Richtung hätten geben können, musste sich auch der formstärkste Dortmunder der noch jungen Saison angesprochen fühlen.
Nagelsmann hat auf wenigen Positionen so viel Auswahl und eine so hochkarätige Besetzung wie in den Bereichen, wo Julian Brandt spielen kann. Im 4-2-3-1 oder 4-2-2-2 heißen die Konkurrenten Jamal Musiala, Leroy Sané, Serge Gnabry oder Florian Wirtz, allesamt Spieler mit dem Qualitäts-Prädikat „Weltklasse“, wie der deutsche Trainer formulierte. Gern, so Nagelsmann, hätte er davon zehn gleichzeitig auf dem Platz, realistisch ist das aber nicht.
Auch ein Kai Havertz, ein alter Brandt-Kumpel aus Leverkusener Tagen, muss sich dieser Situation stellen und zögerte daher nicht, angesichts drohender Zeiten auf der Ersatzbank statt auf dem Rasen, dem von Nagelsmann am Samstag aus dem Hut gezauberten Linksverteidiger-Experiment zuzustimmen. Brandt hat in seinem Verein in Dortmund schon ähnliche Flexibilität nachgewiesen, zuletzt im Pokalspiel gegen Hoffenheim, dass er in einem 4-2-3-1 auf der offensiven Achterposition bestritt.

In seinem ersten Länderspiel über mehr als 45 Minuten seit Juni (3:3 gegen die Ukraine) wechselten sich Licht und Schatten beim Dortmunder Blondschopf ab. Brandt war viel unterwegs und einer der laufstärksten deutschen Spieler, ihm gelang es aber zu selten, sich dem Pressing der Türken zu entziehen. Und im Zweikampf (nur 33 Prozent gewonnener Duelle) setzte ihm der robuste Körpereinsatz der Gegenspieler zu.
BVB-Profi Brandt: „Es geht um den Erfolg“
Es gehe nicht darum, hat Brandt im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt, „dass der Brandt viel spielt. Es geht um den Erfolg der Mannschaft.“ Julian Brandt ist sich seiner Rolle im DFB-Team bewusst. Helfen, wenn seine Hilfe gefordert ist, keinen Stunk machen, wenn der Trainer anderen eher vertraut. Eher das scheint aktuell auch seine Perspektive Richtung Heim-Europameisterschaft zu sein.
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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 19. November 2023.