„19.09 Uhr - der schwarzgelbe Talk“

Jadon Sancho in fünf Jahren noch beim BVB? Das sagt Hans-Joachim Watzke

Für viele Fans steht jetzt schon fest: Jadon Sancho wird im kommenden Sommer zum neuen Rekordtransfer des BVB. Hans-Joachim Watzke tritt entschieden auf die Bremse - stellt sich aber auch der Realität.

Dortmund

, 14.08.2019 / Lesedauer: 4 min

© David Inderlied

Vereinsmanager mit dem großen Geldkoffer und einer Offerte für den 18-jährigen Shooting-Star aus England sind Watzke in diesem Frühjahr nicht über den Weg gelaufen. Die Kommunikations-Strategie, schon sehr früh unmissverständlich klar zu machen, dass der Spieler die Saison 2019/20 auf jeden Fall im Trikot von Borussia Dortmund bestreiten wird, hat gefruchtet.

Dazu passte, dass auch der Spieler selbst seine nahe Zukunft in Dortmund sieht. Einen hohen Funktionär habe es gegeben, der es dennoch versucht habe, verriet Watzke als Gast bei „19.09 – der schwarzgelbe Talk“. Auch der lief gegen eine Wand.

120, 150 oder gar 200 Millionen Euro? Alles ist möglich

Sanchos Zukunft ist schon vor dem Start der am Samstag beginnenden Saison ein permanentes Thema. Allgemeiner Tenor: Wenn der Dribbelkünstler die Leistungen der vergangenen Spielzeit bestätigen kann und sich sogar noch weiterentwickelt, wird er im kommenden Sommer der nächste BVB-Transfer mit einer Ablösesumme in neunstelliger Größe. Grenzen scheinen kaum gesetzt, 120, 150 oder gar 200 Millionen Euro? Alles ist möglich.

Watzke sieht sich und den BVB naturgemäß in einer komfortablen Ausgangsposition. Auch deshalb trat er am Dienstagabend vor den rund 150 geladenen Gästen im Lensing Conference Center verbal deutlich auf die Bremse. Dass Sancho in fünf Jahren noch bei Borussia Dortmund spiele, „würde ich jetzt nicht sagen. Ich würde es aber genauso wenig kategorisch ausschließen.“

Vertrag mit Sancho im Oktober 2018 verlängert

Das war mal ein Wort, aber Watzke wollte sich so weit dann doch nicht aus dem Fenster lehnen. Borussia Dortmund hat erst im Oktober 2018 den Vertrag mit dem Senkrechtstarter bis 2022 verlängert, das bedeutet aber natürlich nicht, dass er auch so lange in Dortmund spielen wird. Schon damals war Sancho einer der begehrtesten Nachwuchsspieler Europas, die Top-Klubs aus England gaben sich im Bekunden ihres Interesses an einer Verpflichtung die Klinke in die Hand.

Die Vertragsverlängerung durfte der Klub daher durchaus als Zeichen der Wertschätzung verstehen. Eine Wertschätzung, die Borussia Dortmund auch dem Spieler entgegengebracht hatte und die seinen Stern erst so richtig aufgehen ließ.

Watzke: „Wenn er es nicht so sieht, dass dieser Klub ihm die besten Möglichkeiten bietet, hat es auch keinen Zweck“

Ungeachtet aller Für und Wider: Kann Sancho seine Leistungen aus der abgelaufenen Spielzeit wiederholen, dürfte es schwer werden, ihn über das Ende der kommenden Saison hinaus an den BVB zu binden. Watzke weiß auch das. „Wenn er es nicht so sieht, dass dieser Klub ihm die besten Möglichkeiten bietet, hat es auch keinen Zweck“, erklärte er.

Dass der Engländer die Blütezeit seiner Karriere eher in der Premier League und in seiner Heimat sieht, davon ist auszugehen. Es geht allein darum, wann er den richtigen Zeitpunkt für gekommen sieht, wann auch für Borussia Dortmund der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sportliche und wirtschaftliche Aspekte in Einklang zu bringen.

Das würde der BVB mit den Sancho-Einnahmen machen

Bleibt Sancho auf Kurs, wird er den Transferrekord von Ousmane Dembélé übertreffen. Um das vorherzusagen, muss man angesichts weiter explodierender Summen auf dem Transfermarkt kein Prophet sein. Was der BVB dann mit den vielleicht 150 oder mehr Millionen Euro anfange? Watzke räumte gleich mit dem Vorurteil auf, die erlöste Summe in Gänze reinvestieren zu können. „Da sind dann vielleicht noch frühere Vereine zu beteiligen, und dann nimmt dir der Fiskus ja auch noch einen guten Teil weg.“

Borussia Dortmunds Weg, so Watzke, bleibe eher, „den nächsten Sancho zu finden“. Oder frühzeitig günstige Konstellationen für sich auszunutzen, wie im Fall von Julian Brandt, dessen Marktwert deutlich höher ist als die nur 25 Millionen Euro, die die Borussia dank der festgeschriebenen Ablösesumme an Bayer Leverkusen bezahlen musste.

„Ein Spieler allein gewinnt dir keinen Titel“

Dass Borussia Dortmund eines Tages ungeachtet dieser Strategie auch einmal deutlich höher ins Preisregal greifen könnte, wollte Watzke nicht ausschließen. „Davon müssten wir aber zu 100 Prozent überzeugt sein.“ Normalerweise, fügte er an, „gewinnt dir ein Spieler allein keine Titel.“